Auswärts essen ist jetzt erst einmal vorbei. Im ganzen Land bleiben Restaurants und Gaststätten geschlossen. Foto: dpa/Frank Rumpenhorst

Bereits am Wochenende bleiben alle Gaststätten in Baden-Württemberg wegen der Coronakrise geschlossen. Essen zum Mitnehmen ist aber erlaubt. Deshalb satteln viele Betriebe um: Auf Maultaschenservice oder Braten im Glas.

Stuttgart - Schank- und Speisegaststätten in Baden-Württemberg müssen, so die aktuelle Regelung der Landesregierung, von Samstag an schließen. Essen zum Mitnehmen sei aber erlaubt, so Ministerpräsident Winfried Kretschmann am Freitag. Auch wenn die Lokale tagsüber unter gewissen Bedingungen geöffnet sein durften: Das Thema „to go“ war schon die Woche über zunehmend gefragt. „Immer mehr Büros und Familien machen Sammelbestellungen“, sagt etwa Nalan Dogan, die im Stuttgarter Süden den Imbiss Zauberküche betreibt.

Darauf hofft auch Maximilian Trautwein, der diese Woche einen Onlineshop für seine Maultaschen eingerichtet hat, weil die Linde in Möhringen geschlossen ist. Nach der Bestellung und kontaktlosen Bezahlung können die Maultaschen – Fleischküchle und Linsen sollen bald dazukommen – in der Catering-Küche in Plieningen abgeholt werden, oder sie werden in einem Umkreis von 20 Kilometern geliefert. Allerdings nur bis 17 Uhr. „Ich will kein Risiko eingehen“, sagt Trautwein.

Abholen nach 18 Uhr?

Versorgung oder Vergnügen? Das ist derzeit die Gretchenfrage in der Gastronomie. Oder genauer formuliert: Darf ein Wirt seine Speisen auch nach 18 Uhr ausliefern beziehungsweise sie zum Selbstabholen anbieten? Auf der Homepage des Sozialministeriums Baden-Württemberg findet sich kein Hinweis.

Auch der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband kann nicht weiterhelfen. „Wir konnten diese Frage noch nicht abschließend mit der Landesregierung klären, gehen aber bis auf weiteres davon aus, dass Lieferungen und Abholservices auch nach 18 Uhr gestattet sind“ ,sagt der Sprecher des Dehoga Baden-Württemberg, Daniel Ohl. Lieferdienste, fügt er hinzu, könnten für die Versorgung der Bürger „während der Krisenzeit einen wertvollen Beitrag leisten“. Da es keine Unterscheidung zwischen Restaurants und Lieferdiensten gebe, gehe man im Moment davon aus, dass auch Gastronomen diesen Service nach 18 Uhr anbieten dürften.

„Nur ein Tropfen auf den heißen Stein“

Den Betreibern von Lokalen und Imbissen bereitet das allerdings aktuell kaum Kopfzerbrechen. „Ich habe mir noch nicht überlegt, ob das ein Problem sein könnte“, gibt Günther „Obi“ Oberkamm vom Augustenstüble im Stuttgarter Westen zu. Dieses ist ein Abendlokal und bleibt ohnehin bis auf weiteres geschlossen. In seiner Küche steht er trotzdem schon von morgens an. Er füllt ausgewählte Gerichte wie sein legendäres Boeuf Bourguignon in Weckgläser ab; die gibt es auf Bestellung entweder zum Abholen oder aber er liefert sie mit seinem Kombi selbst aus. Die Zeiten werden individuell vereinbart. Das laufe ganz gut an, sagt er. Aber er betont auch: „Das ist nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein.“

So sieht es auch Klaus Schurr vom Restaurant Burg Staufeneck in Salach im Kreis Göppingen. Seit dieser Woche gibt es die „Staufeneck to go“ von Salatmix über Sauerbraten bis Kaiserschmarrn zum zuhause Fertigbacken. Aber jeder Italiener im Umkreis sei klar im Vorteil, so Schurr. „Zu uns muss man erst mal hinfahren.“ Den Service biete man an, „bevor wir gar nichts mehr machen.“ Die aktuelle Situation sei eine Katastrophe, sagt Schurr und spricht damit seinen Kollegen aus dem Herzen. „Noch nie in 30 Jahren hab ich Angst gehabt. Aber jetzt.“ Die letzten Geschäftsreisenden sind Mitte der Woche aus dem Hotel ausgezogen, für den Betrieb ist Kurzarbeit angemeldet.