Im Mercedes-Benz-Werk in Rastatt arbeiten mehr als 6500 Mitarbeiter. Foto: MediaPortal Daimler AG

Der Automobilkonzern Daimler legt neue Pläne für den Ausbau seines Werks in Rastatt vor – und kann damit Naturschützer und andere Kritiker besänftigen.

Rastatt - Daimler will sich im Werk Rastatt mit Neubauten „für die besonderen Herausforderungen der Elektromobilität wappnen“, sagt der Werksleiter Thomas Geier. Dafür will der Konzern sein Werksgelände im badischen Rastatt erweitern – Pläne, die vor Monaten zunächst auf großen Widerstand gestoßen sind. Naturschützer befürchteten, dass es anhaltende Diskussionen über weitere Eingriffe in sensible Naturräume geben würde. Jetzt wurden dem Gemeinderat mit einer Machbarkeitsstudie überarbeitete Pläne des Unternehmens vorgelegt, mit denen der Streit mit den Umweltverbänden schon im Vorfeld ausgeräumt sein könnte: Daimler begnügt sich mit weit weniger Flächen als zunächst geplant. Und es entsteht gar ein neues Naturschutzgebiet.

Problem gelöst – wie vor 30 Jahren

Rund 20 Jahre nachdem in der mittelbadischen Kreisstadt die ersten Fahrzeuge der A-Klasse vom Band liefen, könnte es in Rastatt nun zu einem neuen „Umwelt-Kompromiss“ kommen – so wie vor dem Bau des Werks im Jahr 1987: Damals wurden umfassende ökologische Ausgleichsmaßnahmen in den sensiblen Rheinauen zugesichert. Der neue Standort drohte damals sogar auf dem Klageweg zu scheitern.

Der Wunsch des Unternehmen jetzt ist zunächst einmal eine Erweiterung der Fläche um rund 30 Hektar – das Werksgelände misst im Augenblick knapp 150 Hektar. Im Kern setzt die jüngst dem Stadtrat vorgestellte Machbarkeitsstudie auf Nachverdichtung des bestehenden Werksgeländes. Insbesondere die – ausschließlich ebenerdig angelegten – Parkplatzflächen für Mitarbeiter sollen mit Parkdecks überbaut werden – also in die Höhe wachsen, um Gelände für Neubauten frei zu machen. Es handelt sich dabei um große Flächen. Bei dem für Mitarbeiter wichtigen Werkszugang im Süden (Tor 7) etwa erstrecken sich Stellplätze nach Westen und Norden jeweils auf einer Länge von etwa 400 Metern. „Die Parkhäuser werden kommen. Die Verdichtung auf dem Werksgelände wird eine riesige Herausforderung“, sagte Werksleiter Thomas Geier.

Der mit der Studie beauftragte Heidelberger Landschaftsplaner Andreas Ness verkündete zudem Ergebnisse aus den ein Jahr lang tagenden Arbeitsgruppen, in denen auch die Umweltverbände mitgewirkt hatten: Das einst von Daimler favorisierte Erweiterungsgelände südlich des bestehenden Werks solle um mehr als die Hälfte reduziert, der größere Teil, angrenzend an das sensible Gebiet Rastatter Bruch, als Naturschutzgebiet aufgewertet werden. Für eine zweite stadtnahe Erweiterungsfläche müssen aber einige Hundert Kleingartenanlagen weichen.

Naturschützer sind zufrieden

Während sich Rastatts Oberbürgermeister Hans Jürgen Pütsch (CDU) bei öffentlichen Präsentationsterminen mit eigener Bewertung der Machbarkeitsstudie zunächst zurückhielt, sprachen am Verfahren beteiligte Naturschützer von BUND, Nabu und Landesnaturschutzverband von „einem Kompromiss, der auch für Umwelt und Natur eine tragfähige Lösung in Aussicht stellt“. Angestrebt wird von den Verbänden jetzt aber „eine unterschriftsreife Vereinbarung“ mit dem Autokonzern. Gunter Kaufmann begrüßte als Sprecher des Landesnaturschutzverbandes, dass „rund 60 Prozent der einst ins Auge gefassten Erweiterungsfläche für ein neues Naturschutzgebiet zur Verfügung stehen“.

Voraussichtlich im kommenden September will der Gemeinderat über die Einleitung eines Bebauungsplan-Verfahrens entscheiden.