Für Daimler-Chef Zetsche läuft es rund. Die neue E-Klasse bringt Schwung. Foto: dpa

Daimler ist auf Rekordfahrt und verwöhnt die Aktionäre mit einer Spitzendividende. Das dürfte auch auf der Hauptversammlung für gute Stimmung sorgen.

Berlin - Es ist erst drei Jahre her, dass Daimler-Chef Dieter Zetsche in der Hauptversammlung einen schweren Stand hatte. Die Aktionäre wollten nach schwierigen Zeiten und Turbulenzen im Aufsichtsrat endlich Erfolge sehen. Zetsche vertröstete die Anteilseigner damals auf die Zukunft. „Der eingeschlagene Weg ist richtig. Wir werden ihn gehen – unbeirrt vom Auf und Ab der Märkte. Konsequent und beharrlich“, versicherte der Manager mit dem markanten Schnauzbart. Die Beharrlichkeit hat sich ausgezahlt. Bereits beim Aktionärstreffen im vorigen Jahr war die Tonlage ganz anders. Zetsche gab Gas und verkürzte den Abstand im Wettkampf mit Audi und BMW um den Titel des weltweit führenden Premiumherstellers. Das gefiel den Aktionärsvertretern. Derzeit laufe fast alles rund unter dem Stern, der Stuttgarter Autobauer sei zurück in der Erfolgsspur, lobten die Redner.

Weiteres gutes Jahr in Sicht

Auf der Hauptversammlung an diesem Mittwoch dürfte Zetsche noch mehr Lob für seine Leistungen ernten. Der Konzern hat eindrucksvolle Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr vorgelegt, die Autosparte Mercedes-Benz Cars, die den Löwenanteil zum Gewinn des Konzerns beisteuert, schafft eine höhere Rendite als Audi und BMW. Der Daimler-Chef dürfte in seiner Rede im Berliner City Cube bekräftigen, dass auch das laufende Jahr voraussichtlich gut ausfallen wird. Auf der Jahrespressekonferenz im Februar hat Zetsche angekündigt, dass der Konzerngewinn trotz weltwirtschaftlicher Unwägbarkeiten wohl zumindest leicht steigen werde. Den größten Beitrag zum Umsatzwachstum soll wieder China leisten, wo die Stuttgarter auf einer Erfolgswelle schwimmen, nachdem sie dort ihre Baustellen beseitigt haben. Hinzu kommt ein deutlicher Schub durch die neue Generation E-Klasse, die das profitabelste Herzstück der Modellpalette bildet. Wenn es gut läuft, könnte Mercedes-Benz in diesem Jahr beim Absatz die Rivalen Audi und BMW überholen, und ein Ziel erreichen, das eigentlich erst für 2020 angepeilt war.

Großer Andrang zur Hauptversammlung

Daimler verwöhnt die Aktionäre für das vergangene Jahr mit einer Dividende von 3,25 Euro je Aktie, die ebenso wie die Ausschüttungssumme von 3,5 Milliarden Euro so hoch ist wie nie. Ein Wermutstropfen ist allerdings, dass der Kurs der Aktie trotz der geschäftlichen Erfolge heute niedriger ist als bei der letzten Hauptversammlung. Viele Analysten sehen hier jedoch ein deutliches Aufwärtspotenzial und empfehlen das Papier zum Kauf. So liegt das Kursziel etwa bei Klaus Breitenbach von der Baader Bank bei 90 Euro, Marc Rene Tonn von Warburg Research legt die Latte gar auf 98 Euro. Aktuell liegt der Kurs bei rund 63 Euro. Das Interesse an der Hauptversammlung ist groß. Rund 6000 Aktionäre haben sich angemeldet – etwa 1000 mehr als im vergangenen Jahr nach Berlin gekommen waren.

Kritische Fragen zu Aufsichtsratschef Bischoff

Kritische Fragen dürften bei dem Aktionärstreffen indes zur geplanten Verlängerung des Vertrags von Aufsichtsratschef Manfred Bischoff gestellt werden. Laut Geschäftsordnung des Daimler-Aufsichtsrats können für eine volle Amtszeit „in der Regel“ nur Kandidaten vorgeschlagen werden, die nicht älter als 72 Jahre sind. Bischoff wird in diesem Monat jedoch schon 74. Das Kontrollgremium beruft sich bei seinem Vorschlag zur Verlängerung des Mandats darauf, dass Bischoff eben die Ausnahme von der Regel sei. Wenn Bischoff nun voraussichtlich mit der Hauptversammlung 2021 den Stab weitergibt – womöglich an den heutigen Daimler-Chef Zetsche – wird er fast 79 Jahre alt sein. Das hat schon ein Grummeln unter den Anteilseignern ausgelöst, die monieren, dass dies kein Zeichen für eine gute Corporate Governance sei, denn eine gute Unternehmensführung verlange einen früheren Wechsel an der Spitze des Kontrollgremiums.