Die Impfzentren sind einsatzbereit – wie dieses in Berlin. Foto: dpa/Hannibal Hanschke

Erst hatte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) von bis zu 13 Millionen Impfdosen gesprochen, jetzt sind es nur noch 10,1 Millionen. Wie diese verteilt werden, lesen Sie hier.

Berlin - Bis Ende März will der Bund den Ländern 10,1 Millionen Impfdosen der Firmen Biontech und Pfizer liefern. Das reicht voraussichtlich nicht, um im ersten Quartal 2021 alle 8,6 Millionen Bürger zu immunisieren, die gemäß einer Verordnung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) beim Impfen als erste an der Reihe sind. Im laufenden Jahr bekommt Baden-Württemberg Impfstoff, der für knapp 88.000 Impflinge reicht. Ab 2021 will der Bund dem Südwesten wöchentlich 87 750 Dosen geben. Weil jeder Impfling zwei Mal geimpft wird, reicht diese Impfstoffmenge für wöchentlich knapp 44 000 Personen.

Spahn hat festgelegt, dass Menschen, die älter als 80 Jahre alt sind, sowie Bewohner und Mitarbeiter in Pflegeheimen beim Impfen höchste Priorität haben. In diese Gruppe fallen auch Mitarbeiter ambulanter Pflegedienste sowie medizinisches Personal. Die Zahl der über 80-Jährigen im Land liegt laut Statistischem Bundesamt bei 720 000 Personen.

Erhöhte Priorität auch für Kranke

Von den 4 100 Personen, die seit Pandemiebeginn bis zum 21. Dezember im Land an Covid-19 starben, waren 912 älter als 90 Jahre. 1 917 Covid-19-Verstorbene waren zwischen 80 und 89 Jahren und 808 zwischen 70 und 79 Jahren alt. Weil die Impfstoffmenge nicht ausreicht, um rasch alle Personen aus der Gruppe mit höchster Priorität zu impfen, wird es wohl bis ins Frühjahr dauern, bis Personen mit hoher Priorität an der Reihe sein werden. Das sind unter anderem Bürger, die älter als 70 Jahre sind sowie „enge Kontaktpersonen“ von Menschen aus der Gruppe mit höchster Priorität.

Nach dieser Gruppe sind Menschen beim Impfen an der Reihe, für die eine erhöhte Priorität gilt (unter anderem: Menschen über 60 Jahren, Personen, die an Krankheiten wie beispielsweise Krebs, Asthma, Diabetes, Herzinsuffizienz oder chronischen Nieren- und Lebererkrankungen leiden).

Es ist Skepsis angebracht

Das Ganze könnte sich beschleunigen, wenn die Europäische Medizinbehörde EMA den Impfstoff der Firma Moderna zulässt. Deutschland hat sich etwa 46 Millionen Dosen dieses Impfstoffs gesichert, die die Firma nach eigenen Angaben im Lauf des kommenden Jahres ausliefern kann. Die Länder – sie sind für die Umsetzung des Impfens zuständig -, wissen aber nicht, in welchem Zeitraum der Bund ihnen welche Mengen des Moderna-Vakzins liefert. Sie können nur hoffen, dass sie dabei früher Bescheid bekommen, als es bisher der Fall war. Und hatte Spahn noch vor wenigen Tagen für das erste Quartal 2021 elf bis 13 Millionen Dosen in Aussicht gestellt, sind es jetzt 10,1 Millionen. Am 1. Dezember hatte er auf Twitter sogar geschrieben: „Wir bereiten uns darauf vor, mehrere zehn Million Bürgerinnen und Bürger innerhalb kürzester Zeit mit einem Impfstoff zu versorgen.“

Somit ist Skepsis angebracht, was eine weitere Prognose des Ministers anbelangt. Bis Ende des Sommers 2021, so Spahn, könnten sich in Deutschland alle, die geimpft werden wollten, auch tatsächlich impfen lassen. Das mag so sein – oder auch nicht. Jedenfalls sagte RKI-Fachgebietsleiter Ole Wichmann am Dienstag, es werde Monate dauern, bis so viele Menschen geimpft seien, dass die Zirkulation des Virus in der Bevölkerung gestoppt werde.