Ein Mitarbeiterin des Robert Koch-Instituts beschriftet eine Blutprobe für einen Antikörpertest. Foto: dpa/Marijan Murat

Corona-Ausbrüche wie beim Schlachtereiunternehmen Tönnies lassen die Fallzahlen in Deutschland gerade merklich steigen. Bisher sieht das Robert Koch-Institut aber weiterhin keinen Grund zu Besorgnis.

Berlin - Innerhalb von 24 Stunden haben die Gesundheitsämter in Deutschland dem Robert Koch-Institut (RKI) 601 neue Infektionen mit dem Coronavirus gemeldet. Bereits am Vortag hatte die Zahl mit 770 Fällen merklich höher gelegen als an den Vortagen. Die Zunahme der Fallzahlen sei insbesondere auf größere Ausbrüche in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Berlin zurückzuführen, hieß es vom RKI.

Wegen eines Ausbruchs in einem Fleischereibetrieb überschreitet der ostwestfälische Kreis Gütersloh den von Bund und Ländern vereinbarten Grenzwert von 50 Corona-Neuinfektionen binnen einer Woche je 100 000 Einwohner derzeit klar. Bis Samstag stieg die Zahl erfasster Neuinfektionen auf deutlich über 1000. Für viele Mitarbeiter des Schlachtunternehmens Tönnies standen noch Tests aus. Alle rund 6500 Tönnies-Mitarbeiter am Standort Rheda-Wiedenbrück mussten mitsamt allen Haushaltsangehörigen in Quarantäne. „Wir haben keinen signifikanten Eintrag von Corona-Fällen in die allgemeine Bevölkerung“, sagte der Landrat des Kreises Gütersloh, Sven-Georg Adenauer.

R-Wert liegt bei 1,79

Insgesamt haben sich seit Beginn der Corona-Krise 189 135 Menschen in Deutschland nachweislich mit Sars-CoV-2 angesteckt, wie das RKI am Samstagmorgen meldete (Datenstand 20.6., 0.00 Uhr). 8883 nachweislich mit dem Virus infizierte Menschen starben demnach in Deutschland. Drei Covid-19-Todesfälle bei unter 20-Jährigen wurden bisher übermittelt. Die Verstorbenen waren zwischen 3 und 18 Jahre alt und hatten Vorerkrankungen. Etwa 174 400 Menschen haben die Infektion nach RKI-Schätzungen überstanden.

Die Reproduktionszahl, kurz R-Wert, lag nach RKI-Schätzungen mit Datenstand 20.6., 0 Uhr, bei 1,79 (Vortag: 1,06). Das bedeutet, dass ein Infizierter im Mittel mehr als einen weiteren Menschen ansteckt. Der R-Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen etwa eineinhalb Wochen zuvor ab.

Seit Mitte Mai gibt das RKI zudem ein sogenanntes Sieben-Tage-R an. Es bezieht sich auf einen längeren Zeitraum und unterliegt daher weniger tagesaktuellen Schwankungen. Nach RKI-Schätzungen stieg dieser Wert mit Datenstand 20.6., 0.00 Uhr, auf 1,55 (Vortag: 1,17). Er zeigt das Infektionsgeschehen von vor 8 bis 16 Tagen.

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Dass die geschätzten Reproduktionszahlen (R-Wert und 7-Tages R-Wert) leicht über 1 liegen, zeige, dass die Anzahl der Neuerkrankungen momentan nicht weiter zurückgehe, hieß es vom RKI. Dies hänge mit den lokalen Häufungen zusammen. „Da die Fallzahlen in Deutschland insgesamt auf niedrigem Niveau liegen, beeinflussen diese Ausbrüche den Wert der Reproduktionszahl relativ stark.“ Ein genereller Anstieg sei daraus bisher nicht abzuleiten.

Unter den übermittelten Covid-19-Fällen wurde dem RKI zufolge bisher für gut 13 600 Fälle angegeben, dass die Betroffenen in medizinischen Einrichtungen wie Krankenhäusern, ärztlichen Praxen, Dialyseeinrichtungen oder Rettungsdiensten tätig waren. 73 Prozent dieser Erkrankten waren demnach weiblich, 27 Prozent männlich. Im Mittel waren die Betroffenen 41 Jahre alt, 20 von ihnen verstarben.