Ja nicht durchhängen lassen: Die Fortgeschrittenen-Gruppe trainiert an den Ringen. Für Einsteiger gibt es angepasste Übungen, die jeder bewältigen kann. Foto: Chris Lederer

Die Squash-Courts im Emerholz haben ausgedient. Wo einst Bälle geschlagen wurden, bringen nun Crossfit-Anhänger ihre Körper in Schuss.

Stammheim - Xavier Nabet ist fit. „Neulich ist meinem Vater im Garten ein Obstbaum umgekippt“, erzählt der 25-Jährige. „Da konnte ich den Stamm allein aufheben und ewig halten, bis mein Vater ihn mit Stangen abgestützt hat.“ Der junge Franzose sieht aus, als könnte er nicht nur Bäume festhalten, sondern sie auch ausreißen. Ein kräftiger Kerl. Früher war der studierte Ingenieur, der im Hauptberuf in Fellbach an Automotoren forscht, Kickboxer. Doch das war ihm zu eintönig.

Heute trainiert Nabet sich und andere in Crossfit: „Es ist eine Sportart, bei der wir alle sportlichen Elemente kombinieren“, erklärt er. „Statt einer langweiligen Trainingsroutine gibt es bei uns das WOD, das Workout of the day mit abwechselnden Inhalten“, erklärt er. Diese Inhalte stammen vor allem aus den Kategorien Gewichtheben, Ausdauer und Turnen. „Unser Ziel ist es, in allen Bereichen besser zu werden, aber uns nicht zu spezialisieren, wie das zum Beispiel Gewichtheber oder Sprinter tun.“ Spezialisten trainieren oft zu einseitig, findet Nabet. Kraft, Ausdauer und Kraftausdauer seien aber genauso wichtig wie Koordination, Technik, Schnelligkeit, Stehvermögen, Balance und Beweglichkeit. „Es gibt insgesamt zehn solcher Pfeiler, auf denen unser Training basiert – den genauen Plan haben wir Coaches.“

In allen Bereichen besser werden

Auf ehemaligen Squash-Courts in der Sporthalle am Emerholz haben sich er und seine Geschäftspartner eine „Box“ eingerichtet. So nennen die Crossfitter ihre Trainingshalle. Unterteilt ist die Box momentan in drei Bereiche: Im vorderen, großen Raum steht ein schwarzes Metallgerüst mit zahlreichen Streben, Stangen, Seilen und Ringen, wie man sie aus dem Turnen kennt. Daneben stehen sechs Rudergeräte, auf dem Boden liegen Springseile und Langhanteln. „Hier trainieren wir Beweglichkeit und Ausdauer, aber auch Koordination und vieles mehr.“ Nebenan ist der eigentliche Kraftraum, wo Gewichte bereit liegen: Auf dem Boden stapeln sich Hantelscheiben; Sandsäcke zum Tragen und Stemmen stehen parat, auch Kugelhanteln, sogenannte Kettlebells und andere Kurzhanteln gibt es reichlich – für jeden Geschmack etwas. An den Kraftraum grenzt der Mobilitätsraum mit Weichboden zum Stretching und für Entspannungsübungen. Im Untergeschoss wird derzeit eine Parcours-Anlage für weitere Trainingsinhalte gebaut.

Übungseinheiten dauern eine Stunde

Seit einigen Monaten ist Simone mit von der Partie im Emerholz. Der gebürtige Italiener arbeitet zurzeit bei Porsche in der Entwicklung. „Etwa zweimal in der Woche komme ich her, das tut mir gut, und die Leute hier sind wirklich nett.“ Die Übungseinheiten dauern eine Stunde, die Inhalte werden individuell an die Leistungsfähigkeit eines jeden Teilnehmers angepasst. „Wir trainieren in Gruppen von maximal zwölf Personen, so kann der Coach immer Anleitungen geben und auf die exakte Ausführung bei den Teilnehmern achten.“ Crossfit ist für alle Altersgruppen geeignet, egal mit welcher Kondition man antritt; davon ist Nabet überzeugt: „Je nach Leistungsniveau nimmt man entsprechend weniger Gewichte oder macht in der vorgegebenen Zeit weniger Wiederholungen.“ Es gehe nicht darum, Gruppenbester zu sein, sondern die relative Intensität. „Die Frage ist nicht, was schaffen die anderen, sondern die Frage ist: Habe ich mich heute verbessert?“ Stellt sich am Schluss nur die Frage, für wen Crossfit nicht geeignet ist: Nabet überlegt da nicht lange: „Nicht für jemanden, der nicht gerne schwitzt.“