In den rund 50 Kreisimpfzentren kommt es zu Verzögerungen (Symbolbild). Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Es ist alles gerichtet, aber das Wichtigste fehlt: die Debatte um den fehlenden Impfstoff erreicht nun auch die baden-württembergische Region. Dort sind zwar die meisten Kreisimpfzentren startklar. Aber Spritzen können sie trotzdem noch nicht aufziehen.

Stuttgart - Die anhaltenden Engpässe bei der Impfstofflieferung bringen nun auch den Zeitplan der baden-württembergischen Impfkampagne durcheinander. In den rund 50 Kreisimpfzentren (KIZ) werden die ersten Spritzen deshalb eine Woche später als ursprünglich geplant aufgezogen. „Grund hierfür sind die Impfstofflieferungen durch den Bund“, teilte das Gesundheitsministerium am Donnerstag in Stuttgart mit. Das Land habe bisher knapp 170 000 Impfdosen erhalten, die alle bereits verimpft oder verplant seien.

Eine weitere Lieferung an Impfstoff werde für dieses Wochenende erwartet, hieß es. Erst am 18. Januar gebe es dann wieder Impfstoff vom Bund, der anteilig den Kreisimpfzentren zur Verfügung gestellt werden soll.

Breite Kritik an der Bundesregierung

„Es ist nicht möglich und auch nicht sinnvoll, diesen Impfstoff eine Woche lang bis zum Start der Kreisimpfzentren zu bunkern“, sagte Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne). „Wir haben immer gesagt: Jede Impfdosis, die hier ankommt, wird auch sofort verimpft.“ Es mache daher keinen Sinn, die Infrastruktur in den Kreisimpfzentren hochzufahren, wenn kein Impfstoff zur Verfügung stehe.

In den vergangenen Tagen war breite Kritik an der Strategie der Bundesregierung und auch der Länder für das Beschaffen, Verteilen und Spritzen der Impfdosen laut geworden. Oppositionspolitiker und Landespolitiker hatten Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) vorgeworfen, dass der Impfstart schlecht laufe und er dafür verantwortlich sei. Der Fraktionsvize der FDP im Bundestag, Michael Theurer, hatte einen Untersuchungsausschuss ins Spiel gebracht, die Linke will eine Sondersitzung des Bundestags beantragen und auch der Berliner Koalitionspartner SPD lässt mit seiner Kritik an der Beschaffung von Impfstoffen gegen das Coronavirus nicht locker.

800 Impfungen am Tag geplant

In Baden-Württemberg soll es insgesamt 50 KIZ geben, die meisten davon sind bereits startklar. Weitere neun Zentrale Impfzentren (ZIZ) setzen seit Ende Dezember die ersten Spritzen in Freiburg, Offenburg, Karlsruhe und Heidelberg sowie in Rot am See, Tübingen und Ulm. In Stuttgart werden zwei ZIZ ausgestattet, auch in Mannheim gibt es ein großes Impfzentrum.

Während die ZIZ bereits seit Mitte Dezember betriebsbereit sind, sollte es auf Kreisebene eigentlich ab dem 15. Januar 2021 losgehen. Nach den Berechnungen des Ministeriums sind für die Kreisimpfzentren (KIZ) täglich etwa 800 Impfungen geplant. Später im Jahr soll die Impfung auch beim Hausarzt möglich sein.