Blick in ein Terminal: Der Betrieb am Flughafen Stuttgart ist stark zurückgefahren Foto: Flughafen Stuttgart Gmbh

Am Landesflughafen ist der Flugbetrieb auf etwa ein Drittel zurückgegangen. Tendenz: weiter sinkend. Das Unternehmen richtet sich auf eine schwierige Zeit von unbekannter Dauer ein. Die eigenen Mitarbeiter und jene von Dienstleistern fürchten das Virus.

Stuttgart - Am Flughafen Stuttgart ist das Verkehrsaufkommen wegen der Coronavirus-Krise auf rund ein Drittel des sonst üblichen Maßes zurückgegangen – und es sinkt weiter. Angesichts dieser Entwicklung hat sich die Flughafengesellschaft jetzt darauf eingestellt, dass die Ausnahmesituation weiter andauern wird.

Die Airlines haben ihre Angebote drastisch reduziert. Derzeit finden am Flughafen Stuttgart – wie an anderen Flughäfen – noch Rückholflüge statt, um Menschen aus dem Ausland ins Land zurückzuholen. Das Verkehrsaufkommen allerdings sprich für sich. „Wir befinden uns in einer noch nie dagewesenen Situation, die uns alle gemeinsam vor große Herausforderungen stellt“, erklärte Walter Schoefer, Sprecher der Flughafen-Geschäftsführung, am Freitag. Bisher sei nicht absehbar, wie lange diese Durststrecke dauern werde. Die Situation zeige auch, wie wichtig und selbstverständlich Mobilität für die Menschen geworden sei. Auch jetzt sei der Luftverkehr gefragt, um Baden-Württemberger aus aller Welt schnell zurück nach Hause zu holen.

Wenig Linienverkehr, Konzentration auf Fracht- und Rückholflüge

Wie sich die Pandemie weiterentwickelt und welche weiteren Folgen sie nach sich zieht, sei unklar. Schoefer ist sich aber auch sicher: „Wir haben in der Vergangenheit schon viele Krisen bewältigt. Gemeinsam mit unseren Mitarbeitern und unseren Partnern werden wir auch diese Situation überstehen.“ Am Landesflughafen konzentriere man sich, vom verbliebenen Linienverkehr abgesehen, derzeit vor allem auf den Betrieb für Rückholflüge, Nachtluftpost, Fracht-, Militär- und Rettungsflüge.

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Um einen reduzierten Betrieb zu gewährleisten, habe man „die operativen Prozesse angepasst“, teilte die Flughafengesellschaft mit. Die Gesundheit von Mitarbeitern und Reisenden habe dabei höchste Priorität. So würden zum Transport der Fluggäste vom Flugzeug ins Terminal mehr Busse eingesetzt, damit der empfohlene Abstand zwischen einzelnen Personen eingehalten werden kann. Mit Informationen in den Passagierbussen und in den Terminals werden Ankommende und Besucher auf die aktuellen Einreisebestimmungen mit Blick auf häusliche Quarantäne und andere Auflagen hingewiesen. Wegen der Restriktionen der Behörden müssen Passagiere derzeit mit verstärkten Einreisekontrollen rechnen. Ankommende Fluggäste sollen möglichst nicht am Airport abgeholt werden, sondern sich am besten direkt nach Hause begeben, um soziale Kontakte zu vermeiden, appellierte die Flughafengesellschaft wie schon am Mittwoch.

Supermarkt und Bäckerei sollen geöffnet bleiben

Um die Grundversorgung auf dem Flughafenareal sicherzustellen, bleiben einzelne Shops wie der Supermarkt und die Bäckerei in Terminal 3 weiterhin geöffnet, ließ die Flughafengesellschaft wissen. Die Besucherterrasse ist geschlossen, Airport-Führungen sind bis auf weiteres ausgesetzt, ebenso wie alle anderen Veranstaltungen am Flughafen. Am Stuttgart Airport Bus Terminal (SAB) werde der Fernbusverkehr „sukzessive heruntergefahren“, hieß es jetzt, nachdem vor Tagen bereits einmal von der Einstellung des Betriebs die Rede gewesen war. Grund: Aufgrund der Einreisebeschränkungen werden die Fernbuslinien von den Anbietern nach und nach ausgesetzt. Aktuelle Informationen veröffentlicht die Flughafen Stuttgart GmbH auf ihrem Twitterkanal.

Unterdessen ist anonyme Kritik an den Arbeitsbedingungen auf dem Flughafengelände laut geworden, deren Verfasser sich als Mitarbeiter am Flughafen bezeichnete. Sein Vorwurf: Es werde nicht genug gegen eine Ansteckung von Mitarbeitern mit dem Coronavirus und gegen die Lungenkrankheit Covid-19 getan. Schichtarbeiter würden ohne Mundschutz arbeiten und hätten auch keinen anderen Schutz. Außerdem: Die von der Bundespolizei mit Luftsicherheitskontrollen beauftragte Firma Frasec, ein Tochterunternehmen der Frankfurter Flughafengesellschaft Fraport, habe intern über einen positiv auf das Virus getesteten Mitarbeiter informiert, aber die Flughafengesellschaft kommuniziere das nicht.

Flughafen-GmbH: Mundschutz nicht erforderlich

Die Flughafengesellschaft reagierte auf Anfrage. Man verstehe, dass wegen der aktuellen Lage zurzeit manche Mitarbeiter am Flughafen verunsichert seien. Nach Einschätzung von Experten sei das Tragen von Mundschutz für den Eigenschutz derzeit aber nicht erforderlich. Grundsätzlich stehe es Mitarbeitern frei, auf eigenen Wunsch Mundschutz zu tragen, sagte ein Flughafensprecher. Zum Infektionsbefund bei Frasec äußerte er sich nicht.

In einem Aushang von Frasec vom Mittwoch hieß es offenbar, der Fall sei dem Gesundheitsamt gemeldet worden, dieses habe aber keine Einsatzdaten von Mitarbeitern angefordert. Es bestehe kein Grund zur Panik. Eine „Kontamination“ anderer Mitarbeiter durch persönlichen Kontakt während des Dienstes in den vergangenen zwei Monaten könne ausgeschlossen werden. Die Firmenleitung bereite einen Dienstplan vor, der feste Teams vorsehe, keine Rotationen der Mitarbeiter und Einsätze in unterschiedlichen Teams quer durch die Terminals. Auf Anfrage unserer Zeitung nahm Frasec bis Freitagabend keine Stellung.