Im home office ändert sich die Arbeitsweise. Foto: Andrea Köster

Das Arbeiten im Home office verbindet Arbeit und Familie. Da wird es zuweilen zur Herausforderung, den Überblick zu bewahren. Das jedenfalls ist die Erfahrung von Klaus Köster, Autor der Stuttgarter Nachrichten.

Home office
Stuttgart - Pling. „Könntest du zu deiner Geschichte zum Diesel auch einen Kommentar schreiben“, fragt die Kollegin über die Zusammenarbeits-App Teams. Klar, gern, passt gut. Aber jetzt ist nach Tagen des Vertröstens endlich mal die Tochter dran, die nächstes Jahr Abitur macht und in ihrem Mathe-Leistungskurs mit einer Aufgabe zur Integralrechnung nicht weiterkommt. Ich hätte nie gedacht, dass ich das 30 Jahre nach meinem Wirtschaftsstudium wieder brauchen würde. Berechnung des Volumens von Rotationskörpern: Wie ging das noch? Auch der Sohn meldet sich: Er muss die Arbeitsblätter für den Bio-Unterricht ausgedruckt bekommen. „Nährstoffe und Energiebedarf“ ist eines davon überschrieben. Als Heimarbeiter, der sich gerade fühlt wie ein Sack Kartoffeln, finde ich das total spannend. Ballaststoffe und Bewegung sind wichtig, lese ich gerade, da macht es wieder Pling. Über Whatsapp kommt ein Hinweis zu einem Thema, an dem ich gerade arbeite. Worum ging’s nochmal, Sohnemann? Ach ja, der Drucker. Leider bin ich ins System der Firma eingewählt, sodass die ausgedruckten Bio-Seiten nun wohl wochenlang im Pressehaus herumliegen, zu dem ich derzeit keinen Zutritt habe. Jetzt erstmal den Kommentar schreiben – zu was nochmal? Obwohl – der Rückruf zu dem Hinweis ist eiliger, wäre da nicht das schlechte Gewissen wegen all der Leser, die per E-Mail ihre Sorgen und Hoffnungen teilen. Am späten Abend schaffe ich es, mich um die Rotationskörper zu kümmern. Einer davon sieht aus wie ein Hefeweizen-Glas. Ich berechne dessen Volumen und stelle mir vor, ich würde es genüsslich leer trinken.