Sind Schnelltests noch so gefragt, wenn der Abstrich auch was kostet? Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Ab Montag muss für Corona-Antigen-Tests bezahlt werden. Das dürfte die Zahl der Teststellen auch in Stuttgart stark reduzieren. Auch Apotheken sind von der Änderung betroffen.

Stuttgart - Noch gibt es in der Landeshauptstadt 220 gemeldete Schnellteststellen. Zu den Hochzeiten waren es mehr als 300. Schon damals war das ein Überangebot. Wenn am Montag der kostenlose Bürgertest Vergangenheit ist und für Antigen-Schnelltests bezahlt werden muss, könnte ein rasanter Schwund an Stationen einsetzen.

„Wir sind in einer Umbruchphase“, sagt Vanessa Hammel, die Eigentümerin der Alten Apotheke in Untertürkheim. Sie hat dort schon früh Schnelltests angeboten, war an Schulen aktiv, hat Stationen in Vaihingen und am Marienplatz eingerichtet. Letztere bestehe noch, die Vaihinger Einrichtung sei aber zu, an Schulen kämen heute beim Testen keine externen Anbieter mehr zum Zuge. Die Zahlen seien „auf etwa die Hälfte runtergebrochen“, sagt Vanessa Hammel. Die Höchstzahl der gemeldeten Tests wurde laut Stadt im Juni mit knapp 1,29 Millionen erreicht, in Teststellen, Apotheken, Arztpraxen, Betrieben, Kitas, Schulen. Im März waren es 78 500 gewesen, im Mai schon 618 000, im September wie im Juli 635 000, nach einem Rückgang im August auf 342 000, seit Anfang Oktober rund 98 000.

Der Preis dürfte um die 15 Euro liegen

Wie es von Montag an weitergeht, vermag niemand zu sagen. Vanessa Hammel fragt sich: „Vielleicht will sich keiner mehr einen Test leisten?“ Dennoch werde sie „in irgendeiner Weise“ auch künftig Schnelltests anbieten, sagt die Apothekerin. Nicht nur, weil die Tests für gewisse Gruppen wie Schwangere und Kinder weiter kostenlos bleiben werden. In ihrer Apotheke kann sie das Testen in jedem Fall weiter mitlaufen lassen, eben ohne zusätzliches Personal wie bisher.

Täglich 70 bis 80 Tests in der Europa-Apotheke

Ähnlich ist die Situation von Martina Graeff. In ihrer Europa-Apotheke an der Königstraße werden dank der zentralen Lage noch immer jeden Tag 70 bis 80 Tests vorgenommen, es waren schon mal 100 gewesen. Vor allem in der Mittagspause und am Abend, wenn die Leute ausgehen wollen, ist in der Europa-Apotheke, die bis 20 Uhr offen hat, viel los. Die größte Gruppe sei zwischen 20 und 40 Jahre alt. „Das wird wohl runtergehen“, schätzt Graeff. „Aber es wird weitergehen. Die Leute, die sich nicht impfen lassen, brauchen ja ihren Test.“ 15 Euro wird die Apothekerin pro Schnelltest verlangen. Sie habe auch schon Reservierungen vorliegen.

Großer Organisationsaufwand

Anders ist die Lage von Jens Caspar. Der Betreiber des Neckar Käpt’n hat im Zuge der Coronapandemie die NK Medical Services GmbH gegründet. Zeitweise hatte er in Stuttgart und darüber hinaus 38 Schnellteststellen in Betrieb, mit rund 200 Beschäftigten. Derzeit betreibe er noch zwölf Stationen, sagt Caspar. „In der nächsten Woche sind es noch zwei.“ Wie zu Beginn werde er für Fahrgäste des Neckar Käpt’n weiter Tests anbieten, für zehn Euro, 15 Euro zahle man an der Station Keplerstraße bei der Uni.

Jens Caspar macht mit dem Testgeschäft nicht Schluss, weil er keine Nachfrage mehr sieht. Aber durch die Kostenpflicht entstehe durch Kassenführung, Kontrolle und Verbuchung ein „riesiger zusätzlicher Organisationsaufwand, den wir uns nicht leisten können“. Der Unternehmer schätzt aber, dass die Betreiber kleiner Teststellen, „die alles selber machen, das besser handhaben können“.

Steigt die Nachfrage im Winter wieder?

Marius Lehnert von 15minutentest.de wird weitermachen. Die Teststation im Bosch-Areal gehöre zu denen, die auch PCR-Tests anbieten, etwa für Auslandsreisende. „Schnelltests spielen bei uns nicht mehr die Rolle“, sagt Lehnert. Wer aber doch einen macht und nicht zu denen gehört, die ihn weiter kostenlos bekommen, zahlt 14,90 Euro. Und Marius Lehnert kann sich vorstellen, „dass der Bedarf an Schnelltests wieder steigen wird, wenn die Infektionszahlen in der kalten Jahreszeit zunehmen“.