Am Samstagnachmittag zieht die CSD-Demo durch die Stuttgarter Innenstadt. Foto: Lichtgut/Christoph Schmidt

Am Samstagnachmittag startet die CSD-Demo in der Stuttgarter Innenstadt. Für den Demozug sind mehr Gruppen und Trucks angemeldet als in Berlin.

Sie erinnern sich noch an das Sommermärchen bei der Weltmeisterschaft 2006 in Stuttgart und eine unvergessliche Party? Als der Bus der Nationalmannschaft zum Spiel um Platz drei vor dem Hotel am Schlossgarten anhält, sangen Tausende: „Stuttgart ist viel schöner als Berlin“. Das zu bewerten liegt im Auge des Betrachters. Fakt aber ist, dass beim heutigen Christopher Street Day (CSD) in der Landeshauptstadt mehr Gruppen und Trucks an den Start gehen werden als kürzlich in der Bundeshauptstadt – da waren es in diesem Jahr 92 Gruppen. In diesem Punkt also schlägt Stuttgart Berlin. Auch dies unterscheidet den Stuttgarter CSD von anderen großen Pride-Demos in Deutschland: In Stuttgart gibt es keine hauptamtlichen Mitarbeitenden. Alles wird im Ehrenamt auf die Beine gestellt.

Uneingeschränktes Feiern ohne Auflagen

Endlich kann wieder uneingeschränkt gefeiert werden. In den vergangenen beiden Jahren fand das optische Spektakel nur unter Auflagen statt. Die bunte Demo steht aber nicht nur für schrille Outfits und ausgelassenes Feiern - wie immer transportiert der CSD auch eine wichtige Botschaft. „Wir sind kein Karneval“, sagt ein Sprecher, „die Parade ist eine Polit-Demo, weil es noch viel zu tun gibt.“ Stuttgart Pride, das Kulturfestival zum CSD, setzt sich für die Gemeinschaft von lesbischen, schwulen, bisexuellen, transgender, transsexuellen, intersexuellen und queeren Menschen in Stuttgart und der Region ein. „Wir müssen uns gemeinsam gegen die Gewalt-Übergriffe, die Zerstörung von Rainbow-Flaggen und gegen andere Straftaten wehren“, sagt Detlef Raasch vom CSD-Vorstand.

Event steht für Stolz und Stärke der Community

Der Zug der Regenbogen Community durch die Stuttgarter Innenstadt startet heute um 15.30 Uhr am Erwin-Schoettle-Platz und führt von dort entlang der Böblinger Straße über den Marienplatz und von der Tübinger Straße weiter in die Eberhardstraße bis zur Planie und wird bis etwa 18:30 dauern. Das Motto des Events lautet Community.Kraft.Europa und soll Stolz und Stärke einer Community, die in Vielfalt vereint ist, mit der weiterhin prekären Lage in vielen Ländern innerhalb der europäischen Union verbinden. Denn leider herrschen in vielen Ländern nach wie vor Demütigung und Diskriminierung. „Ich freue mich auf einen CSD, der Solidarität fördert und fordert. Der Stuttgart Pride ist damit Vorbild für die Politik: Unsere Freiheit ist immer auch die Freiheit der Anderen. Das CSD-Motto drückt das aus“, lautet die Botschaft von Landtagspräsidentin Muhterem Aras.

Jury zeichnet die drei besten Formationen aus

Ab 18.30 Uhr steigt dann die Kundgebung auf an der Planie. Danach darf vom Marktplatz über die Kirschstraße zum Schillerplatz gefeiert, sich informiert und natürlich geschaut werden. Auf der Kulturbühne auf dem Marktplatz treten diverse Bands auf und auf dem Schillerplatz ist eine Open-Air-Disco mit verschiedenen DJs. Sonntags verbindet zudem ein vielfältiger „Markt der Möglichkeiten“ die beiden Plätze und lädt zum Flanieren ein. Zahlreiche Initiativen informieren über ihre zumeist ehrenamtliche Arbeit sowie ihre wichtigen Anliegen. Mit einem Familienbereich in der Münzstraße in Richtung des neuen Dorotheen-Quartiers ist sonntags auch an die Kleinsten unter den Gästen der CSD-Hocketse gedacht.

Spannend wird auch sein, welche der 100 Gruppen am besten rüberkommt - die IG CSD Stuttgart e.V. zeichnet wie immer drei Formationen aus, die für Vielfalt, Akzeptanz und Gleichberechtigung besonders herausragende Leistungen zeigen.