In Fellbach und Waiblingen hindert ein Schnupfen nicht am Besuch des Kindergartens, in Schorndorf schon. Foto: Gottfried Stoppel

Solange es keine neue Corona-Verordnung gibt, dürfen in Schorndorf Kinder mit leichten Erkältungsanzeichen nicht in die Kitas gebracht werden. Zudem wird angekündigt, dass es kurzfristige Schließungen wegen Personalausfällen geben könnte.

Schorndorf/Waiblingen/Fellbach - Die Entrüstung in der Whatsapp-Gruppe eines Schorndorfer Kindergartens ist groß: „Da kann ich mein Kind ja gleich bis April 2021 abmelden“, schreibt eine Mutter, die andere fürchtet gar, arbeitslos zu werden. Und wieder eine andere findet es einfach dreist und realitätsfern, was da an Regelungen auf die Eltern zukommt.

Auslöser für diese Wortmeldungen ist ein Elternbrief, der seit Mitte vergangener Woche in den Schorndorfer Kindertageseinrichtungen verteilt wird. Er enthält zwei Informationen: Zum einen dürfen Kinder bereits mit leichten Erkältungssymptomen, also auch Schnupfen, nicht in die Einrichtung kommen. Für Eltern ein Horrorszenario, neigen doch besonders Kindergartenkinder im Herbst und Winter zu dauerhaft triefenden Nasen.

Bei Personalausfällen ist auch eine kurzfristige Schließung möglich

Zum anderen werden Eltern darum gebeten, morgens frühestens zehn Minuten vor der Öffnung der Einrichtung ihre Mails durchzuschauen. Denn weil auch Fachkräfte mit Husten und Schnupfen daheim bleiben müssen, werde es voraussichtlich im Herbst vermehrt zu Personalausfällen kommen. Zwar wolle man verkürzte Öffnungszeiten oder Gruppenschließungen vermeiden. Aber „wenn keine Fachkraft mehr übrig bleibt, müssen wir die Gruppe schließen“, sagt Markus Weiß, der Leiter des Fachbereichs Kindertagesstätten in der Stadtverwaltung. Und dies im Notfall sehr kurzfristig.

Er versteht den Ärger der Eltern, „aber ändern kann ich nichts“. Bisher wurden bei Personalengpässen Springkräfte eingesetzt, doch das ist derzeit nicht möglich, weil eine Durchmischung der Gruppen in den Einrichtungen vermieden werden soll. Und das findet Weiß sinnvoll: „Ich glaube, keiner möchte, dass eine komplette Kita geschlossen werden muss.“

Gibt noch keine neue Corona-Verordnung zu den „Schnupfnasen“

Der Schorndorfer Gesamtelternbeiratsvorsitzende Thomas Fischer hofft darauf, dass vielleicht doch noch der Einsatz von Vertretungen in begrenztem Maß möglich ist – oder andere Lösungen gefunden werden: „Es kann ja nicht sein, dass die Krankheiten der Erzieher auf den Rücken der Eltern ausgetragen werden“, sagt Fischer. Er wünsche sich, dass Eltern in den Kitas verlässliche Partner finden. Fischer berichtet, dass sich einige Eltern wegen des Briefs an die Stadtverwaltung gewandt haben. Auch wegen der Corona-Verordnung, nach der Kinder bereits mit Schnupfen daheim bleiben müssen. Diese Regelung wurde vergangene Woche von der Landesregierung mündlich zurückgenommen, „aber es gibt noch keine neue Verordnung“, sagt Markus Weiß.

In Fellbach und Waiblingen dürfen Kinder mit Schnupfen ihre Kita besuchen

In Fellbach dürfen Kinder trotzdem bereits seit Montag auch mit einer „Schnupfennase“ in den Kindergarten kommen. „Wir setzen diesen Hinweis der Ministerien bewusst sofort um, da wir wissen, wie beansprucht die Eltern derzeit sind“, wird der Erste Bürgermeister Johannes Berner in einer Pressemitteilung zitiert. Waiblingen handhabt es ebenso. „Wenn sich im Verlauf eines Tages oder an Tagen darauf der Schnupfen verstärkt beziehungsweise weitere Symptome dazu kommen, kann eine Vorstellung beim Arzt angezeigt sein“, heißt es dort aus dem Rathaus. Im Übrigen warte man auf die weiteren Empfehlungen des Ministeriums.

„Schnupfen gehört dringend aus der Verordnung, sonst endet das im Vollchaos“, sagt Ralf Brügel, der Sprecher der Kinderärzte im Rems-Murr-Kreis. Bereits jetzt im Juli telefoniere seine Praxis rund 20 Mal am Tag mit verunsicherten Eltern. „Wir werden angerufen, weil ein Kind zweimal im Unterricht gehustet hat. Die Sensibilität ist extrem hochgefahren“, sagt der Schorndorfer Kinderarzt, der zudem etliche Atteste für Kinder ausstellen muss, die wegen Allergien oder Asthmaerkrankungen Erkältungssymptome zeigen.

Für Brügel sind es Zeichen eines banalen Infekts, wenn Kinder leicht verschnupft sind oder ab und zu husten: „Die Mehrzahl der Kinder, die am Coronavirus erkrankt sind, hatten keine Symptome“, gibt Brügel zu Bedenken. „Ich denke, wir müssen mit einem Restrisiko leben. Es wird immer wieder Ausbrüche geben.“