Bodo Uebber gilt als zupackend. Foto: Daimler

Bodo Uebber will Ende 2019 den Daimler-Vorstand verlassen, damit der künftige Vorstandschef Ola Källenius die Konzernspitze neu aufbauen kann. Autoexperten zollen dem Daimler-Finanzchef Lob und Respekt.

Stuttgart - Die Daimler-Mitteilung vom Sonntag war äußerst knapp: der Finanzvorstand Bodo Uebber strebt keine Verlängerung seines Vertrags an, der noch bis Dezember 2019 läuft, hieß es darin. Mehr war nicht zu erfahren. Am Montag nun lieferte der Stuttgarter Autobauer die Begründung nach: „Es ist mir nicht leicht gefallen. Aber jetzt ist für das Unternehmen der richtige Zeitpunkt, auch meine Aufgaben in jüngere Hände zu legen. Die vor uns liegende Wegstrecke mit ihren fundamentalen Veränderungen erfordert auch in der Unternehmensführung eine langfristige Kontinuität“, begründet Uebber seine Entscheidung. Ende 2019 war Uebber dann 16 Jahre lang Daimler-Finanzchef.

Damit kommt es zu einem noch umfangreicheren Wechsel im Daimler-Topmanagement als bisher bekannt. Auf der Hauptversammlung im Mai 2019 wird der langjährige Daimler-Chef Dieter Zetsche (65) dieses Amt an Forschungschef Ola Källenius (49) übergeben, hat Daimler bereits Ende September angekündigt. Zetsche selbst will nach einer zweijährigen Abkühlungsphase in das Kontrollgremium wechseln und dort Aufsichtsratschef Manfred Bischoff nachfolgen. Uebber, dem selbst Ambitionen für den Vorstandsvorsitz bei Daimler nachgesagt werden, will, schreibt Daimler in der Mitteilung, dem künftigen Daimler-Chef Källenius „die Möglichkeit eröffnen, ein neues langfristig ausgerichtetes Team aufzubauen, um die anstehenden weitreichenden Veränderungen weiterhin erfolgreich zu gestalten. Bischoff dankte Uebber für „seine langjährige erfolgreiche Arbeit“; er respektiere die Entscheidung. Über seine weiteren Pläne schweigt der scheidende Finanzchef.

„Er hat einen guten Job gemacht“

Uebbers Entscheidung habe ihn „ein bisschen überrascht“, sagt Gerhard Wolf, Autoanalyst bei der LBBW in Stuttgart. Der Daimler-Finanzchef habe einen „guten Job gemacht“, urteilt Wolf über den gebürtigen Solinger. Auch Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des CAR-Instituts an der Uni Essen-Duisburg, findet lobende Worte: „Er hat eine gute Arbeit geleistet.“ Ähnlich äußert sich Stefan Bratzel, Leiter des Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach. Er sprach von einer Art Dominoeffekt, der durch einen Chefwechsel angestoßen werde. Ein Vorstandsteam muss harmonieren, so Bratzel. Dies gelte vor allem wenn – wie aktuell in der Autobranche – große Herausforderungen anstehen. Er nannte den Konzernumbau, aber auch die Elektromobilität, das autonome Fahren und neue Mobilitätskonzepte.

Uebber, der seit Dezember 2004 Daimler-Finanzchef ist, genieße ein „hohes Vertrauen“ bei Analysten und Investoren, sagt Autoexperte Wolf von der Landesbank. In seiner Amtszeit habe er „viel angestoßen und umgesetzt“. Wolf erinnerte an die Trennung des US-Autoherstellers Chrysler, die Pleite der Lehman-Bank, die als Auslöser der Finanzkrise gilt, den Einstieg des arabischen Staatsfonds IPIC im Rahmen einer Kapitalerhöhung oder die Verbesserung des Ratings von Daimler. All diese Entwicklungen ereigneten sich in der Amtszeit von Uebber. Wer Uebber als Finanzchef nachfolgen wird, ist unklar. Dies werde der Aufsichtsrat zu gegebener Zeit entscheiden, heißt es bei Daimler. Spekuliert wird, dass es einen Nachfolger aus dem eigenen Haus gegeben könnte. „Daimler verfügt über eine Vielzahl von hervorragenden Kandidaten mit entsprechender Qualifikation“, steht in der Mitteilung.

Bodo Uebber kickt mit Daimler-Mitarbeitern

Uebber wird als zupackend und angenehm in den Umgangsformen beschrieben. Für seine Mitarbeiter sei er jederzeit erreichbar. Und der Finanzchef hat sich sogar auf dem Fußballfeld mit Daimler-Mitarbeitern auseinandergesetzt; auf verschiedenen Positionen soll er gespielt haben, ist zu hören. Noch in diesem Jahr habe er bei einem konzerninternen Match gekickt. Uebber hat in Karlsruhe Wirtschaftsingenieurwesen studiert. 1985 startete er seine Karriere im Controlling bei der damaligen Messerschmitt-Bölkow-Blohm (MBB), einem Luft- und Raumfahrtunternehmen, das wenige Jahre später von Daimler übernommen wurde. Nach verschiedenen Positionen unter anderem bei den damaligen Daimler-Töchtern Daimler Benz Aerospace (Dasa) und MTU wurde Uebber Ende 2003 – damals war Jürgen Schrempp noch Daimler-Chef – in den Vorstand des Autobauers berufen.