813 Proben von Frischgemüse sind untersucht worden. Foto: dpa

Das Chemische und Veterinäruntersuchungs-amt (CVUA) Stuttgart hat sein Untersuchungsspektrum erweitert und entdeckt deswegen mehr Rückstände in Proben von Frischgemüse. Am höchsten sind die Schadstoffgehalte im Blattgemüse.

Einen erheblichen Anstieg der überhöht mit Rückständen von Pflanzenschutzmitteln belasteten Gemüseproben haben die Lebensmittelchemiker des Chemischen und Veterinäruntersuchungsamts (CVUA) Stuttgart festgestellt. 813 Proben von Frischgemüse aus konventionellem Anbau untersuchten die Fachleute der Fellbacher Behörde 2014 auf Rückstände. 16 Prozent der Proben, jedes sechste Gemüse, enthielt mehr als erlaubt. Das entspricht fast einer Verdreifachung des Durchschnitts der letzten drei Jahre.

Das Untersuchungsspektrum des CVUA ist erweitert

Die Ursache für den Anstieg liegt allerdings nicht an einem vermehrten Spritzmitteleinsatz der Landwirte, sondern vor allem am erweiterten Untersuchungsspektrum des CVUA , das jetzt auch Chlorat und polare Pestizide umfasst. Während 2010 im Mittel auf etwa 520 Substanzen geprüft wurde, waren es 2014 bereits 620 Wirkstoffe. Ohne die neu aufgenommenen Stoffe, von denen vor allem Chlorat sehr häufig gefunden wurde, würden die Verstöße auf dem Niveau der Vorjahre liegen.

Am höchsten sind die Schadstoffgehalte in Blattgemüse, die zusammen mit Fruchtgemüsearten auch am meisten Höchstmengenüberschreitungen aufwiesen. Vor allem Salate und Kräuter sind betroffen. So wiesen 11 der 18 Basilikumproben (61 Prozent) Überschreitungen auf.

Die Herkunft entscheidet über den Gehalt an Pestiziden

Auch die Herkunft des Gemüses entscheidet offenbar über den Gehalt an Pestiziden. Gemüse aus Deutschland lag in zehn Prozent aller Fälle über den gesetzlichen Vorschriften. Bei Gemüse aus anderen EU-Ländern lag die Quote doppelt so hoch, also bei 20 Prozent. Im Fall von außerhalb der EU gelegenen Drittstaaten ergaben gar 22 Prozent aller Analysen überhöhte Werte.

Die gleiche Tendenz zeigt sich bei der Anzahl der nachgewiesenen Pestizide. Aus Deutschland stammendes Gemüse enthielt im Durchschnitt 3,4 Wirkstoffe von Pflanzenschutzmitteln, EU-Gemüse lag bei durchschnittlich 4,9 Wirkstoffen und Proben aus Drittstaaten bei 5,6. Spitzenreiter in dieser Kategorie war ein Gemüsepaprika aus der Türkei, in dem die Lebensmittelchemiker 20 Wirkstoffe entdeckten.

Es gibt aber auch Lichtblicke. Besonders selten über den gesetzlichen Vorgaben lag Sprossgemüse. Bei Spargel beispielsweise, der ja auch in Fellbach großflächig angebaut wird, war nur eine von 27 Proben auffällig. Gefunden wurde in diesem Fall das neu ins Untersuchungsspektrum aufgenommene Chlorat. Es kann einerseits als Unkrautvernichtungsmittel eingesetzt werden, andererseits kann es aber auch in Gieß- und Waschwasser enthalten sein. „Spargel hat in der Regel ganz wenig Rückstände. Wir haben viele Spargelproben, da finden wir überhaupt keine Rückstände“, sagt der Lebensmittelchemiker Marc Wieland, der als Laborleiter am CVUA an den Untersuchungen mitgewirkt hat.