Weltärztepräsident Frank-Ulrich Montgomery ist gegen eine Coronaimpfung von Minderjährigen. (Archivbild) Foto: dpa/Peter Steffen

Um eine Coronaimpfung der Zwölf- bis 15-Jährigen wird diskutiert: Gegner eines solchen Verfahrens weisen auf den meist weniger gefährlichen Krankheitsverlauf von Covid-19 bei Kindern hin. Befürworter argumentieren mit dem Schutz für die ganze Gesellschaft.

Berlin - Die Corona-Schutzimpfung für Kinder und Jugendliche sorgt für Kontroversen. Weltärztepräsident Frank-Ulrich Montgomery wandte sich in den Zeitungen der Funke Mediengruppe vom Mittwoch dagegen, Minderjährigen eine Corona-Impfung zu empfehlen. „Gegenwärtig gibt es noch zu wenig Daten, die Aussagen über das Risiko der Corona-Impfung bei Kindern zulassen.“ Es sei aber bekannt, dass der Krankheitsverlauf bei Kindern deutlich geringer und weniger gefährlich sei als bei Erwachsenen oder Betagten.

„Deswegen hat die Stiko Recht, wenn sie angesichts dieser beiden Fakten bisher keine Impfung bei Kindern empfiehlt“, sagte Montgomery. Am Ende könne die Studienlage auch ergeben, dass „das Risiko der Impfung von Kindern größer ist als das der Erkrankung in dieser Altersgruppe“, sagte Montgomery. „Dann wird man sogar von der Impfung abraten müssen.“ Im Gegenzug müsse der Impfschutz in allen anderen Altersgruppen verbessert werden.

Stiko empfiehlt derzeit keine Coronaimpfung bei Kindern

Hingegen hält die Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Alena Buyx, ein Impfangebot für Kinder und Jugendliche für richtig. „Das stärkste Argument, Zwölf- bis 15-Jährige zu impfen, ist einfach, dass sie auch selbst natürlich einen Schutz haben möchten“, sagte Buyx am Mittwoch dem Sender NDR Info. Auch bei Jugendlichen gebe es schwere Verläufe und das sogenannte Long-Covid-Syndrom.

„Dann kommen Gruppenschutz-Gründe - dass die Schule sicherer wird - hinzu“, sagte Buyx. „Und natürlich wird das auch einen Beitrag leisten für die Pandemie.“ Sie verwies auch darauf, dass die Jugendlichen in der Corona-Pandemie hohen Belastungen ausgesetzt seien. Daher habe sie sehr viel Sympathie für Vorschläge, die jetzt die junge Generation in den Blick nähmen. 

Spahn für Impfung von Kindern

Dass sich angesichts der begrenzten Impfstoff-Lieferungen die Lage für ältere Impfwillige noch verschärfen könnte, befürchtet die Ethikrat-Vorsitzende derzeit nicht. In Europa seien Impfstoffe für Kinder und Jugendliche noch gar nicht zugelassen. „Wir reden jetzt ohnehin gar nicht so sehr davon, dass am Tag, nachdem die Priorisierung fällt, jetzt auf einmal Jugendliche geimpft würden.“  

„Ich würde mich über ein Impfangebot an ältere Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene freuen, die alle sehr gelitten haben“, fügte Buyx in der Wochenzeitung „Zeit“ hinzu. Zuvor hatte sich bereits Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) für eine Einbeziehung von Jugendlichen in die Impfkampagne auch bei einer ausbleibenden Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) ausgesprochen.

Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA prüft derzeit die Zulassung des Corona-Impfstoffs von Biontech und Pfizer für die Altersgruppe der Zwölf- bis 15-Jährigen. Bislang ist das Vakzin für Menschen ab 16 zugelassen.