Gebäude 1 in Cyber Valley in Tübingen Foto: tfrt GmbH/Christine Decker

Das Cyber Valley in Tübingen wird ausgebaut. Dem Curevac-Standort Tübingen droht wohl auch nach der Übernahme durch Biontech keine Gefahr.

Auf dem Wissenschafts- und Technologiezentrum Tübingen rund um die Sternwarte herrscht reger Betrieb. Nach den Angaben von Thorsten Flink, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Tübingen, arbeiten bei Firmen und anderen Einrichtungen dort rund 1800 Beschäftigte. Nach Meinung von Flink könnten in dem Technologiepark 3000 bis 4000 Beschäftigte einen Arbeitsplatz finden, möglich wäre also eine Verdoppelung der aktuellen Zahl. Dabei sind die schon heute 1200 Mitarbeitenden von drei Max-Planck-Instituten nicht mitgerechnet. Nachdem Bosch im Februar 2023 seinen Verzicht auf ein Forschungszentrum für KI erklärte, gibt es wieder Platz für Gründer und junge Unternehmen.

 

Bosch wollte dort ursprünglich 700 Arbeitsplätze einrichten. Für Start-ups aus dem KI-Bereich soll perspektivisch ein neues Gebäude erstellt werden. Über dessen Bau laufen nach den Worten von Flink Gespräche mit der L-Bank. Diese hat bereits in mehreren Technologieparks Gebäude hochgezogen – in Stuttgart, Mannheim, Karlsruhe und auch im interkommunalen Technologiepark Tübingen-Reutlingen. Außerdem hoffen die Wirtschaftsförderer auf ein weiteres Parkhaus, das vom Land gebaut werden soll.

Curevac

Größtes Unternehmen im Technologiepark ist Curevac mit rund 800 Beschäftigten. Das Mainzer Biotechunternehmen Biontech will Curevac noch dieses Jahr übernehmen. Steffen Hüttner, der Chef von HB Technologies und Vorsitzender des Vereins Biomedtech mit etwa 100 Mitgliedern, meint, Übernahmen seien in der Biotechbranche sehr häufig. „Ich sehe den Zusammenschluss von Curevac und Biontech positiv. Zumindest mittelfristig wird es hier am Standort gut weiterlaufen, um die laufenden Produkte voranzubringen“, meint Hüttner. Ein Sprecher von Biontech erklärte, das Unternehmen werde den „hochmodernen Forschungs- und Produktionsstandort von Curevac in Tübingen“ in das eigene Netz integrieren – nach einem Aus für Tübingen hört sich das nicht an.

Neubauten des Landes

Nicht nur Firmen erweitern, auch das Land ist am Ball. So soll das Cyber Valley weiter ausgebaut werden. Das Land investiert dafür 75 Millionen Euro in das Cyber Valley 2 genannte Gebäude. Die Fertigstellung solle Mitte 2008 sein, hieß es beim Spatenstich im Oktober des vergangenen Jahres. Derzeit wird ein Bau unter dem Namen Cyber Valley 1 bezogen. In diesen hat das Land nach früheren Angaben knapp 56 Millionen Euro investiert. Ein weiteres Bauwerk für das Tübinger AI Center, vorwiegend in Holzbauweise, soll im November 2025 fertig werden. Investiert werden für das Gebäude mit Platz für 80 Beschäftigte knapp neun Millionen Euro.

Institute

Auch die ELLIS-Institute Tübingen, eine gemeinnützige GmbH und Teil eines Zusammenschlusses verschiedener Forschungseinrichtungen, wollen bis 2028 in ein eigenes Gebäude ziehen. Dann soll die Zahl der Beschäftigten auf 100 bis 200 steigen. Die aktuell etwa 50 Mitarbeitenden sind in angemieteten Räumen tätig. Die Arbeit der ELLIS-Institute wird über einen Zeitraum von zehn Jahren mit 100 Millionen Euro von der Hector-Stiftung und mit 25 Millionen Euro am Land gefördert. ELLIS steht für European Lab for Learning and Intelligent Systems. Geforscht wird unter anderem an Sprachmodellen – natürlich mit KI.

Amazon

Tübingen ist seit 2018 einer der vier deutschen Forschungsstandorten von Amazon. Das Besondere an Tübingen sei die Zusammenarbeit von Forschung und Wirtschaft. „Forschung bleibt nicht abstrakt“, meint eine Sprecherin. Die rund 70 Beschäftigen forschen in gemieteten Räumen an KI. An weitere Baumaßnahmen sei nicht gedacht, der Platz reiche aus.