Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) Foto: dpa/Michael Kappeler

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn äußert sich am Freitag zur Corona-Lage und fordert härte Maßnahmen: „Der Tanker, der auf eine Wand zufährt, ist nicht gestoppt“.

Berlin - Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat dringende Kontaktbeschränkungen in Deutschland gefordert. „Der Tanker, der auf eine Wand zufährt, ist nicht gestoppt“, sagte Spahn am Freitag vor Journalisten in Berlin. Notwendig sei die Absage von Feiern und Großveranstaltungen wie Weihnachtsmärkten sowie eine konsequente Einhaltung der 2Gplus-Regel. Die Lage sei dramatisch ernst.

Der Gesundheitsminister sagte, bislang seien 100 Corona-Patienten innerhalb Deutschlands verlegt worden. Eine solche Verlegung funktioniere nicht unbegrenzt. Positiv bewertete Spahn eine steigende Zahl von Impfungen. In den vergangenen Tagen seien jeweils mehr als 100.000 Impfungen durchgeführt worden.

Kritik an Corona-Politik der künftigen Ampel-Koalition

Spahn kritisierte scharf eine abwartende Corona-Politik der künftigen Ampel-Koalition. „Der Weckruf ist nicht überall angekommen.“ Die dramatische vierte Welle werde ganz Deutschland überrollen. Man könne nicht weitere zehn Tage warten, bis neue Beschlüsse gefasst würden. Der Minister forderte ein Vorziehen der Ministerpräsidentenkonferenz.

Der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, sagte, bundesweit lägen derzeit über 4.000 Covid-19-Intensivpatienten in den Kliniken. Etwa die Hälfte davon brauche invasive Beatmung. Wieler betonte, dass jedes fünfte verfügbare Intensivbett von Covid-19 Patienten belegt sei. Damit seien nicht nur Covid-Patienten von der dramatischen Lage betroffen; auch andere dringend nötige Operationen würden dafür verschoben.

„Wie viele Menschen müssen denn noch sterben?“

„Wie viele Menschen müssen denn noch sterben?“ fragte er. Wieler plädierte eindringlich an die Bevölkerung, sich impfen zu lassen, inklusive der Booster-Impfung. „Wir können den schlechten Weg wählen oder den, der die Lage entlastet und ein friedliches Weihnachtsfest ermöglicht.“

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Spahn und Wieler zeigten sich „sehr besorgt“ über eine neue Corona-Variante, die in Südafrika entdeckt wurde. Deutschland werde alles versuchen, damit die Verbreitung über den Flugverkehr eingedämmt werde. Die Bundesregierung hatte am Morgen beschlossen worden, Südafrika kurzfristig zum Virusvariantengebiet zu erklären. Nur noch Deutsche können dadurch aus Südafrika nach Deutschland einfliegen – und müssen trotzdem in Quarantäne.