Die Festo-Schwalben ziehen derzeit in Hannover ihre Bahnen. Foto: Festo

Der Automatisierungsspezialist Festo hat die Technik für die Herstellung des Corona-Impfstoffs.

Stuttgart - Mit gerade einmal 42 Gramm ist sie federleicht. Für eine Schwalbe ist sie allerdings etwas groß geraten: 68 Zentimeter ist die Flügelspannweite. Auf der Industriemesse in Hannover drehen die Roboterschwalben des Automatisierungsexperten Festo derzeit ihre Runden. Ein kleiner Vogelschwarm gleitet durch die Halle – fast wie ihre Vorbilder in der Natur fliegen sie enge Kurven und waghalsige Manöver. Und wenn sie wegen eines Windstoßes einmal von ihrer ursprünglichen Flugbahn abkommen, berechnen sie die Strecke ganz selbstständig neu. Festo-Chef Oliver Jung präsentiert die Schwalbe, die schon im vergangenen Jahr Premiere hatte – doch die Hannover Messe fiel wegen Corona aus. Auch 2021 müssen sich die Besucher mit einem Video begnügen.

 

Ventile für Beatmungsgeräten

Zufrieden zeigt sich Jung nicht nur mit der Leichtbau-Schwalbe, sondern auch mit der Entwicklung 2020. Einen „echten Boom“, so Jung, habe das Familienunternehmen im Bereich Medizintechnik und Laborautomation erlebt. Hier seien, von einem niedrigen Niveau aus, Wachstumsraten vom mehr als 100 Prozent erreicht worden. „Mit unseren Produkten leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Bewältigung von Covid-19“, sagt Jung. So biete Festo Ventile, die etwa in Beatmungsgeräten den Gasfluss regelten. Dank Automatisierung könnten Atemschutzmasken in hoher Stückzahl hergestellt werden. Und die Festo-Technik würde zudem einen hohen Durchsatz von Corona-Tests ermöglichen. „Auch in der Impfstoffentwicklung und -herstellung ist Automatisierung der Schlüssel“, so Jung. Sie „schafft die Voraussetzung, damit wir Menschen weltweit schnell, sicher und bezahlbar in hoher medizinischer Qualität versorgen und behandeln können – sei es mit Arznei- und Impfstoffen, Atemschutzmasken oder medizinischen Geräten“, so der Festo-Chef. Das Geschäft soll in den nächsten Jahren ausgebaut werden. Deswegen hat Festo bereits 2018 in Boston in den USA, einem der weltweit wichtigsten Entwicklungsstandorte für Life Science, ein Entwicklungszentrum eröffnet.

2,8 Milliarden Euro Umsatz

Auch für das Geschäft mit der Autoindustrie sehen sich die Esslinger gerüstet. Die Elektrifizierung nehme massiv Fahrt auf. Bei rund 70 Prozent der wichtigsten Automobilprojekte sei es um Elektrifizierung oder Batteriefertigung gegangen. Dabei profitiert das Unternehmen nicht nur von Automatisierungsaufträgen, sondern auch – dank der Tochter Didacta – von dem großen Bedarf nach Qualifizierung und Weiterbildung der Mitarbeiter.

Insgesamt hat Festo im vergangenen Jahr einen Umsatz von 2,8 Milliarden Euro erzielt, 7,5 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Das operative Ergebnis habe leicht über dem Vorjahreswert gelegen. Auch nach Steuern wurde ein positives Ergebnis erzielt. Die erlaube es dem Unternehmen in Zukunftsprojekte zu investieren. Rund acht Prozent des Umsatzes fließen in Forschung und Entwicklung.

Für das laufende Jahr zeigt sich Jung durchaus zuversichtlich. Er spricht von einem „starken ersten Quartal“. Allerdings sei das Ende der Corona-Pandemie noch nicht absehbar.

Festo beschäftigt weltweit rund 20 000 Mitarbeiter, 5850 davon in Esslingen. Die Zahl ist zuletzt leicht gesunken. Die Beschäftigungssicherung, die eine Verkürzung der wöchentlichen Arbeitszeit um 1,5 Stunden ohne Lohnausgleich vorsah, ist Ende März ausgelaufen.