Kliniken in der Region Stuttgart, wie etwa das Rems-Murr-Klinikum, fürchten massive finanzielle Einbußen durch die Corona-Krise. Foto: Gottfried Stoppel

Weniger Einnahmen, mehr Ausgaben: Auch die Kliniken in der Region Stuttgart befürchten massive finanzielle Probleme durch die Corona-Krise. Die Landräte der betroffenen Landkreise haben sich daher in einem offenen Brief an den Bundesgesundheitsminister gewandt.

Waiblingen - Mit einem offenen Brief haben sich die Landkreise in der Region Stuttgart am Montag an den Bundesgesundheitsminister Jens Spahn gewandt. Unter anderem sei eine höhere finanzielle Unterstützung der Kliniken notwendig, fordern die Landräte der Kreise Göppingen, Esslingen, Ludwigsburg, Böblingen und des Rems-Murr-Kreises sowie der Oberbürgermeister der Stadt Esslingen und die Geschäftsführer der örtlichen Krankenhäuser.

Krisenbetrieb bedroht Existenz

Um die Corona-Krise zu bewältigen, seien alle nicht dringlichen chirurgischen Eingriffe sowie nicht zwingend notwendige stationäre Patientenaufnahmen ausgesetzt worden. Gleichzeitig habe man kurzfristig alle möglichen Intensiv- und Beatmungskapazitäten realisiert und sei dabei, zusätzliches Hilfspersonal zur Unterstützung der Pfleger und Ärzte zu akquirieren.

Einnahmenverluste durch abgesagte Eingriffe auf der einen Seite und höhere Personal- und Materialkosten auf der anderen Seite bedrohten die wirtschaftliche Existenz der Kliniken. Im Krisenbetrieb „reicht die Liquidität vieler Häuser maximal für zwei weitere Monate – bei vielen kleineren Häusern nicht mal so lange“, warnen die Landräte. „Ohne Unterstützung seitens der Bundesregierung sind wir in zwei Monaten handlungsunfähig.“

Nachbesserungen nicht ausreichend

Die Initiative zu dem Schreiben kam aus dem Rems-Murr-Kreis. „Der erste Gesetzentwurf von Herrn Spahn war der Anlass“, erklärt der Landrat Richard Sigel. Dann habe man die Abstimmung mit den anderen Landkreisen gesucht. „Es herrscht generell eine gute Zusammenarbeit in der Region“, so Sigel. Zwar hat der Gesundheitsminister seinen Gesetzentwurf inzwischen nachgebessert, „und wir erkennen das auch an“, betont der Landrat. Dennoch sei man der Meinung, dass das versprochene zusätzliche Geld nicht ausreiche.

Allein für die Rems-Murr-Kliniken rechne man durch die Corona-Krise mit einem Verlust von rund zehn Millionen Euro in diesem Jahr – „ohne zusätzliche Unterstützung könnten es bis zu 40 Millionen sein“, sagt Sigel. Eine der Forderungen in dem Schreiben lautet daher: Für die zusätzlich geschaffenen Intensivbetten, die mit hohen Kosten verbunden sind, sollen die Krankenhäuser eine Einmalzahlung von je 85 000 Euro erhalten.

Schutzausrüstung wird knapp

Ein weiteres großes Problem, mit dem medizinische Einrichtungen derzeit zu kämpfen haben, ist der Mangel an Schutzausrüstung. „Mehrfach wurde uns mitgeteilt, dass wir notwendige Schutzkleidung geliefert bekommen sollen. Geschehen ist bisher nichts“, heißt es in dem Brief. Bereits jetzt gehe den Kliniken in der Region die Schutzkleidung aus. „Auf dem Höhepunkt der Krise sind wir nackt“, warnen die Landräte. Im Rems-Murr-Kreis reiche das Material zwar derzeit noch aus. „Aber ich kann nicht bestätigen, dass wir sicheren Nachschub hätten“, sagt Richard Sigel.

Der Brief sei bewusst sehr deutlich gehalten, um wachzurütteln, erklärt der Landrat. „Wir wollen gemeinsam auf den Ernst der Lage aufmerksam machen.“ Man tue alles, um Zustände wie etwa in Italien zu verhindern – doch dafür brauche es auch Planungssicherheit.