Ein entflochtener Schulbeginn soll die Schülerströme entzerren. Foto: dpa/Arne Dedert

In einer eigenen Corona-Verfügung erlässt die Stadt Stuttgart strengere Regeln an Schulen. Dazu gehören neben einer Entzerrung des Unterrichtsstarts auch eine Maskenpflicht im Unterricht. Die Schulleiter sind über die Details bisher noch nicht informiert worden. Die Verfügung gilt ab Mittwoch.

Stuttgart - Wegen der starken Zunahme der Coronafälle verfügt die Stadt Stuttgart für Schüler und Lehrer strengere Maßnahmen. Demnach soll an allen weiterführenden Schulen Maskenpflicht im Unterricht gelten, sowohl für Lehrer als auch für Schüler, in Grundschulen nur für Lehrer. Für Schüler von der achten Klasse an und darüber soll der Unterricht frühestens in der zweiten Stunde beginnen. Damit wolle man das morgendliche Gedränge während der Rushhour entzerren, erklärte Sven Matis, der Sprecher der Stadt Stuttgart.

 

Rechtliche Basis für diesen Stuttgarter Weg ist eine Allgemeinverfügung des Ordnungsamts in Abstimmung mit dem Kultusministerium. Sie gilt von Mittwoch, 14. Oktober, bis 1. November. Während die geschäftsführenden Schulleiter offenbar am Montagmittag von Schulbürgermeisterin Isabel Fezer (FDP) über die Pläne informiert worden sind, kannten viele Schulleiter am Montag noch keine Details.

Viele Schulleiter kennen am Montagnachmittag noch keine Details

So berichtet Stefan Warthmann, der Leiter des Neuen Gymnasiums Leibniz in Feuerbach, er habe davon bisher nur aus der Presse erfahren. Man habe sich für die 1315 Schüler überlegt, die Kursstufe bereits um 7.35 Uhr kommen zu lassen, die Unterstufe um 7.45 Uhr und alle anderen um 8. Im Kollegium habe man sich aber auch gefragt, weshalb man an die Bahn nicht zwei Wagen mehr anhängen könne.

Auch Sandra Vöhringer, die Leiterin der Schickhardt-Gemeinschaftsschule, war bisher nur durch einen Fernsehbericht vorgewarnt. „Das mit den Masken macht mir keinen Schmerz – wir tragen seit diesem Schuljahr Masken auch im Unterricht, Lehrer wie Schüler“, sagt sie. Zunächst nur wegen der Urlaubsrückkehrer, dann habe man das beibehalten. Das habe man im Zusammenspiel mit den Elternbeiräten so beschlossen. Die Verfügung der Stadt, die Ankommzeiten für ältere Schüler zu entzerren, bringe jedoch für ihren Schulstandort kaum etwas, da die Klassenstufen fünf und sechs ohnehin im Heusteigschulgebäude und nur die Klassenstufen sieben bis zehn im Stammhaus untergebracht seien. „Ich werde das für uns anpassen“, meint Vöhringer. Das ist ganz im Sinne des Kultusministeriums. „Wichtig ist uns, dass Lösungen gefunden werden, die die Schulen auch praktisch umsetzen können“, so eine Sprecherin.

Gedränge an der U6-Haltestelle an der Heilbronner Straße „ist der Hammer“

Darum bemüht sich auch Rainer Denz, der geschäftsführende Leiter der kaufmännischen Schulen und Leiter der Kaufmännischen Schule Nord. Gemeinsam mit seinen Nachbar-Schulleiterkollegen der Werner-Siemens-, Hedwig-Dohm- und Alexander-Fleming-Schule will er das Haltestellen-Gedränge an der Heilbronner Straße entzerren. Denn, so Denz: „Die U6 ist der Hammer: Da steigen vier Schulen aus.“ Und Maskenpflicht? Ist bei Denz kein Thema. „Wir haben die seit Beginn des Schuljahrs für Schüler und Lehrer – wir haben drum gebeten, und 95 Prozent haben sich dran gehalten.“

Beim Gesamtelternbeirat kommt die Neuerung gut an. Denn, so die kommissarische Vorsitzende Manja Reinholdt: „Aus meiner Sicht lässt sich eine Maskenverordnung im Unterricht aktuell nicht umgehen. Es wird Zeit, dass die Schulen Rechtssicherheit erlangen.“ Zu diskutieren sei, „ob Masken nicht auch grundsätzlich gestellt werden müssten“. Und: Für eine Entzerrung des Unterrichts „hätten längst Planungen stattfinden müssen“.

Vor dem Hintergrund steigender Ansteckungszahlen hat auch der Esslinger Landrat Heinz Eininger (CDU) an die Schulen im Landkreis appelliert, den Schulbeginn am Morgen zu staffeln. Am Wochenende war die Sieben-Tage-Inzidenz im Landkreis Esslingen auf einen Wert von 74,4 gestiegen.