Die Rate der Corona-Fälle im Krankenhaus soll an die Stelle der Inzidenz treten. (Symbolfoto) Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Dass die Bundesregierung plant, Corona-Einschränkungen nicht mehr alleine an die Inzidenz zu knüpfen, wird vom Hausärzteverband befürwortet.

Berlin - Der Hausärzteverband befürwortet die Pläne der Bundesregierung, die Beschränkungen im öffentlichen Leben nicht mehr allein an die Corona-Inzidenz zu knüpfen. „Die Bewertung des Infektionsgeschehens müsste längst mehr Aspekte als nur die Inzidenz einbeziehen“, sagte der Verbandsvorsitzende Ulrich Weigeldt der „Rheinischen Post“ (Dienstag). „Die geplante Berücksichtigung der Hospitalisierungsrate ist deshalb ein richtiger erster Schritt, und dafür wurde es auch höchste Zeit.“ Es gehe darum, die Belastung des Gesundheitswesens abzubilden. „Diese ist im Moment moderat, und sie wird vor allem durch Personen verursacht, die nicht geimpft sind.“

Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte am Montag im ZDF gesagt: „Die 50er-Inzidenz im Gesetz, die hat ausgedient.“ An die Stelle der Inzidenz soll die Rate der Corona-Fälle im Krankenhaus treten. Details der geplanten Neuregelungen blieben zunächst offen. Derzeit schreibt das Infektionsschutzgesetz vor, dass bei Überschreitung eines Schwellenwertes von über 50 Neuinfektionen je 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen umfassende Schutzmaßnahmen zu ergreifen sind.

Karl Lauterbach übt scharfe Kritik

Hingegen hatte der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach scharfe Kritik an den Plänen der Bundesregierung geübt. „Es wäre zu riskant, wenn wir künftig nur auf einen nachgelagerten Warnwert wie den derKrankenhauseinweisungen schauen“, bekräftigte er in der „Rheinischen Post“. „Alle ungeimpften Menschen, besonders die vielen Millionen Kinder, werden der Durchseuchung ausgesetzt, wenn wir alles laufenlassen.“ Er warnte: „Meine Prognose ist, dass noch vor der Bundestagswahl die Inzidenzwerte so rasant gestiegen sein werden, dass auch die Krankenhausfälle wieder deutlich steigen und die Verantwortlichen im Bund und in den Ländern sich gegenseitigdie Schuld für ein mögliches Versagen geben werden.“

Dagegen meinte der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, der Plan der Regierung gehe in die richtige Richtung. Für die Beurteilung der Lage sei vor allem die Hospitalisierungsrate auf den Normal- sowie Intensivstationen entscheidend. Wichtig seien auch die Test-Positivrate, die Impfquote und die Altersstruktur der Infizierten.