Unter anderem Tui, Lufthansa und Condor holen im Auftrag der Bundesregierung deutsche Urlauber nach Hause zurück. Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Mehr als Hunderttausend deutsche Touristen sitzen irgendwo auf der Welt fest. Mit der Luftbrücke der Regierung haben sie Chancen auf eine rasche Heimkehr. Dazu müssen sie vor allem eines tun.

Stuttgart - Elefand – trotz fehlendem „T“ klingt das Wort nach gemütlichem, grau-runzeligem Dickhäuter mit langem Rüssel und freundlichen Augen. Dabei ist es nur eine Kurzform für die sperrige, für alle gestrandeten Reisenden rund um den Globus aber extrem wichtige Abkürzung der „Elektronischen Erfassung von Deutschen im Ausland“ und der dazugehörigen Internetadresse www.elefand.diplo.de.

Beides zusammen kann für die Touristen, die jetzt noch auf der Welt unterwegs sind und deren gebuchte Heimflüge nicht mehr stattfinden, zum Ticket werden, um im Rahmen der „elefantös“ größten Rückholaktion von Bundesbürgern im Ausland die Rückreise antreten zu können. Denn in diesem Fall stehen sie auf der Krisenvorsorgeliste des Außenministeriums.

Elefand.diplo.de wird zum Zauberwort

Wenn Reisende nicht sowieso schon an irgendeinem Flughafen auf die nächste, noch fliegende reguläre Maschine mit freien Plätzen warten, müssen sie sich bei Elefand.diplo.de registrieren lassen, um von den Botschaften bei der „größten Rückholaktion aller Zeiten“ berücksichtigt zu werden, wie es heißt. So hat der Krisenbeauftragte des Auswärtigen Amtes, Frank Hartmann, die Initiative dem „Spiegel“ gegenüber etikettiert, wenige Stunden bevor die ersten Maschinen mit Heimkehrern in Deutschland gelandet sind.

Kaum war die Aktion vom Außenminister Heiko Maas (SPD) angekündigt, hatte die „Luftbrücke“ in die Heimat auch schon begonnen. Am frühen Mittwochnachmittag ist der erste Flieger – der Lufthansa-Flug LH 1749 aus Tunis – in München gelandet. Weitere von der Bundesregierung gecharterte Maschinen mit Urlaubern aus Tunesien, Ägypten und Marokko steuerten unter anderem Frankfurt an. Am Donnerstagabend soll der erste Flieger Touristen von den Philippinen nach Hause bringen.

Das Außenamt ist darauf eingestellt, hunderttausend oder mehr deutsche Touristen im Ausland nach Hause zu holen. Um Bundesbürgern – auch ihren Angehörigen ohne deutschen Pass – bei der Heimreise zu helfen, hat Außenminister Heiko Maas (SPD) gut dreißig Flugzeuge von Lufthansa, Condor und Tui chartern lassen und 50 Millionen Euro bereitgestellt. Am Mittwoch vereinbarten die EU-Regierungschefs, wo immer möglich, gemeinsam gestrandete EU-Bürger zurückzuholen.

Viele Gestrandete brauchen vor allem: Geduld

Ziel der Bundesregierung ist es, wie der Krisenbeauftragte Hartmann in seinem Interview betonte, die „deutschen Staatsbürger so schnell wie möglich zurückzuholen“. Dass manche von ihnen dabei aber auch Geduld aufbringen müssen, verhehlt das Ministerium nicht. Nachdem der internationale Flugverkehr fast schon zum Erliegen gekommen ist, werde die Aktion mindestens eine Woche dauern, sagte Hartmann. Aktuell konzentriert sich die Rückholung auf die Länder Marokko, Dominikanische Republik, Ägypten und die Philippinen. Weitere Länder können dazukommen, wenn es nötig wird.

Berlin musste rasch handeln, nachdem in den vergangenen Tagen immer mehr Länder wegen der grassierenden Coronaviren die Grenzen dicht gemacht und Besucher zur Ausreise aufgefordert hatten. Man muss sich klarmachen: Die Bundesrepublik zählt im Blick auf Corona in anderen Gegenden der Welt mittlerweile zu den Hauptrisikogebieten.

Auch eine globale Reisewarnung hat es noch nie gegeben

Die Kehrseite der Luftbrücke in die Heimat ist deshalb die globale Reisewarnung des Auswärtigen Amtes – auch das hat es in der Geschichte der Bundesrepublik noch nicht gegeben. Wer jetzt noch zu fremden Ufern aufbricht, läuft das Risiko, „dass Sie ihre Rückreise aufgrund der zunehmenden Einschränkungen nicht mehr antreten können“, so das Außenamt.

Am Frankfurter Flughafen, wo ein großer Teil der Rückkehrer wohl landen wird, sieht man sich für die Aktion gut gerüstet, wie ein Sprecher gegenüber unserer Zeitung betonte. Anders als bei Flügen aus Risikogebieten sei im Zuge der Rückholaktion zunächst nicht mit einer erhöhten Zahl von Verdachtsfällen zu rechnen.

Im Übrigen seien die Prozessketten seit den ersten Rückholungen aus Wuhan vor einigen Wochen eingespielt: Schon während des Fluges kläre der Kapitän, ob Corona-Verdachtsfälle an Bord seien. In diesen Fällen komme nach der Landung ein Vertreter des Gesundheitsamtes an Bord und prüfe die nötigen Maßnahmen. Bei positiven Corona-Fällen würden die Betroffenen in Kliniken gebracht, bei Verdachtsfällen stehe das „Medical Assessment Center“ mit Kapazitäten für 100 Personen zur Aufnahme zur Verfügung.