Die Stadtbibliothek hat seit kurzem einen Ausgabeschalter für Bücher. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Lesen, Lernen, Studieren – all das ist nicht so einfach, wenn die Bibliotheken geschlossen sind. Zwei Stuttgarter Institutionen versorgen ihre Nutzer Corona zum Trotz mit Lektüre.

Stuttgart - Was haben Restaurants und die Stadtbibliothek gemeinsam? Beide liefern aus und lassen abholen. „Medien dienen der Bildung, der Information, der Unterhaltung und Zerstreuung, was in diesen Zeiten besonders wichtig ist“, sagt Verwaltungsbürgermeister Fabian Mayer angesichts der Neuerungen in der Stadtbibliothek. „Mit dem Lieferdienst und einem Abholservice garantieren wir die Grundversorgung mit bedeutenden Kulturgütern.“

Online bestellen, am Fenster abholen

Und so funktioniert es: Über den Medien-Abholservice können sich Nutzerinnen und Nutzer ein Paket mit maximal fünf Büchern, Filmen, Zeitschriften oder CDs zusammenstellen lassen, die sie vorher aus dem Katalog der Stadtbibliothek auswählen. Mit einem Bestellformular, das auf der Homepage der Bibliothek zu finden ist, kann der Medienwunsch abgeschickt und die gewünschte Abholstelle – eine Stadtteilbibliothek oder die Zentralbibliothek am Mailänder Platz – ausgewählt werden.

Das Angebot ist seit diesem Montag jedem zugänglich. Man kann sich auch ein Überraschungspaket mit Romanen oder Kinderliteratur bestellen, die Übergabe erfolgt gleich am nächsten Werktag. Die Zeitfenster fürs Abholen sind in der Zentralbibliothek montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr, in den Stadtteilen dienstags bis freitags zu unterschiedlichen Zeiten; samstags ist überall mindestens von 9 bis 13 Uhr geöffnet. Am Mailänder Platz ist für die Selbstabholer zum Einkaufszentrum Milaneo hin ein Ausgabefenster eingerichtet.

„Unsere Azubis haben außerdem einen Medienlieferdienst für Risikopatienten, immobile Menschen oder Menschen in Quarantäne entwickelt. Die Nutzer rufen uns werktags von 9 bis 15 Uhr unter der Telefonnummer 07 11 / 2 16 - 9 65 99 an oder schicken uns ihr Online-Bestellformular, unsere Azubis stellen die Medien zusammen, und unser Kollege fährt das Paket bis vor die Haustür“, sagt Katinka Emminger, die Direktorin der Stadtbibliothek. Die Übergabe könne bereits für den folgenden Werktag vereinbart werden, die Rückgabe erfolge hier wie in allen anderen Fällen über die 24-Stunden-Rückgabe im Stadtteil oder in der Zentraleinrichtung.

Lieferdienst fast wie beim Pizzaservice

Auch Kindern und Jugendlichen im Homeschooling gehen die Azubis helfend zur Hand: „Wir haben eine Beratung, einen E-Mail-Auskunftsdienst, bei dem Nutzer ihre Fragen stellen können und wir Antworten und Hinweise auf Quellen geben, vor allem auch auf hochwertige Datenbanken wie den Schülerduden, Brockhaus, Britannica, auf die man mit einem gültigen Ausweis Zugriff hat“, sagt Katinka Emminger.

Als besonderen Service bietet die Stadtbibliothek während der Schließung allen Stuttgartern, die mindestens zwölf Jahre alt sind, einen kostenfreien Zugang zu ihren digitalen Angeboten, eingerichtet bis auf Weiteres für zwei Monate. Außerdem laufe die Produktion von Videos und Podcasts für Kinder und Erwachsene auf Hochtouren. „Wir stehen vor einer großen Herausforderung, aber wir leisten einen wichtigen Beitrag, die Zeit unserer Nutzer zu Hause angenehm zu gestalten“, sagt die Direktorin.

Mit Atemschutzmaske im Lesesaal

Unter strengen Auflagen zum Infektionsschutz und zu Hygienemaßnahmen geht die Württembergische Landesbibliothek erste Schritte der Öffnung. Dozenten, das Personal und Studierende der Universitäten, Hochschulen und Akademien, Referendare und Doktoranden, die ein „wichtiges, dringliches Anliegen“ vor- und nachweisen können, dürfen seit vergangenen Montag wieder den Haupt- und den Sonderlesesaal benutzen. „Die Zahl der Besucher ist allerdings streng reglementiert und darf die 40 nicht überschreiten“, sagt Pressesprecher Jörg Ennen. Der Mindestabstand müsse gewahrt werden, das Tragen einer sogenannten Allgemeinmaske sei, wie nun auch in Bussen und Bahnen und beim Einkaufen, Pflicht.

Auch die Ausleihe der Landesbibliothek ist wieder möglich. Gegen eine Gebühr von 3,65 Euro je Paket verschickt sie die elektronisch bestellten Bücher per Post an die Nutzer. Wem das zu teuer ist, der kann selbst zur Bibliothek fahren. „Wir haben einen Selbstabholerbereich eingerichtet, für den maximal fünf Körbe ausgegeben werden. Mehr Leute dürfen nicht gleichzeitig rein“, erläutert Ennen. „Dafür erhalten die Nutzer per elektronischer Post einen Abholzeitpunkt.“ Da die Teilöffnung (wochentags zwischen 9 und 17 Uhr) erst seit wenigen Tagen gelte, wisse man noch nicht, wie stark der Service nachgefragt werde. „In erster Linie aber sind wir für die da, die Prüfungen und dringliche Anliegen haben.“

Es fällt keine Mahngebühr an

Die Bücherrückgabe ist mit der Schließung der Bibliothek abgeflaut, sie ist nur per Post möglich. „Wir haben bis jetzt keinen Rückgabeschalter, so etwas wird es erst im Neubau geben“, sagt Jörg Ennen. Deshalb lässt die Bibliothek Gnade walten. Auf der Homepage heißt es: „Eine Rückgabe per Post ist erwünscht. Während der Schließzeit fallen keine neuen Mahngebühren an.“