Rund 3000 Menschen zogen am Samstag beim CSD durch die Stuttgarter Innenstadt. Klicken Sie sich durch die Bilder! Foto: Benjamin Beytekin

Rund 200.000 Zuschauer haben sich am Samstag auch von der enormen Hitze nicht abhalten lassen, die schrill-bunte CSD-Parade zu besuchen. Mehr als 3000 Teilnehmer zogen in mehr als 60 Gruppen durch die Stuttgarter Innenstadt.

Stuttgart - Wenn leicht bekleidete Männer in Engelskostümen mit aufwendig schrillen Perücken auf den Straßen unterwegs sind, laute Musik von Paradewägen dröhnt und auf den Straßen gefeiert wird, dann ist wieder Christopher Street Day (CSD). Schrill, bunt und nackt. Bereits zum 17. Mal ist die Polit-Parade dieses Jahr durch Stuttgart gezogen. Es ist der größte Umzug der Schwulen und Lesben in Süddeutschland.

Insgesamt 200.000 Besucher sind dabei, als 60 Paradewagen, andere Fahrzeuge und Fußgruppen durch die Innenstadt ziehen. Auf jeden Fall bunter sei die Parade dieses Jahr, sagt ein treuer CSD-Besucher. Doch so bunt sie auch ist: „Jede Gruppe hat eine politische Kernaussage zu treffen, wie zum Beispiel die Vereinigung schwuler Väter“, sagt Erna Mijnheer, Vorstandsmitglied des CSD e.V.

Neben vielen Vereinen und Gruppen sind auch die fünf großen Parteien auf dem CSD vertreten. Der Schriftzug „Muttis GAYle Truppe“ ziert die T-Shirts der „Schwul-lesbischen Union“, der Gruppierung der schwulen und lesbischen CDU-ler. Die SPD verteilt Sticker mit „100% willig“.

Viel wird auf dem CSD gefeiert, doch die Veranstaltung erinnert auch an die Kämpfe zwischen sexuellen Minderheiten und der Polizei 1969 in der Christopher Street in New York. Dieses Jahr ist das Motto des Stuttgarter CSD „tiefenToleranz“, wobei auf alltägliche Probleme von Lesben, Schwulen oder auch Bisexuellen aufmerksam gemacht werden soll. „Wir wollen von Toleranz zu Akzeptanz, davon sind wir jedoch noch meilenweit entfernt. „tiefenToleranz“ liegt irgendwo dazwischen“, begründet Christoph Michl, Vorstand des CSD e.V., die Mottowahl.

Regenbogenflagge auf dem Neuen Schloss

Die grün-rote Landesregierung begrüßt die Initiative für Schwule und Lesben in Stuttgart, wie die Regenbogenflagge auf dem Neuen Schloss beweist. „Hierüber haben wir uns sehr gefreut“, gesteht Michl.

Es ist viel für sexuelle Minderheiten passiert in den vergangenen zwölf Monaten: Zum Beispiel müssen schwule oder lesbische Pärchen nun nicht mehr neben der Führerscheinstelle auf dem Landratsamt heiraten, sondern können sich ganz offiziell auf dem Rathaus das Ja-Wort geben. Trotzdem dürfe man nicht denken, dass man mit Grün-Rot auf einer rosaroten Wolke schwebe, sagt Michl bei der Kundgebung auf dem Schlossplatz.

Vereinzelt Kreislaufbeschwerden

Eine Lieblingsgruppe hat der Organisator nicht. Denn alle hängen sich jedes Jahr wieder ins Zeug, wie er sagt. Die Transman e.V. durfte die Parade anführen. „Sie haben sich besonders viel Mühe gegeben“, gibt Michl dann doch zu.

Einige CSD-Besucher klagen - neben vereinzelten Kreislaufbeschwerden - allerdings schon am frühen Nachmittag über Fußschmerzen. Denn 25 Zentimeter hohe Plateau-Pumps mit Nieten und Glitzerstoff können schmerzhaft sein. Wer schön sein will, muss manchmal leiden.