Die Intensivstationen werden noch immer voller. (Symbolbild) Foto: dpa/Frank Molter

Deutsche Kliniken erwarten wegen der steigenden Infektionszahlen in der Corona-Pandemie bereits im April einen neuen Höchststand bei Intensivpatienten.

Berlin - Aufgrund der steigenden Infektionszahlen in der Corona-Pandemie erwarten die deutschen Kliniken bereits im April einen neuen Höchststand bei Intensivpatienten. „Wir müssen davon ausgehen, dass wir deutschlandweit jetzt jeden Tag zwischen 50 und 100 neue Covid-Intensivpatienten aufnehmen müssen“, sagte der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), Gernot Marx, der „Augsburger Allgemeinen“ (Dienstagsausgabe).

Der Divi-Präsident warnte, noch im April dürfte die Zahl der Corona-Intensivpatientinnen und -patienten auf eine Größenordnung von 6000 ansteigen. Derzeit sind es gut 4600. Marx forderte angesichts der dramatischen Entwicklung, so schnell wie möglich einen strengen Lockdown zu verhängen. „Die Situation ist wirklich sehr, sehr angespannt“, hob er hervor.

Viele Menschen zwischen 50 und 60 leiden an schweren Verläufen der Krankheit

„Unsere dringende Bitte ist, dass die politisch Verantwortlichen die geplanten Änderungen des Infektionsschutzgesetzes möglichst noch diese Woche verabschieden“, sagte Marx. „Bis die Gesetzesmaßnahmen umgesetzt sind, und wir auf den Intensivstationen einen Effekt merken, vergehen 12 bis 14 Tage“, warnte er. Sollte die Zahl von Intensivpatienten weiter steigen, wäre dies ein „Stresstest nicht nur für die Intensivstationen, sondern für das gesamte Gesundheitssystem“, warnte Marx.

Er wies darauf hin, dass derzeit in den Krankenhäusern deutlich jüngere Corona-Patientinnen und Patienten aufgenommen würden als in früheren Phasen der Pandemie. Viele Menschen im Alter zwischen 50 und 60 Jahren litten an schweren Verläufen der Krankheit. In der ersten Welle seien Patienten unter 50 Jahren noch eine Ausnahme gewesen, sagte Marx.

Marx unterstütze auch die Forderung, den Abstand zwischen Erst- und Zweitimpfungen auszudehnen. So könnten schwere Verläufe verhindert werden. „Wir wissen, dass etwa 12 bis 14 Tage nach einer ersten Impfung ein gewisser Schutz besteht“, sagte er. „Mehr Erstimpfungen in kürzerer Zeit könnten deshalb eine klare Entlastung der Intensivstation bedeuten, wenn sich diese Studienergebnisse in der Praxis bestätigen“.