Dagmar Berghoff (66) moderierte fast 24 Jahre lang die „Tagesschau“ in der ARD. Heute engagiert sie sich für Terre des Hommes und macht Radio.

Frau Berghoff, Silvester vor zehn Jahren haben Sie zum letzten Mal die "Tagesschau" moderiert. Denken Sie gern an diese Zeit zurück?

Natürlich. Das war mein Leben über Jahrzehnte hinweg. Nicht, dass ich dorthin zurück möchte. Für mich ist das abgeschlossen.

War Moderatorin Ihr Traumberuf?

Nein, ich wollte immer Schauspielerin werden. Obwohl mein Elternhaus mir jedes Studium ermöglicht hätte, nur nicht Schauspielerei. Ich habe es dann trotzdem getan.

Dennoch sind Sie ziemlich schnell beim Hörfunk und Fernsehen gelandet.

Das war Zufall.

Warum haben Sie keine Filme mehr gedreht?

Als ich "Tagesschau"-Sprecherin wurde, war das vorbei. Die Regisseure sagten: Du kannst jetzt spielen, was du willst, aber vom Gesicht her bist du einfach die Miss Tagesschau. Trotzdem war dieser Beruf sehr spannend und abwechslungsreich. Ich habe nebenher TV-Konzerte präsentiert, Lesungen gemacht und war im Radio tätig, was ich immer noch bin.

Wie haben Sie es geschafft, trotz großen Erfolgs bodenständig zu bleiben?

Ich denke, das hängt damit zusammen, dass ich früh von zu Hause weggegangen bin. Von da war ich für mich selbst und meinen Unterhalt verantwortlich. Ich habe mein Geld immer selbst verdient. Ich weiß, was Arbeit ist. Das hat mich nie abheben lassen.

Was sind die wichtigsten Qualitäten, die eine "Tagesschau"-Sprecherin mitbringen muss?

Das Einzige, was man neben guter Allgemeinbildung und guter Aussprache wirklich braucht, sind starke Nerven, wenn um einen herum das Chaos tobt und aktuelle Meldungen auf den letzten Drücker reinkommen.

Das Schlimmste, was einer "Tagesschau"- Sprecherin passieren kann, ist wohl ein Blackout? Hatten Sie Angst davor?

Wenn man ständig daran denkt, dass man seinen Text vergessen könnte, dann passiert das auch. Ich habe mir bei Gala-Moderationen immer gesagt: Ich habe keinen Blackout. Das wird mir nicht passieren. Das habe ich mir von einem Kollegen abgeschaut.

"Tagesschau", "Wunschkonzert", "NDR-Talkshow" - was hat am meisten Spaß gemacht?

Alles hat Spaß gemacht, obwohl es nicht üblich war, dass eine Nachrichtensprecherin noch anderes macht. In den zwei Jahren bei der Talkshow habe ich übrigens meine Grenzen zu spüren bekommen - und habe es wieder gelassen.

Sie kommen im Fernsehen brav und seriös rüber. Sind Sie tatsächlich so?

Man darf den Beruf nicht mit dem Privaten verwechseln. Ein Fan sagte mal zu mir: Sie können ja auch lachen! Daraufhin meinte ich zu ihm: In Nachrichten gibt es nun mal nichts zu lachen. Dadurch bekommt man ein bestimmtes Image. Ich kann lachen - und auch melancholisch sein. Das berühmte himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt.

Denken Sie manchmal an den Tod?

Für mich ist die schönste Vorstellung, einfach umzufallen - und das war's dann. Die schlimmste ist, dement zu werden.

Ihr Mann ist vor fast neun Jahren gestorben. Haben Sie Ihre Trauer überwunden?

Das hat drei bis vier Jahre gedauert. Und manchmal kommt sie doch wieder hoch.

Haben Sie seitdem je daran gedacht, sich auf eine neue Beziehung einzulassen?

Ich habe zwar Verehrer, aber die sind alle zwischen 80 und 90. Oder ganz jung - und das ist nichts für mich. Außerdem habe ich mich daran gewöhnt, alleine zu leben.

Wie muss ein Mann sein, damit er bei Ihnen eine Chance hat?

Mit Intelligenz, Humor und Esprit kann man mich sehr beeindrucken.