Ein Desinfektionsmittelspender hängt in einem Altenheim, im Hintergrund sitzen Seniorinnen. Foto: dpa/Jonas Güttler

Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat sich bei der Landespressekonferenz unter anderem zu Kontakten in Altenheimen geäußert. Die Maßnahmen im März und April schätzt er rückblickend anders ein.

Stuttgart - Das harte Besuchsverbot in Altenheimen beim Corona-Lockdown im März und April diesen Jahres war „eine Umdrehung zu viel“. Dieser Auffassung ist im Rückblick der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne). Vor der Landespressekonferenz sagte er am Dienstag in Stuttgart, das Land setze jetzt auf eine Teststrategie, die Kontakte in die Heime ermögliche, und übernehme die Kosten von Corona-Schnelltests für Besucher in Heimen.

Kretschmann sagte weiter, Kernbereiche des öffentlichen Lebens blieben diesmal im Gegensatz zum Frühjahr ausgespart, vor allem die Schulen und Kindertageseinrichtungen ebenso wie Betriebe und Einzelhandel. Dass Kultur- und Freizeiteinrichtungen sowie die Gastronomie schließen müssten, sei dem Faktum geschuldet, dass Kontakte zwischen den Menschen um 75 Prozent verringert werden müssten, um die unerwartet rasche und heftige Ausbreitung des Virus deutlich zu verlangsamen.

Laut Kretschmann „abwegig“ von „Lockdown“ zu sprechen

Es brauche, wenn man die eine Million Schüler im Südwesten aus politischer Einsicht in die Schulen lassen wolle, in anderen Bereichen stärkere Einschränkungen. „Wir haben dennoch noch eine Menge Freiheiten. So gibt es keine Ausgangssperren“, sagte Kretschmann. Deshalb sei es „abwegig“, in der aktuellen Situation von einem „Lockdown“ zu sprechen. Zudem schätze er die jetzt vereinbarten Ausfall-Ersätze für die Betroffenen als „erheblich besser als im März und April“ ein.

Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) sagte, die starken Restriktionen im Frühjahr seien damals angesichts des Mangels an Schutzausrüstung richtig gewesen. Heute sei die Versorgung besser. So stünden für Altenpflegeeinrichtungen mittlerweile 290 Millionen FFP2-Masken zur Verfügung. „Wir sind dabei, sie auszurüsten“, sagte Lucha. Auch bei Schutzhandschuhen sei mit Hilfe des Bundes und der Aktivierung stiller Reserven inzwischen die Versorgung hergestellt.

Er hoffe, dass die seit Montag (2. November) bundesweit geltenden Richtlinien bis in vier Wochen ermöglichten, die zweite Infektionswelle als gebrochen zu betrachten. Wenn bis dahin der sogenannte R-Wert der Ansteckungen pro infizierter Person wieder bei 0,7 oder darunter liege und der Inzidenzwert bei unter 50, sei eine Rückkehr zur Pandemiestufe drei möglich. Bei dieser Stufe wird auf regionale Hotspots reagiert und nicht das ganze Bundesland mit Maßnahmen überzogen.