Irene und Thomas Weber verfolgen vorerst Plan B – B wie Biergarten, der am Himmelfahrtstag neben dem Theater in Großhöchberg eröffnet werden soll. Foto: Gottfried Stoppel

Thomas Weber hat vor 20 Jahren in Spiegelberg-Großhöchberg sein Theater eröffnet, super läuft – eigentlich. Der Spielbetrieb ruht aber wegen Corona, die Geburtstagsparty fällt aus. Der Mime hat einen Plan B – B wie Biergarten.

Spiegelberg - Diese Entwicklung hätte sich Thomas Weber wohl nie im Leben träumen lassen: Die Eröffnung seiner Kleinkunstbühne Kabirinett vor genau 20 Jahren im winzigen Spiegelberger Teilort Großhöchberg war ein Wagnis. Könnte das klappen? Mit Kleinkunst in der schwäbischen Provinz den Lebensunterhalt verdienen? Womöglich eines Tages eine Familie ernähren mit einem eigenen Theater mitten im Schwäbischen Wald? Würden die Menschen aus dem Städten den weiten Weg bis nach Großhöchberg auf sich nehmen? Auch im Winter bei Eis und Schnee?

Es funktioniert. Die Vorstellungen im Kabirinett sind oft weit im Voraus ausverkauft. Manche Stammgäste kommen x-mal, um sich ein und das selbe Stück anzuschauen, etwa „MundArt – Weber kocht. Gut. Bürgerlich“. Das Kabirinett ist gewachsen. Zu Beginn konnte der Mime Weber, der die Schauspielschule für Improvisationstheater von Frieder Nögge in Backnang besucht hat, vor maximal drei Dutzend Gästen spielen. Längst ist das Theater im Ort umgezogen, seither passen 99 Zuschauer in den Saal. Weber spielt nicht allein, er schreibt Stücke, die er zusammen mit Kollegen auf die Bühne bringt. Im Kabirinett treten regelmäßig die verschiedensten Künstler auf.

Neue Ferienwohnung soll im Sommer bezugsbereit sein

Bis Mitte März lief alles super, zwei Jahrzehnte lang. Dann kam Corona. Seither ruht der Spielbetrieb. Keine Kleinkunst mehr im Kabirinett. Auch die für Ende Mai geplante Geburtstagsparty wurde längst abgesagt. Das Lümmelwiesen-Festival gleich neben dem Theater ist noch nicht aus dem Programm genommen. Aber Thomas Weber und seine Frau Irene sind skeptisch, ob Ende Juli/Anfang August – wie geplant – gespielt werden darf. Weber sagt mit Blick in Richtung Zukunft aber auch: „Wir sind immer optimistisch.“ Notfalls werde der 20. Geburtstag halt im kommenden Jahr gefeiert, unter dem Motto 20 plus eins.

Zurzeit haben die Webers trotz der ungewollten Spielpause viel tun. Der Anbau an das Theatergebäude, der rund 400 000 Euro kosten wird, ist bald fertig. Im Obergeschoss ist eine Ferienwohnung, die spätestens von Juli an vermiete werden soll. Und im Erdgeschoss ist die Küche für den neuen Biergarten, der am Himmelfahrtstag erstmals geöffnet wird. Immer, wenn das Wetter mitspielt, sollen in dem Biergarten Gäste bewirtet werden, bis in den Oktober hinein und stets von Donnerstag bis Sonntag. Man könnte sagen: Der Theaterchef Weber macht aus der Not eine Tugend. Und seine Frau sagt, „wir müssen unser Geld vorerst mit dem Biergarten verdienen.“

Webers Wunsch: Nachrichten sprechen für den SWR

Für ein paar Monate ist das Kabirinett , das für den Spielbetrieb keinen Euro Zuschuss bekommt, offenbar gesichert. Thomas Weber erzählt, dass die staatliche Soforthilfe sehr zügig geflossen sei, dass die Josef-Wund-Stiftung einen stattlichen Betrag habe springen lassen, und dass viele Gäste kleinere Spenden geben. Der Mime hat jetzt zudem für das Schloss Ludwigsburg und für das Schloss Solitude Audioguides eingesprochen. Wenn er einen Wunsch frei hätte – abgesehen vom Wieder-Spielen-Wollen? Dann, antwortet Thomas Weber blitzschnell, würde er super gerne fürs Fernsehen oder fürs Radio die Nachrichten sprechen.

Wichtiger ist für ihn und für viele andere Künstler indes, dass sie wieder vor Publikum auftreten dürfen. Abstand halten, das sei im Kabirinett allerdings kaum möglich, sagt Thomas Weber. Denn viele Stücke der „Probierbühne auf dem Land“ leben auch davon, dass die Gäste mitmachen, mitunter sogar mitkochen – etwa bei dem Klassiker „MundArt“.

Falls langfristig wegen der Coronakrise Abstände eingehalten werden müssen, dann passen nur noch sehr wenige Gäste in den Theatersaal. Der Eintrittspreis müsste wohl mehr als verdoppelt werden, sagt Weber, „das ist keine Lösung“. „Die Gesellschaft“, so Weber, „lebt aber vom Kulturbeitrag der kleinen Bühnen. Die Politik muss sich was einfallen lassen“.