Ein Mann mit Mundschutz geht an geschlossenen Boutiquen in Rom vorbei. Foto: picture alliance/dpa/Andrew Medichini

Experten erklären die hohe Zahl der Todesfälle in Italien auch mit dem hohen Durchschnittsalter der Bevölkerung. Doch eine Delegation aus China warnt vor etwas anderem.

Mailand - Italien ist zum Land mit den meisten Todesfällen durch das Coronavirus Sars-CoV-2 geworden. Bis Donnerstag wurden den Behörden zufolge 3405 Todesfälle registriert, die mit dem Virus in Verbindung standen. In China, dem Ausgangspunkt der Pandemie waren es laut Johns-Hopkins-Universität 3249. Weltweit gab es mehr als 236 000 Fälle, von denen 9790 tödlich endeten. UN-Generalsekretär António Guterres verglich die Lage mit einem Krieg.

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In Italien waren bis Donnerstag gut 41 000 Infektionen verzeichnet worden. In China, das eine mehr las 20 mal größere Bevölkerung hat, waren es mehr als 81 000. Dort wurden am Ausgangspunkt der Krise in Wuhan und der umliegenden Provinz Hubei seit Mittwoch keine Neuinfektionen mit dem Coronavirus mehr gemeldet. Allerdings seien in Wuhan, wo das Virus im Dezember erstmals festgestellt wurde, acht weitere Personen an der durch das Virus ausgelösten Lungenkrankheit Covid-19 gestorben, erklärte das chinesische Gesundheitsministerium.

Gesundheitsbehörde nennt mehrere Gründe für Anstieg

Für den starken Anstieg in Italien haben die Gesundheitsbehörden eine Reihe von Gründen genannt, vor allem den hohen Bevölkerungsanteil älterer Menschen. Diese sind wesentlich anfälliger für Komplikationen durch das Virus als jüngere. 87 Prozent der an dem Virus gestorbenen Personen waren älter als 70 Jahre.

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Der Präsident der italienischen Gesellschaft für Kindermedizin, Alberto Villani, verteidigte das Gesundheitssystem seines Landes und nannte die verhängten Ausgehverbote ein Vorbild für andere Länder. Wenn sich die Italiener strikt daran hielten, zu Hause blieben und soziale Distanz wahrten, werde Italien die Krise meistern.

Chinesen geschockt über Menschen ohne Schutzmasken

Eine Delegation des chinesischen Roten Kreuzes kritisierte dagegen die Schutzmaßnahmen in Italien. Er sei schockiert gewesen, so viele Menschen ohne Schutzmasken zu sehen, die durch Mailand laufen, mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren und in Hotels speisen, sagte Delegationsleiter Sun Shuopeng. In Wuhan habe man den Höhepunkt der Infektionen erst einen Monat nach dem Durchsetzen einer strengen Ausgangssperre erreicht.

Guterres sagte, die Antworten einzelner Länder auf die Pandemie reichten nicht aus. „Covid-19 tötet Menschen und greift das Herz unserer Realwirtschaft an - Handel, Lieferketten, Unternehmen, Arbeitsplätze“, sagte er. „In ganzen Ländern und Städten besteht die Ausgangssperre. Grenzen schließen. Unternehmen haben Probleme, im Geschäft zu bleiben und Familien kämpfen, um sich über Wasser zu halten.“

Die führenden Industrieländer müssten koordiniert, entschlossen und innovativ handeln, um auf das Ausmaß der Krise zu reagieren, forderte Guterres. Die Regierungen müssten auf den Aufruf der Weltgesundheitsorganisation reagieren, 675 Millionen Dollar im Kampf gegen das Virus bereitzustellen. „Wenn wir dem Virus gestatten, sich wie ein Waldbrand auszubreiten - insbesondere in den verwundbarsten Regionen der Welt - würde es Millionen Menschen töten“, sagte er. Das Virus treffe die ärmsten Länder und die verwundbarsten Menschen, „besonders Frauen“.