Die Seite der belgischen Zeitung "Le Soir" ist lahmgelegt worden. (Symbolbild) Foto: dpa

"Nichts deutet derzeit auf eine Verbindung zu der Attacke auf TV5 Monde hin" - mit diesen Worten berichtet die belgische Zeitung "Le Soir" über einen schweren Cyber-Angriff auf ihr IT-System. Im Internet bekennt sich ein Hacker zu der Tat. Aber war er es wirklich?

Brüssel - Mit einer massiven Cyberattacke haben unbekannte Hacker die belgische Mediengruppe Rossel zum Abschalten ihrer Nachrichten-Websites gezwungen. Der Internetauftritt der bekannten Zeitung „Le Soir“ und mehrerer Regionalblätter musste am Sonntagabend vorsichtshalber für mehr als sechs Stunden aus dem Netz genommen werden. Nur so habe ausgeschlossen werden können, dass Hacker dort Nachrichten platzieren, berichtete der IT-Chef des Verlags, Pascal Van der Biest.

Über den Hintergrund des Angriffs gab es zunächst keine Informationen. Die Redaktion von „Le Soir“ machte allerdings klar, dass nichts auf eine Verbindung zur Cyberattacke gegen TV5 Monde hindeute.

Im Namen der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hatten Hacker in der vergangenen Woche die IT-Systeme des französischen Senders gekapert und die Ausstrahlung der Fernsehprogramme stundenlang blockiert. Während des Angriffs platzierten sie Propaganda der Terrorgruppe auf den Webseiten und Social-Media-Angeboten des Senders.

Über den Kurznachrichtendienst Twitter erweckte ein Hacker mit dem Pseudonym DzFalcko den Eindruck, hinter dem Angriff zu stehen. Nach Angaben des Verlags war es zunächst allerdings nicht möglich, dies zu verifizieren.

Zuletzt hatte es im Verlag am 11. Januar Terroralarm gegeben

Nach Angaben des IT-Chefs von Rossel begann der Angriff gegen 19 Uhr. „Das Problem konnte nicht aus der Ferne gelöst werden und deswegen sind wir ins Rechenzentrum, wo all unsere Server stehen. Nach einer ersten Analyse haben wir entschieden, offline zu gehen, um auszuschließen, dass Piraten von außen Nachrichten platzieren“, berichtete Van der Biest auf der zum Verlag gehörenden Nachrichten-Website Sudinfo. „Wir wollten keinerlei Risiko eingehen.“

Nach seiner Einschätzung war die Tat ein professionell geplanter Angriff. Man könne aber noch nicht sagen, wer dafür verantwortlich sei. „Handelt es sich um eine isolierte Attacke oder einen Angriff einer Terroristen? Das ist schwer zu sagen“, kommentierte er. Nach Angaben des Verlages gab es zuletzt keine entsprechenden Drohungen. Das Unternehmen erstattete am Montag Anzeige gegen unbekannt und erhöhte seine Sicherheitsvorkehrungen.

Der Chef der Zeitung „Le Soir“, Didier Hamann, wies darauf hin, dass die Website seines Blattes regelmäßig angegriffen werde. Diesmal habe allerdings die Firewall nicht wie üblich funktioniert. „Wir versuchen, den Ursprung der Attacke festzustellen“, sagte Hamann der belgischen Nachrichtenagentur Belga.

Die gedruckten Zeitungen des Verlags konnten am Montag planmäßig erscheinen. Am Morgen waren auch die Internetseiten des Verlags wieder erreichbar.

Zuletzt hatte es im Verlag am 11. Januar Terroralarm gegeben. Damals mussten nach einer telefonischen Bombendrohung Redaktionsbüros von „La Capitale“ und „Le Soir“ in Brüssel geräumt werden. Als Anrufer wurde später ein Mitglied der linksextremen Szene identifiziert. Eine Bombe wurde nicht gefunden.