Pfarrer Wolfgang Adelhelm (li.) im Dialog. Foto: /Lichtgut/Max Kovalenko

Beim CSD-Gottesdienst in der Leonhardskirche gibt es Klagen, aber auch spirituelles Rüstzeug für den Kampf um Anerkennung für die queere Bewegung.

Kirche ist Kirche. Egal welcher Couleur. Die Zugkraft schwindet. Da macht auch der Anlass eines Gottesdienstes kaum einen Unterschied. Nur 16 Besucher fanden am Dienstagabend den Weg in die Leonhardskirche, um beim offiziellen CSD-Gottesdienst mitzufeiern. Dabei haben sich vier Pfarrer (Evelyn Helle, Wolfgang Adelhelm, Christoph Doll und Burkhard Rink) jede Menge einfallen lassen, um der queeren Bewegung christlichen Rückenwind und spirituellen Beistand zu geben. Denn die queere Lebensform, so Pfarrer Doll, sei trotzt aller Erfolge in der „Gesellschaft noch keine Normalität“. Daher bete er dafür, dass „wir in Gottes Geist überwinden, was uns trennt“.

Scham für eigene Kirche

Natürlich hat Doll, der in der Leonhardskirche die erste Homo-Segnung in der Stadt leitete, dabei auch seine evangelischen Mitbrüder und Schwestern gemeint, die sich lange Zeit einer Debatte sowie einer Lösung zur Segnung gleichgeschlechtlicher Paare widersetzt hatten.

„Für uns als Kirche ist es immer noch beschämend, dass sie nach wie vor manche als Hüter der Moral über so viele Köpfe hinwegsetzen und sagen, was richtig oder falsch ist“, sagte Burkhard Rink in seiner Predigt. Im Hinblick auf die Feierlichkeiten der Christopher-Street-Day-Bewegung am 30. und 31. Juli in der Stadt, wo auch mit einer Parade die politischen und gesellschaftlichen Forderungen um Anerkennung von lesbischen, schwulen, bisexuellen, transsexuellen, transgender, intersexuellen und queeren Menschen öffentlich gemacht werden, meinte Wolfgang Adelhelm: Dass sich nach Ex-VfB-Profi Thomas Hitzlsperger noch kein weiterer prominenter Fußballer als homosexuell geoutet habe, „zeigt, dass es noch eine Menge zu tun gibt“. In diese Kerbe schlug auch ein 86-Jähriger im Interview mit Adelhelm. Er hat die Geschichte um Diskriminierung und strafrechtliche Verfolgung in Deutschland als Homosexueller hautnah erlebt: „Heute haben wir die Freiheit, uns öffentlich zu bekennen. Das ist eine große Erleichterung. Ich hoffe, dass sich das jetzt auch in allen Köpfen festsetzt.“ Weiter sagte er: „Ich bin allen dankbar, die sich der CSD-Bewegung gewidmet haben. Aber wir müssen gerade auch jetzt klar aussprechen, dass es nicht genügt, einmal im Jahr Ringelpiez mit Anfassen zu machen, sondern dass wir das ganze Jahr kämpfen müssen.“