Der Leiter des Stuttgarter Gesundheitsamtes, Stefan Ehehalt, hat einen eindringlichen Appell:  „Nehmen Sie das Coronavirus ernst. Gehen Sie nicht leichtfertig mit Ihrer Gesundheit um, bleiben Sie auf Abstand!“ Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Die Zahl der Infizierten steigt auch in der Landeshauptstadt. Die reagiert mit weiteren Einschränkungen, die den täglichen Zuwachs der Fälle dämpfen soll.

Stuttgart - . Die Landeshauptstadt hat ihre rigorosen Regeln im Kampf gegen die schnelle Ausbreitung des Coronavirus am Wochenende verschärft und weitere Schließungen verfügt. Der Nahverkehr könnte ausgedünnt werden.

„Wir müssen der besorgniserregenden Entwicklung konsequent entgegentreten“, sagt Professor Stefan Ehehalt, Leiter des Stuttgarter Gesundheitsamtes. Das Virus sei in Stuttgart zwar „noch nicht sehr verbreitet“, aber die Zahlen steigen rasant: Am Samstag gab es 80 Fälle, 25 mehr als am Vortag, am Sonntag waren es schon 150. „Nehmen Sie das Virus ernst, reduzieren Sie soziale Kontakte, gehen Sie auf Abstand, insbesondere, wenn Sie erkältet sind. Bleiben Sie zuhause!“, sagte Ehehalt. Am Samstag hat die Stadt „mit sofortiger Wirkung“ den Trainings- und Sportbetrieb in Vereinen und allen Turn- und Sporthallen, auf Anlagen, in Fitnessstudios und privaten Yoga- und Pilatesstudios untersagt, auch zu individuellen Trainingszwecken. Ausgenommen sind Reha- und Physiotherapie, wenn ärztlich verordnet. „Wer solche Kurse anbietet, darf nur noch Menschen mit Rezept betreuen, und man sollte Kleingruppen bilden“, sagt Ordnungsbürgermeister Martin Schairer. Medizinische Verordnungen könne die Stadt nicht verbieten.

Kein Sport, kein Fitness mehr

Am Sonntag kündigte die Stadt die Schließung des zentralen Rathauses und aller Bezirksrathäuser an. Zutritt erhalten Besucher nur noch nach Terminvereinbarung. Schulen und Kitas sind von Dienstag an geschlossen, Notfallgruppen laut Bürgermeisterin Isabel Fezer aber in allen Kitas und für Schüler bis zur 6. Klasse geöffnet. Betreut werden Kinder nur auf Antrag (in der Einrichtung, für Kitas auch unter Telefon 07 11 / 216-55 32 6, im Netz auf Stuttgart.de/corona) und ausschließlich wenn beide Eltern oder Alleinerziehende in der „kritischen Infrastruktur“ arbeiten. Diese reicht von der Gesundheitsversorgung bis zur Lebensmittelbranche.

Die Bahn AG stellte am Sonntag klar, dass sie selbst die Regionalfahrpläne nicht einschränke, das sei Aufgabe der Aufgabenträger, also der Länder. Die Notfallpläne des VVS sehen vor, den Betrieb bei Personalknappheit auf den Sonntagsfahrplan zu begrenzen.

Die Helfer der Malteser in den beiden Corona-Abstrichzentren (CAZ) im Kreis Esslingen sind frustriert: Die Arbeit dort laufe gut. Allerdings, heißt es in einer Mitteilung, entstehe dann Frust, wenn der Anruf beim Patienten erfolge. Nach dem Abstrich seien die betroffenen Personen verpflichtet, zu Hause zu bleiben. Deshalb erstaune es die Mitarbeiter, wenn sie feststellen müssten, dass Anrufe im Lebensmittelladen, im Spieleland oder im Zug entgegengenommen würden.

Notbetreuung in Kitas