Aus Angst vor Dieben lässt Bayern Atemschutzmasken von der Polizei eskortieren. Hier sichtet Gesundheitsministerin Melanie Huml eine Lieferung. Foto: dpa/Peter Kneffel

Die bayrische Landeshauptstadt München ist seit Mittwoch stärker betroffen als der bisherige Spitzenreiter Hamburg. Ministerpräsident Markus Söder sieht in den Ski-Rückkehrern den „Hauptrisikofaktor“.

München - Bei den Corona-Infektionen steht mittlerweile Bayern an der Spitze aller Bundesländer – und die Landeshauptstadt München ist auch noch deutlich stärker befallen als der Rest des Freistaats. Das geht aus den neuesten Zahlen hervor, die das bayerische Landesgesundheitsamt veröffentlicht hat. An diesem Mittwoch, Stand 10 Uhr vormittags, waren demnach 17.151 Personen in Bayern als angesteckt gemeldet. Das waren 1646 Kranke mehr als am Vortag. Auch die Ansteckungsrate ist in zwei Tagen von 7,4 auf 10,6 Prozent gestiegen; von einer Abflachung der Kurve, wie sie Ministerpräsident Markus Söder noch am Dienstag angedeutet hatte, ist also vorerst keine Rede. An Toten zählte der Freistaat diesen Mittwoch 241 Personen, fünfzig mehr als am Dienstag.

Damit sind in Bayern auf 100.000 Einwohner nach Angaben des Landesgesundheitsamtes 131,16 Personen mit dem Coronavirus angesteckt. Das Robert-Koch-Institut meldete am Mittwochvormittag für Baden-Württemberg 121 Fälle und für den bisherigen Spitzenreiter Hamburg 126 Fälle auf 100.000 Einwohner.

Deutlich über Hamburg liegt nun auch die 1,5-Millionen-Stadt München. Dort waren am Mittwoch Morgen 2669 Corona-Infektionen gemeldet, 210 mehr als am Dienstag. Am Montag waren es noch 2296 Fälle gewesen. Damit sind pro 100.000 Einwohner in München mittlerweile 181,4 Menschen infiziert. Die Rate stieg nach Angaben der Landeshauptstadt im Lauf des Tages weiter.

Südbayern am stärksten befallen

Insgesamt fällt in Bayern weiterhin auf, dass der südliche Landesteil, der bevölkerungsreichste und wohlhabendste Regierungsbezirk Oberbayern vor allem, am stärksten befallen ist. Söder sagte, dies habe vor allem mit der Nähe zu Österreich zu tun: „Die Grenze ist der Hauptrisikofaktor und das Skifahrer-Argument sehr treffend.“ Söder spielte damit auf die mittlerweile als Ansteckungsherde in ganz Europa berüchtigten Tiroler Skizentren an, vor allem Ischgl. Die Pisten und Bars dort, so lautet die Hauptkritik an den Tiroler Behörden, seien aus Gewinnsucht nicht rechtzeitig geschlossen worden.

Die Landesregierung in Innsbruck weist die Vorwürfe zurück; man habe „innerhalb weniger Tage“ auf die ersten Krankmeldungen reagiert. Die Skisaison wurde am 16. März vorzeitig beendet; vierzehn Tage später, am Montag dieser Woche, eskortierte Österreichs Polizei die letzten unter Quarantäne-Bedingungen eingeschlossenen Saisonarbeitskräfte bis über die deutsche Grenze nach Mittenwald; spezielle Corona-Tests fanden für diese mehrere hundert Personen nicht mehr statt.

Heftig ausgebrochen ist Covid-19 in einem oberpfälzischen Seniorenwohnheim. Von dessen 66 Bewohnern in Windischeschenbach waren am Mittwoch Vormittag 35 positiv getestet; gleiches galt für 19 der insgesamt 71 Beschäftigten. Drei alte Menschen sind nach Meldungen des Bayerischen Rundfunks bis Mittwoch an der Krankheit gestorben.