Werden kaum noch gemacht: gebührenpflichtige Schnelltests in Apotheken oder anderen Stationen. Foto: dpa/Daniel Reinhardt

In den meisten Drogerien und Supermärkten sind kaum noch Antigenschnelltests zu haben. Und wenn mal welche geliefert werden, sind sie gleich wieder weg. Der Neckarkäpt’n geht einen anderen Weg.

Stuttgart - Der Neckarkäpt’n ergreift die Initiative: Jens Caspar hält die Abschaffung der kostenlosen Bürgertests für falsch. Deshalb bietet er von Mittwoch an wieder gebührenfreie Antigenschnelltests in seinen beiden verbleibenden Stationen an der Universität und bei der Anlegestelle für jedermann an. „Man kann nicht immer auf den Staat warten“, sagt der Inhaber des Schifffahrtbetriebs, der im vergangenen März das Schwesterunternehmen NK Medical Services gegründet und in Spitzenzeiten 38 Teststationen in Stuttgart betrieben hat. Er appelliert an seine Mitbewerber, ebenfalls Eigeninitiative zu ergreifen. In den meisten Drogerien und Supermärkten sind derzeit kaum noch Antigenschnelltests zu haben.

Innerhalb einer Stunde ausverkauft

In einer der Stuttgarter Filialen des Drogeriemarktes Dm werden die Mitarbeiterinnen ständig nach Schnelltests gefragt. „Leider gibt es gerade keine“, lautet fast immer die Antwort. Wenn welche geliefert würden, seien sie innerhalb einer Stunde ausverkauft, sagt eine der Frauen. Aber den Tag der Lieferung kann sie aus rechtlichen Gründen nicht verraten – und weil die Kunden sonst den Laden stürmen würden. Bei Edeka sind die Schnelltests nach Auskunft eines Verkäufers schon länger nicht mehr im Programm. „Wir nehmen aktuell ein gestiegenes Kundeninteresse an Schnelltests wahr“, teilt Florian Heitzmann von der Edeka Handelsgesellschaft Südwest mit. „Die Versorgung der Märkte des Verbunds mit entsprechenden Artikeln in ausreichender Menge“ ist laut dem Pressesprecher dennoch sicher gestellt. Die Pressestellen von Dm und Rossmann haben am Montag auf Fragen zu dem Thema keine Antworten geliefert.

In einer Stuttgarter Apotheke hat die Mitarbeiterin noch ein paar Schnelltests für 2,50 Euro das Stück auf Lager – jedoch nicht mehr lange. Im Einkauf würden sie mittlerweile sieben Euro kosten, berichtet sie, die weder ihren Namen noch den der Apotheke in der Zeitung lesen will. „Dieser Aufschlag ist doch für keinen Kunden nachvollziehbar, dann heißt es wieder, dass Apotheken teuer seien.“ Doch so massenhaft und daher günstig wie die Drogerien oder Discounter könne sie nicht einkaufen. Die Nachfrage nach zertifizierten Schnelltests für 15 Euro sei eingebrochen, berichtet sie noch. Wahrscheinlich würden sie das Angebot bald einstellen.

Alle sollten sich impfen lasen – und regelmäßig testen

Jens Caspar hat jetzt für seine Aktion pro Test 1,65 Euro plus 19 Prozent Umsatzsteuer ausgegeben. Weil er in Stuttgart rund eine halbe Million vergütete Tests durchgeführt hat, könne er auch mal 25 000 spenden. Die Abschaffung des Bürgertests kritisiert er: Um 95 Prozent sei die Zahl der Tests in seinen Stationen gesunken. „Jetzt haben wir uns alle so angestrengt, und jetzt gehen die Inzidenzwerte höher, als sie jemals waren“, sagt er. Deshalb habe er „einen Rappel“ bekommen und versucht nun, die Politik zu überzeugen, den Bürgertest wieder einzuführen. Alle sollten sich impfen lassen, sagt Jens Caspar, aber alle sollten sich auch regelmäßig testen lassen. Er rechnet damit, dass der Staat ein Einsehen haben wird, und baut seine Infrastruktur langsam wieder auf.

Für die kostenlosen Tests von 10. November an muss vorher ein Termin unter: www.neckar-kaeptn.de vereinbart werden.