Die Evangelische Landeskirche musste aufgrund der Pandemie entscheiden: 2020 finden Konfirmationen nicht – wie üblich – im Frühjahr statt. Foto: Lichtgut/Christoph Schmidt

Weil sowohl Unterricht als auch Gottesdienste aufgrund der Corona-Pandemie aktuell nicht stattfinden können, werden die Konfirmationen auf Herbst verschoben. Für die Jugendlichen hat dies Auswirkungen auf ihre Freizeit.

Filder - Ob er so etwas schon einmal erlebt habe? Dass Konfirmationen um beinahe ein halbes Jahr nach hinten verschoben werden und im Herbst stattfinden? Es erklingt ein Lachen durch die Telefonleitung: Nein, noch nie. Hans-Ulrich Winkler erlebt dieses Jahr eine Premiere. Der geschäftsführende Pfarrer der Verbundkirchengemeinde Plieningen-Birkach hat gemeinsam mit seinen Kollegen eine Entscheidung getroffen: Die Heranwachsenden aus Plieningen, Birkach, Schönberg, Hohenheim und dem Asemwald werden aufgrund der Corona-Krise dieses Jahr nicht im Mai, sondern erst im Oktober konfirmiert.

„Als wir Pfarrer die Entscheidung in einer Videokonferenz getroffen hatten, haben wir sehr schnell die Konfirmanden und deren Eltern informiert“, sagt Hans-Ulrich Winkler. Schließlich bedeute Konfirmation für die meisten ein großes Fest mit der Familie, das oft im Restaurant ausgerichtet werde. Glücklicherweise hätten aber alle gut auf die Verschiebung reagiert. „es kann ja auch niemand etwas dafür“, sagt Winkler.

Es braucht voraussichtlich Abendtermine

Die Verschiebung hat für die Heranwachsenden jedoch Konsequenzen auf deren Freizeitgestaltung. Weil der Konfirmandenunterricht aktuell nicht stattfinden kann, brauche es voraussichtlich nach den Sommerferien drei bis vier Termine, um für die Gottesdienste im Oktober zu proben. „Da werden wir nach Abendterminen schauen müssen, denn nur Achtklässler werden mittwochnachmittags für den Konfirmandenunterricht freigestellt.“ Weil die Jugendlichen nach den Sommerferien die neunte Klasse besuchen, ist davon auszugehen, dass einige mittwochs Nachmittagsschule haben. Bezüglich der Konfirmandenfreizeiten im Spätsommer nach Italien und Österreich wisse „aktuell kein Mensch“, ob diese stattfinden könnten. „Wir gehen gerade eher nicht davon aus“, sagt Winkler.

Auch für die Konfirmanden im kommenden Jahr hat die Corona-Pandemie Auswirkungen. „Normalerweise würden wir kurz vor den Sommerferien mit den ersten Treffen beginnen, das wird dieses Jahr nicht so sein.“ Stattdessen müssten die Pfarrer nach den Sommerferien vermutlich Doppel-Unterricht geben: für die diesjährigen Konfirmanden und für jene, die 2021 an der Reihe sind.

Kein Online-Konfirmandenunterricht bisher

Nicht nur in Plieningen und Birkach, sondern überall in Baden-Württemberg werden die Konfirmationen verschoben. In der evangelischen Gemeinde Möhringen und Fasanenhof sind die neuen Termine Ende September. Unterricht vor dem Laptop oder dem Smartphone wird es vorerst aber trotzdem nicht geben, sagt Pfarrer Ernst-Martin Lieb. „Zwar gibt es dafür inzwischen Hilfsmittel, wir haben bisher aber davon abgesehen, weil schon die schulischen Belastungen für unsere Jugendlichen derzeit nicht gering sind.“ Er hofft, dass nach den Pfingstferien wieder echter Konfirmandenunterricht möglich sein wird.

Trotzdem wird es voraussichtlich auch in Möhringen und auf dem Fasanenhof den einen oder anderen Abend- oder Wochenendtermin geben, den sich die Jugendlichen freihalten müssen. „Wir wollen ja, dass die Jugendlichen gut vorbereitet für die Konfirmationsgottesdienste sind“, sagt Lieb. Und wenn die Mittwochnachmittage ab Herbst nicht mehr schulfrei seien, müsste man Ausweichtermine finden. „Aber wir wollen da noch abwarten, denn momentan verändert sich alles so schnell.“ Auch wann der Unterricht für die Konfirmanden im Jahr 2021 losgehe, stünde noch in den Sternen: „Normalerweise beginnen wir nach den Pfingstferien, dieses Jahr wird es voraussichtlich erst nach den Sommerferien sein.“

Jugendliche sollen sich freuen können

Bei alldem ist dem Möhringer Pfarrer wichtig, dass sich die Jugendlichen auf die Konfirmationen auch tatsächlich freuen könnten. „Es ist gerade eine ganz schwierige Zeit für Familien“, sagt er. „Ich weiß auch, dass viele für ihre Konfirmationen in Restaurants reservieren – deshalb hoffe ich, dass diese bald wieder öffnen können.“ Momentan sei es wichtig, dass nicht nur die Angst grassiere, sondern auch wieder Freude aufkomme, meint er.