Die Firma Tönnies steht unter massiver Kritik. (Archivbild) Foto: dpa/David Inderlied

Zeiterfassung, ausreichend Platz zum Wohnen und eine teilweise Abschaffung der umstrittenen Werkverträge: Mit diesen Versprechen reagiert der Schlachtbetrieb Tönnies auf die anhaltende Kritik aufgrund eines Coronavirus-Ausbruchs in seiner Belegschaft.

Münster - Der größte deutsche Schlachtbetrieb Tönnies will die Werkverträge „in allen Kernbereichen der Fleischgewinnung“ bis Ende 2020 abschaffen. Die Mitarbeiter sollen in der Tönnies-Unternehmensgruppe eingestellt werden, wie das Unternehmen am Dienstag in Rheda-Wiedenbrück mitteilte. Außerdem solle für die Arbeiter eine digitale Zeiterfassung an allen deutschen Standorten eingeführt werden.

Tönnies reagierte damit auf die Kritik an dem System, mit Werkverträgen die Lohnkosten zu drücken. Nach einem Corona-Ausbruch in der Tönnies-Fleischfabrik in Rheda-Wiedenbrück hat das Land Nordrhein-Westfalen am Dienstag das öffentliche Leben im Kreis Gütersloh stark eingeschränkt.

Das Bundeskabinett hatte als Konsequenz aus früheren Corona-Ausbrüchen in der Branche Ende Mai beschlossen, Werkverträge weitgehend zu verbieten - also dass die Ausführung von Arbeiten bei Subunternehmern eingekauft wird. Das Schlachten und Verarbeiten von Fleisch soll ab 1. Januar 2021 nur noch mit Arbeitnehmern des eigenen Betriebes zulässig sein.

Ausreichend Wohnraum für Beschäftige versprochen

Tönnies will nach eigenen Angaben zudem ausreichenden und angemessenen Wohnraum für die Beschäftigten der Unternehmensgruppe an den Standorten schaffen. Auch dieser Punkt soll möglichst bis zum 1. Januar 2021 umgesetzt werden.

„Wir wollen auch in Zukunft in Deutschland Fleisch produzieren. Dafür brauchen wir die gesellschaftliche Akzeptanz“, sagt Clemens Tönnies als Mitinhaber. „Dies gilt über alle Ketten der Fleischproduktion und schließt ausdrücklich die Landwirtschaft mit ein.“

Der Tönnies-Konkurrent Westfleisch hatte am Dienstag ebenso angekündigt, bis Ende des Jahres alle Mitarbeiter selbst einzustellen und auf Werkvertragsanbieter zu verzichten.