Bislang sind vier Impfstoffe gegen das Coronavirus in Deutschland zugelassen. Mit dem Impfstoff Novavax könnte ein neuer hinzukommen. Noch ist es jedoch verhältnismäßig still um den Impfstoff. Warum? Und wann könnte er zugelassen werden?
Die Forschung an Impfstoffen gegen das Coronavirus geht weiter, auch wenn die Impfkampagne ins Stocken geraten ist. Der Impfstoff des Herstellers Novavax steht bereits in den Startlöchern. Wann könnte es in Deutschland soweit sein?
Wie funktioniert der Novavax-Impfstoff?
Im Gegensatz zu den bisher zugelassenen Covid-19-Impfstoffen in Deutschland ist der des Herstellers Novavax ein Impfstoff auf Protein-Basis. Das ist nichts Neues in der Medizin. Protein-basierte Impfstoffe haben sich bereits gegen andere Krankheiten bewährt, beispielsweise gegen Grippe.
Der Novavax-Impfstoff NVX-CoV2373 muss zweimal gespritzt werden und kann ähnlich wie der Astrazeneca-Impfstoff im Kühlschrank gelagert werden. Der zentrale Wirkstoff ist das künstlich hergestellte Spike-Protein. Dieses Spike-Protein wird mit einem Adjuvans, also einem Wirkverstärker, versetzt. Durch diese Stoffe wird das Immunsystem aktiviert, Abwehrkräfte werden dazu unterstützt, die Erreger künftig zu erkennen.
Wie Novavax im Juni diesen Jahres mitteilte, zeigte die sogenannte Phase-3-Studie eine Wirksamkeit von 90,4 Prozent bei dem Impfstoff. Das bedeutet konkret: Bei den geimpften Probanden sind rund 90 Prozent weniger Erkrankungen aufgetreten als bei den nicht geimpften Studienteilnehmern. Aber warum hört man so wenig über den Impfstoff?
Warum ist der Impfstoff noch nicht zugelassen?
Noch ist der Impfstoff in der EU nicht zugelassen, eine abschließende Bewertung durch die europäische Arzneimittelbehörde EMA steht noch aus. Seit Februar läuft allerdings ein beschleunigtes Prüfverfahren, ein sogenannter Rolling-Review-Prozess. Dieser wird solange fortgesetzt, bis ausreichend Daten der wissenschaftlichen und klinischen Tests für einen Zulassungsantrag vorhanden sind. Auch bei den bereits zugelassenen Impfstoffen gegen das Coronavirus wurde nach diesem Verfahren vorgegangen.
Am 4. August 2021 bestätigte die EU-Kommission einen Impfstoff-Kaufvertrag mit dem US-Hersteller Novavax. Über diese Vereinbarung können Mitgliedstaaten zunächst 100 Millionen Dosen des Impfstoffs kaufen. Sobald das Vakzin von der EMA überprüft wurde, soll es zudem eine Option für den Kauf von weiteren 100 Millionen Dosen geben.
Deutschland plant erst einmal nur mittelfristig mit dem Impfstoff, wie auch aus dem Bericht zur Impfstoffbeschaffung 2022 des Bundesgesundheitsministeriums hervorgeht. Peter Liese, gesundheitspolitischer Sprecher der EVP-Fraktion im EU-Parlament, erklärte dazu dem MDR, dass es noch zu früh sei, den Impfstoff zu bewerben. Auf lange Sicht könne das Vakzin helfen, für die anstehende Infektionswelle aber nicht.