In Italien wächst die Angst vor dem neuartigen Coronavirus. Foto: dpa/Luca Bruno

Italien zählt aktuell die meisten Infektionen mit dem Virus Sars-CoV-2 in Europa. In mehreren Regionen geht die Sorge vor einer Ausbreitung um, Karnevalsfeste und andere Veranstaltungen werden verboten.

Rom - Nach Bekanntwerden weiterer Infektionen und zweier Todesfälle wächst in Italien die Angst vor einer Ausbreitung des neuartigen Coronavirus. In der Lombardei wurden bis zum Samstagabend 46 Infektionen mit dem Virus Sars-CoV-2 erfasst, wie Behörden mitteilten. Die Zahl der Nachweise in Venetien stieg auf zwölf, wie der Präsident der Region, Luca Zaia, berichtete. Am Abend wurde eine Ansteckung in der Region Piemont gemeldet, die mit dem Ausbruch in der Lombardei in Verbindung steht. Insgesamt waren am Samstag mehr als 60 Nachweise im Land erfasst. Damit ist Italien das europäische Land mit den weitaus meisten erfassten Sars-CoV-2-Infizierten. In Deutschland wurden bisher 16 Fälle gemeldet, in Frankreich 12, darunter ein Todesfall.

Nachgewiesen wurde der Erreger demnach unter anderem bei der Frau und einer Tochter des Mannes, der mutmaßlich Italiens erstes gemeldetes Covid-19-Todesopfer ist. Der italienische Zivilschutz sprach von einem zweiten Opfer, dessen Tod wohl auf die von Sars-CoV-2 verursachte Lungenerkrankung Covid-19 zurückzuführen sei. Beim ersten gemeldeten Toten handelt es sich um einen 78-Jährigen in Venetien, beim zweiten um eine Frau in der Lombardei.

Der Rentner starb am Freitag, bevor eine abschließende Bestätigung einer Coronavirus-Infektion vorlag, wie es hieß. Bei der am Donnerstag verstorbenen 77-Jährigen aus der Lombardei wurde Sars-CoV-2 posthum nachgewiesen, sie werde nun als Covid-19-Todesopfer geführt, auch wenn unklar sei, woran genau sie starb, teilte der Gesundheitsbeauftragte der Lombardei, Giulio Gallera, mit.

Sportevents und Gottesdienste werden abgesagt

In zehn Gemeinden der Lombardei wurden Schulen und ein Großteil der Geschäfte vorübergehend geschlossen. Rund 50.000 Einwohner sind aufgerufen, möglichst zuhause zu bleiben. Großveranstaltungen wie Gottesdienste, Karnevalsfeste und Sportevents wurden verboten. Auch in Venetien wurden Maßnahmen vorbereitet, die eine weitere Ausbreitung des Virus verhindern sollen. Italiens Ministerpräsident Giuseppe Conte kam zu Krisengesprächen mit der Zivilschutzbehörde des Landes zusammen. „Neue außergewöhnliche Maßnahmen“ sollten erwogen werden, schrieb Conte auf Facebook.

Am Samstagmorgen landete in Rom ein Armeeflugzeug mit 19 Italienern, die an Bord des Kreuzfahrtschiffs „Diamond Princess“ in Japan für zwei Wochen unter Quarantäne gestellt worden waren. Sie werden nun in einem Militärkomplex in Rom unter Quarantäne gestellt. Unter den Passagieren der „Diamond Princess“ hatte es hunderte Infizierte gegeben, zwei Japaner verstarben.

Gute Neuigkeiten kamen zu den drei ersten bekannten Infizierten in Italien - ein aus der stark von der Epidemie betroffenen chinesischen Stadt Wuhan heimgekehrter Italiener und ein älteres chinesisches Touristenpaar. Der Italiener habe sich von der Infektion erholt, seine Entlassung stehe bevor, teilte das behandelnde römische Spallanzani-Krankenhaus mit. Auch bei dem chinesischen Ehemann sei das Virus nicht mehr nachzuweisen.

Nach dem Nachweis bei dem Touristenpaar hatte Italien den Flugverkehr mit China ausgesetzt und am 31. Januar einen „Corona-Notstand“ für sechs Monate erlassen - dadurch können Gelder zur Bekämpfung des Virus schneller fließen. Rom hielt am Landeverbot fest, auch als China und Länder Europas das als übertrieben kritisierten.