Schüler in Baden-Württemberg müssen sich dreimal pro Woche selbst auf Corona testen. Foto: Imago//Oliver Mueller

Während die Quarantäneregeln für Kinder und Jugendliche in Baden-Württemberg gelockert werden, bleibt beim Testen alles beim Alten. Zumindest fast alles.

Stuttgart - Mehr als 100 Schülersprecherinnen und Schülersprecher aus ganz Deutschland fordern es: „PCR-Pooltestungen sowie hochwertige Schnelltests an allen Schulen“ verlangen sie in einem Brandbrief, der am Mittwoch publik wurde. Es würden nicht alle zur Verfügung stehenden Werkzeuge eingesetzt, um die Pandemie zu bekämpfen, werfen die Schulsprecher der Bundeskultusministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP), dem Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sowie den Regierungspräsidien vor. „Schulen sind aktuell keine sicheren Lernräume!“

PCR-Pooltestungen gelten als sicherer im Vergleich zu Schnelltests, weil sie durch die Untersuchung im Labor genauer sind und Infektionen früher erkennen. Auch der Holzgerlinger Apotheker Björn Schittenhelm, der selbst Schnell- und PCR-Tests durchführt, hält die PCR-Pooltestungen für eine wichtige Waffe. „Wenn an Schulen nur mit Schnelltests gearbeitet wird, steckt ein Kind vier bis fünf Mitschüler an, bevor bemerkt wird, dass es positiv ist“, sagt er. „Die Pool-PCR-Tests müssen aufrechterhalten bleiben.“

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Tatsächlich bilden PCR-Pooltests an Schulen in Baden-Württemberg bislang die Ausnahme. Sie werden nur vereinzelt eingesetzt, teils im Rahmen von Pilotprojekten.

Wie testen sich Schüler künftig? „Aktuell ist nicht geplant, das bewährte und an den Schulen etablierte System mit drei Schnelltests pro Woche zu ändern“, sagt Florian Mader, Sprecher des hiesigen Sozialministeriums. Gibt es einen Coronafall, werden in dieser Klasse alle nicht vollständig immunisierten Schüler fünf Tage hintereinander getestet. Das infizierte Kind muss für zehn Tage in Isolation, Freitesten ist ab dem siebten Tag durch einen Schnelltests möglich.

Warum nicht mehr Pool-PCR-Tests? Der Schulträger kann selbst entscheiden, ob er Pool-PCR-Tests zur Verfügung stellt oder nicht. An der Oscar-Paret-Schule in Freiberg am Neckar (Kreis Ludwigsburg), eine der größten Schulen in der Region Stuttgart, ist dies nicht der Fall. „Dabei bleibt es“, sagt der Rektor René Coels.

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Das Land hält PCR-Pooltests an Schulen momentan auch nicht für sinnvoll, weil die Ergebnisse aufgrund der Omikron-Variante öfter positiv seien. „Die Labore müssen immer mehr Bestätigungs-PCRs durchführen“, sagt der Ministeriumssprecher. „Das belastet die knappen Kapazitäten zusätzlich und führt dazu, dass die Ergebnisse später bei den Betroffenen sind.“

Im Hinblick auf die vom Bund angestrebte Priorisierung bei PCR-Tests müssten die Schulträger nun auch neu bewerten, ob sie womöglich künftig von PCR-Pooltestungen auf Antigen-Schnelltestung umsteigen, sagt Florian Mader. Erste Schulträger in Baden-Württemberg seien diesbezüglich bereits auf das Sozialministerium zugekommen.

Was sagen Eltern dazu? Die Meinung von Eltern zur neuen Coronastrategie an Schulen sei gemischt – so wie das immer gewesen sei in der Pandemie, meint Schulleiter Coels. „Manche haben große Angst vor einer Ansteckung, da fällt auch das Wort ‚Durchseuchung‘.“ Andere seien froh über die gelockerten Quarantäneregeln, weil sie nicht mehr jeden Morgen zittern müssten, ob ihr Kind in die Schule dürfe. Er selbst glaubt, dass die schlimmste Phase jetzt sowieso vorüber sei – zumindest in Freiberg. „Wir hatten vor anderthalb Wochen einen Peak.“ Nun würde die Zahl der Infizierten wieder sinken – zum einen, weil viele Schüler geimpft und geboostert seien. Zum anderen, weil sich nun eben auch viele schon angesteckt hätten.

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