Das Esslinger CSD-Team fordert Solidarität und Schutz: Simone Fuchs (links) und Jessina Zühlke mit dem diesjährigen CSD-Banner. Foto: Roberto Bulgrin

Esslingen bereitet sich auf die Pride-Parade vor: Das CSD-Team fordert Schutz und Solidarität gegen Anfeindungen. Wie wird die Sicherheit der Teilnehmenden gewährleistet?

Deutschlandweit gibt es Statistiken zufolge immer mehr queerfeindliche Straftaten. Und Demonstrationen zum Christopher Street Day (CSD) und deren Veranstalter sehen sich Anfeindungen ausgesetzt. Am kommenden Wochenende soll in Esslingen die jährliche Pride-Parade stattfinden. Das Organisationsteam fordert Schutz und Solidarität der Esslinger Stadtgesellschaft. Für die Veranstaltung am 21. Juni ist es im Austausch mit Stadt und Polizei.

 

Den Esslinger Veranstaltern ist bislang nicht bekannt, dass – wie in Pforzheim und Stuttgart – zu rechten Gegendemonstrationen aufgerufen wurde. Konkrete Drohungen habe es bislang nicht gegeben. „Aber wie überall gibt es eine abstrakte Bedrohungslage“, sagt Simone Fuchs, im veranstaltenden Verein QueerES für das Kulturprogramm verantwortlich.

So steht es um die Sicherheit beim Esslinger CSD

Ein Foto vom CSD 2024 in Esslingen: Regenbogenfahnen sollten Teilnehmende aus Sicherheitsgründen erst auf der Veranstaltung auspacken, rät das Veranstaltungsteam. Foto: Roberto Bulgrin

Das Esslinger CSD-Team sei im Austausch mit dem städtischen Ordnungsamt und der Polizei, sagt Fuchs. Um für die Sicherheit der Veranstaltungsteilnehmenden zu sorgen, hat der Verein ein sogenanntes Awareness-Konzept und ein Team zusammengestellt, an das sich Menschen während der Parade wenden können, wenn sie sich bedroht oder unsicher fühlen. „Wir versuchen, den Raum so sicher wie möglich zu gestalten“, sagt Jessina Zühlke. Sie ist für die Pressearbeit des Vereins verantwortlich. An die Teilnehmenden und das Publikum appellieren die Teammitglieder, aufeinander achtzugeben. Sie raten, nur in Gruppen und nicht alleine an- und abzureisen und Regenbogenfahnen und ähnliches erst bei der Veranstaltung auszupacken.

Auch das Esslinger Team kennt Anfeindungen. Beispielsweise in Form von Hasskommentaren in den sozialen Medien. „Wir haben uns entschieden, mit unserem Namen und unserem Gesicht für unsere Sache öffentlich einzustehen“, sagt Zühlke. Ihr sei die latente Bedrohungslage bewusst, sagt die 28-Jährige. Wichtig sei, sich bewusst damit auseinanderzusetzen.

Esslinger CSD-Team fordert Solidarität für LGBTIQA+

Zum harten CSD-Organisationskern zählen etwa 20 Personen und es gebe viele Unterstützende. „Es ist wichtiger denn je, sich zu solidarisieren“, sagt Fuchs. Die 56-Jährige, die seit vielen Jahren in Esslingen vernetzt ist, sieht sich als Brückenbauerin zwischen der LGBTIQA+-Gemeinschaft in Esslingen und dem Rest der Stadtgesellschaft. Es gebe mittlerweile viele Fürsprecher und Fürsprecherinnen in Esslingen für die Anliegen von QueerES, sagt Zühlke. „Das darf so bleiben. Wir brauchen diese Leute.“

Denn in der weltweiten politischen Entwicklung sehen die beiden Aktivistinnen eher Rückschritte, was die Berücksichtigung der Anliegen der LGBTIQA+-Community angeht. LGBTIQA+ steht für Lesben, Schwule, bi-, trans-, inter-, queer-, asexuelle und mehr Menschen. Teilweise wird auch „queer“ als Sammelbegriff für Personen verwendet, die sich mit den heteronormativen Vorstellungen von Geschlecht und Sexualität nicht identifizieren. Deren Rechte wurden unter anderem in den USA seit Donald Trumps Amtsantritt wieder eingeschränkt.

Sichtbarkeit und Kampf für queere Rechte

Auch für Deutschland erwartet Zühlke eher weniger Unterstützung unter der neuen Bundesregierung. Doch je mehr gesellschaftliche Gegenbewegung es gebe, desto mehr Menschen müssten für queere Rechte auf die Straße gehen, findet Fuchs. Die queere Bewegung sei rebellisch und kämpferisch, erklärt Zühlke. Und der CSD sei eben nicht nur eine Party. Dazu passt das diesjährige Motto der Esslinger Veranstaltung: Nie wieder still! ES bleibt bunt! „Wir sind mittlerweile sichtbarer in der Gesellschaft“, sagt Zühlke. Ein Wunsch, den die queere Gemeinschaft lange hatte. „Aber wir sind nicht geschützt. Darauf soll das Motto hinweisen.“