Die Maske im Unterricht schützt offenbar spürbar. Foto: dpa/Oliver Dietze

Die Ausbreitung der Pandemie verschont auch die Stuttgarter Schulen nicht. Offenbar kommt es aber kaum zu größeren Ausbrüchen. An einer Gemeinschaftsschule waren allerdings 28 Kinder infiziert und 17 von 29 Klassen in Isolation.

Stuttgart - In Stuttgart sind laut Stadt Stand Freitag 38 Klassen mit 900 Schülern in Quarantäne. Doch diese verteilen sich offenbar auf viele Schulstandorte. Allerdings müssen wegen der Covid-Infektionen einzelner Schüler immer mehr Klassen im Schulhaus isoliert werden. Das hat Folgen für den Unterrichtsbetrieb und drückt Schülern wie Lehrkräften aufs Gemüt.

Gemeinschaftsschule muss umplanen

„Es sieht schlecht aus“, räumt die Schulleitung einer Gemeinschaftsschule ein. Eine Klasse habe man in Quarantäne schicken müssen. „Das ging von einem Schüler aus, dann kann man ganz genau sagen, wer sich von wem angesteckt hat.“ Schlussendlich waren in jener Klasse mindestens 20 Prozent der Kinder infiziert, und so müssen jetzt alle für zwei Wochen daheim bleiben. Es sei „eine schrecklich falsche Entscheidung gewesen, die Maskenpflicht zu lockern“, findet die Schulleitung.

Doch auch in 17 anderen Klassen dieser Gemeinschaftsschule wurden einzelne Schüler positiv getestet. Das bedeutet, dass jede der davon betroffenen Klassen in Isolation muss. Im Klartext heißt das, klassenübergreifende Angebote wie Religion, Sport, aber auch Wahlpflicht- und Profilfächer wie etwa Technik oder Französisch können für jeweils eine Woche nicht mehr wie bisher erteilt werden. Für die Schüler bedeutet das: „Die dürfen nicht in die Pause, man muss sie im Klassenzimmer beaufsichtigen“, sagt die Schulleitung. Schlussendlich habe es an dieser Schule in den vergangenen zwei Wochen 28 infizierte Kinder und einen erkrankten Lehrer gegeben. „Die Infektion ist in den Familien. Dass die Firmen jetzt testen, merken wir auch in der Schule. Jetzt kriegen wir die Anrufe von den positiv getesteten Eltern.“ Und deren Kinder müssten wiederum als haushaltsnahe Personen in die Quarantäne.

Schüler reden von einem Lockdown

„Unsere Schüler reden wieder von einem Lockdown“, berichtet die Leitung der Gemeinschaftsschule. „Ältere Schüler sagen, das wäre ihnen sogar lieber, und auch manchen Eltern.“ Denn Teilgruppen online am Unterricht zuschalten – „das klappt nicht, da sind wir digitale Steinzeit“. Bilanz der Schulleitung: „Das war letztes Jahr psychisch nicht annähernd so herausfordernd.“ Gerhard Menrad, der geschäftsführende Leiter der Real-, Werkreal- und Gemeinschaftsschulen berichtet von Covidfällen unter den Schülern, aber keine unter den Lehrkräften. Derzeit könnten bei ihm an der Anne-Frank-Schule „alle Klassen in Präsenz beschult werden“. Und: „Sollte eine Klasse in Quarantäne müssen, sind unsere Abläufe festgelegt und erprobt. Solange uns die Lehrkräfte zur Verfügung stehen, können wir nahtlos in den Fernunterricht bei einzelnen Klassen umschalten.“

An Gymnasien nur Einzelfälle

„Mir macht die Entwicklung Sorgen“, meint der Vater eines Fünftklässlers an einem Gymnasium, bei dem zwei Parallelklassen in Quarantäne seien. Matthias Wasel, dem geschäftsführenden Leiter der Gymnasien ist nur ein Fall bekannt, wo nach einem Kindergeburtstag mit Übernachtung am Montagmorgen gleich elf Schüler positiv getestet wurden. Ansonsten gebe es „an vielen Schulen gar keine Abwesenheiten von Klassen“, so Wasel. Im Schnitt sei einer von hundert Schülern positiv. Allerdings: auch die machten Arbeit. Bei den Kollegen gebe es nur einzelne Impfdurchbrüche, „aber das sind keine Mengen“, so Wasel. Zur Panik sähen auch die Kollegen keinen Anlass, wie eine Blitzumfrage gezeigt habe. Interessant sei: „Es gibt keinen Schwerpunkt in der Unter- oder Oberstufe, es verteilt sich“, so der Rektor. „Ich glaube, dass wir mehr Fälle in der Unterstufe hätten, wenn die Maskenpflicht nicht wieder gekommen wäre.“

Impfen und Testen hilft

„Die hohe Impfquote an den Gymnasien hilft“, sagt Wasel. Und: „Alle, die möchten, kriegen nach wie vor ein Testangebot. Die Tests werden uns von der Stadt geliefert, und wir haben genug.“ Viele nähmen dieses Angebot auch wahr: „Wenn du das Strichle an der richtigen Stelle siehst, fühlst du dich besser“, so Wasel. Das geht nicht nur Kindern so. Fünf positive Schnelltests in einer Klasse hätten am Hölderlin-Gymnasium allerdings erst mal Aufregung ausgelöst, weil für die ganze Klasse Quarantäne drohte. Am Sonntagabend konnte Wasel Entwarnung geben: alle PCR-Tests waren negativ.

Auch an Grundschulen Fehlalarme

Uwe Heilek, der geschäftsführende Leiter der Grundschulen, berichtet, bisher sei man von Klassenschließungen und Coronainfektionen bei Lehrkräften verschont geblieben. „Allerdings verlängern sich die Wartezeiten, bis ein positiver Schnelltest per PCR-Test bestätigt wird oder sich als Fehlalarm erweist, deutlich“, so Heilek. Und: „Mit jedem positiven Schnelltest erhöht sich der Aufwand, Klassen und Lerngruppen zu trennen.“