Die Schreibtische hier sind im Stuttgarter Süden nahe beim Marienplatz zu finden. Foto: shareDnC

Das Kölner Start-up ShareDnC bringt Unternehmen mit überschüssigem Platz in den Büros mit Freiberufler und Selbstständigen als Untermieter zusammen – auch in Stuttgart. Das bringt einiges an Geld ein.

München - Die Ökonomie des Teilens wächst auch hierzulande rasant, und sie bekommt immer mehr Spielarten wie das Co-Working. „Wir sind das Airbnb für Büros“, sagt Christian Mauer in Anspielung auf den Anbieter von Privatunterkünften. Erst vor knapp einem Jahr hat der 39-jährige zusammen mit zwei Partnern in Köln das Start-up Share DnC (desk and coffee) gegründet. Also übersetzt: „Teile Schreibtisch und Kaffee“. Man expandiert derzeit aber bereits deutschlandweit und will schon 2017 die heimischen Grenzen überschreiten. Die Geschäftsidee: ShareDnC vermittelt in Unternehmen leer stehende Arbeitsplätze vorwiegend an die hierzulande wachsende Zahl von Selbstständigen, Start-ups und expandierende Kleinfirmen. „Wir wollen dafür die erste Anlaufstelle werden“, sagt Mauer und meint das durchaus weltweit.

In Deutschland ist Share DnC das erste und bisher größte Unternehmen, das überflüssige Schreibtische bundesweit anbietet und damit offenbar eine Marktlücke getroffen hat. Rund 350 Angebote von Firmen aller Art in gut 30 deutschen Städten, die überzählige Büroarbeitsplätze anbieten, haben die Kölner aktuell auf ihren Internetseiten. Dem stehen rund 1600 Suchende gegenüber. Die Zahl der Vermittlungen glaubt Mauer bis Jahresende auf rund 600 gegenüber dem aktuellen Stand rund vervierfachen zu können. Für 2017 peilt er wiederum eine Vervierfachung der Umsätze dann erstmals in den Millionen-Eurobereich an, und das noch ohne das geplante Auslandsgeschäft.

Verwaiste Schreibtische finden einen Nutzer

Share DnC führt Anbieter und Nachfrager zusammen, die sich bislang nur schwer gefunden haben. In vielen Unternehmen sind über Monate hinweg Schreibtische verwaist, während Freiberufler und Jungunternehmen dringend günstige Arbeitsplätze suchen. 100 bis knapp 400 Euro kostet ein von ShareDnC vermittelter Schreibtisch monatlich. Am teuersten ist es in München mit im Schnitt 235 Euro. Ähnliches gilt für Frankfurt und Köln. In Berlin, wo das Angebot sehr groß ist, sind es rund 150 Euro. Städte wie Stuttgart liegen dazwischen. Das Start-up vermittelt aber auch in kleinen Städten wie Kyllburg mit unter 1000 Einwohnern. Es unterscheidet sich nicht nur damit vom großen US-Co-Working-Konzern We Work, der hierzulande in Berlin eine erste Filiale aufgemacht hat.

We Work vermittelt nicht, sondern betreibt eigene Bürogebäude und dreht damit finanziell ein weit größeres wie auch riskanteres Rad. Mit 16 Milliarden Dollar wird das Start-up-Unternehmen aus New York derzeit bewertet, das auf edle Lagen und Ambiente setzt. Das hat seinen Preis. Ein Schreibtisch in Berlin kostet bei We Work beispielsweise 350 Euro monatlich. Viele Freiberufler oder Start-ups können sich das nicht leisten. Hier setzt Share DnC an.

Die Kaffeemaschine gehört dazu

Das „C“ im Firmennamen, das für Coffee, also Kaffee steht, ist übrigens nicht nur augenzwinkernd zu verstehen, sagt Mauer. Er habe eine Umfrage unter Firmen gemacht, wonach 40 Prozent schon einmal ein Projekt an der Kaffeemaschine begonnen haben. Gerade wenn in Kleinfirmen und Agenturen das Kreativpersonal an der Kaffeemaschine zusammenkomme, entstünden oft gemeinsame Ideen. Schreibtischvermieter geben bei ihren Share-DnC-Angeboten jedenfalls an, welche Kaffeemaschine sie benutzen, und natürlich, wie sie sich einen Untermieter vorstellen. Firmen, die per Telefon etwas verkaufen, sind wegen des damit verbundenen Geräuschpegels unbeliebt, Softwareentwickler dagegen beliebt, weil die fast jeder im eigenen Betrieb selbst mal brauchen kann.

Auch Share DnC selbst arbeitet immer noch in Untermiete, was vorerst auch so bleiben soll, sagt Mauer. 2017 werde man das Personal aber wegen des geplanten Wachstums auf mindestens 20 Mitarbeiter gut verdoppeln. Dafür müsse man noch neue Schreibtische suchen. Nicht darin eingerechnet ist der Sprung über die deutschen Grenzen ins europäische Ausland. Auch die USA oder Metropolen mit wenig Platz und hohen Büromieten wie Hongkong sind perspektivisch im Fokus. Bedenken, sich zu übernehmen, hat Mauer nicht. „Wir treffen den Zeitgeist“, sagt er.