Cristian Molinaro lässt sich im DFB-Pokalspiel gegen FSV Frankfurt nicht von Gegenspieler Zafer Yelen am Flanken hindern. Klicken Sie sich durch unsere Bildergalerie. Foto: dpa

Nach einer Denkpause startet Linksverteidiger Cristian Molinaro in der Offensive durch.  

Stuttgart - Eine Denkpause, das sagt schon ihr Name, ist zum Nachdenken da. VfB-Verteidiger Cristian Molinaro bekam dazu die Chance, weil ihn Trainer Bruno Labbadia nach schwacher Leistung auf die Bank setzte. Nach einigem Grübeln kehrte der Italiener gestärkt zurück.

Cristian Molinaro (28) spricht Deutsch. Das ist so weit nichts Neues, auf dem Platz verständigt sich der italienische Linksverteidiger des VfB schon länger so mit seinen Mitspielern. Interviews aber hatte Molinaro bisher nur auf Italienisch und mit Dolmetscher gegeben. Jetzt, nach fast zwei Jahren in Stuttgart, traute sich Molinaro zum ersten Mal auf Deutsch - und es klappte schon ganz ordentlich. Hier und da holperte es zwar noch ein bisschen, aber Molinaro fühlt sich sicherer und besser. Er macht dank des Unterrichts bei seiner Privatlehrerin Maria Caldarelli Fortschritte, er entwickelt sich weiter - und damit macht er genau dasselbe, was er zurzeit auf dem Platz macht. Da geht es auch voran. Und das nicht nur im übertragenen Sinne.

Linksverteidiger Molinaro gibt zurzeit den Außenstürmer bei den Roten. Nach völlig verpatzter Leistung bei der 1:2-Heimniederlage am 7. Spieltag gegen den HSV hatte er von Trainer Bruno Labbadia für zwei Spiele eine Denkpause bekommen. Jetzt startet Molinaro durch. "Er ist stärker, wenn er agiert, als wenn er reagieren muss, da ist er eher abwartend", sagt Labbadia. "Das habe ich mit ihm besprochen und erklärt, was ich von ihm will. Wir haben uns auch einige Szenen auf Video angeschaut - und dann habe ich ihm die Pause gegeben."

"Ich bin viel fitter"

Molinaro nutzte die Zeit zum Nachdenken. Wo er vorher zauderte, marschiert er jetzt. Wo er früher zögerte, setzt er jetzt zum Sturmlauf an. "Der Trainer verlangt von mir, dass ich bei Ballbesitz weiter nach vorne rücke", sagt Molinaro, der Labbadias Vorgaben nach seiner Rückkehr optimal umsetzte. Gegen den FSV Frankfurt (3:0) im DFB-Pokal gab Molinaro den Außenstürmer, und selbst beim 1:1 gegen den deutschen Meister Borussia Dortmund drängte Molinaro nach vorne. Morgen im Auswärtsspiel beim FSV Mainz 05 (20.30 Uhr/Sky und Liga total) soll das wieder so sein. "Zu meinen Stärken zählen neben der taktischen Disziplin mein Offensivspiel und mein starker linker Fuß", sagt Molinaro - und weil das auch sein Trainer weiß, baut er wieder auf ihn und setzt stattdessen Arthur Boka auf die Bank. "Es freut mich total, dass Moli jetzt so stark zurückgekommen ist und das umsetzt, was ich von ihm verlange", sagt Labbadia. "Wir brauchen offensive Außenverteidiger, die Meter machen und Flanken schlagen können. Moli hat die perfekten Anlagen für unser Spiel."

Und weil Moli die jetzt umsetzt, ist er so etwas wie ein Sinnbild für die neue Stuttgarter Offensivbewegung. "In der vergangenen Saison haben wir immer nur gegen den Abstieg gekämpft und haben fast nur von unseren Kontern und dem starken Umschaltspiel gelebt", sagt der Italiener. "Das zählt auch noch zu unseren Stärken - aber wir sind jetzt dabei, dominanter aufzutreten und mit viel Selbstvertrauen den Ball nach vorne zu tragen."

Labbadia fordert von seinem Team ein offensives, ballsicheres Auftreten. Dass Molinaro selbst das umsetzt, hat zwei Gründe: "Ich bin im Vergleich zur Vorsaison viel fitter, die Vorbereitung mit drei Trainingseinheiten täglich hat mit sehr geholfen." Zudem sei sein Kopf freier als in der vergangenen Spielzeit: "Du machst dir einfach weniger Gedanken, wenn du nicht unten drin stehst und wenn du weißt, dass das ganze Team funktioniert." Jetzt spielt Molinaro wieder frei auf, und das tut den Roten gut. In der Abwehr. Und im Angriff.