Gute Mienen bei der Jahrespressekonferenz im Februar: Daimler-Finanzvorstand Bodo Uebber (li.), Daimler-Chef Dieter Zetsche und der Chef der Lkw-Bereichs, Martin Daum Foto: AFP

Daimler-Finanzchef Uebber wirft hin, obwohl er ein riesiges Projekt verantwortet, meint unser Autor Klaus Köster.

Stuttgart - Das geplante Ausscheiden von Daimler-Chef Dieter Zetsche führt im Vorstand des Stuttgarter Konzerns offenbar zu einem größeren Stühlerücken. Nachdem durch den Aufstieg von Ola Källenius zum neuen Konzern- und Mercedes-Chef bereits der Posten des Entwicklungsvorstands frei wurde, macht nun auch Finanzchef Bodo Uebber einen Vorstandsposten frei. Ins Amt des Entwicklungschefs kommt mit Markus Schäfer ein erfahrener Manager, der neue Technologien weit vorangetrieben hat. Dass beim Chefwechsel nun auch der Finanzchef abhanden kommt, ist aber mehr als nur ein Schönheitsfehler.

Mit dem Plan, den Konzern in drei Teile zu zerlegen und gigantische Geschäftsbereiche rechtlich und bilanziell auf eigene Füße zu stellen, hat Uebber eine Herkulesaufgabe angepackt. Die Flanke, die er sich als Finanzchef vorgelegt hat, hätte er gern als Chef der Daimler-Holding verwandelt. Doch nun wirft er die Brocken hin – offenbar enttäuscht darüber, dass Aufsteiger Källenius an ihm vorbeigezogen ist.

Verantwortung für ein riesiges Projekt

An ambitionierten Vorstandsmitgliedern, die ihrem Unternehmen frustriert den Rücken kehren, ist Daimler nicht gerade arm. Als Dieter Zetsche vor 13 Jahren zum Konzernchef gekürt wurde, tauchte das Vorstandsmitglied Eckhard Cordes regelrecht ab und reichte die Kündigung ein. Auch die Vorstandsmitglieder Wolfgang Bernhard und Andreas Renschler haben den Konzern einst wegen unerfüllbarer Karriereträume verlassen.

Uebber aber kommt dem Konzern zu einer Zeit abhanden, da er eines der umfangreichsten Projekte der Daimler-Geschichte angestoßen hat. Er hat eine Verantwortung angenommen, der er nun aus eigenem Entschluss nur noch bedingt gerecht werden kann. Das ist sein Recht – doch gutheißen würde man ein solches Verhalten auch bei einem niedriger gestellten Mitarbeiter nicht.