Das Logo der Daimler-AG ist an der Konzernzentrale in Stuttgart zu sehen. Foto: dpa/Marijan Murat

Der Stuttgarter Konzern Daimler hält an seinem bisherigen Produktionsplan fest. So will der Autobauer auch die E-Auto-Strategie zu finanzieren.

Stuttgart - Der Autobauer Daimler hält trotz der Schwierigkeiten durch die Corona-Krise an seinem Terminplan für die Einführung neuer Modelle fest, die den Absatz ankurbeln sollen. „Sicherlich gab es einige kleine zeitliche Verzögerungen bei unseren Zukunftsprojekten, unter anderem, weil Teile der Entwicklungsmannschaft seit Wochen im Homeoffice arbeiten. Wir sind jedoch optimistisch, diese Verzögerungen im weiteren Verlauf des Jahres aufzuholen“, sagte Daimler-Vorstand Markus Schäfer unserer Zeitung.

S-Klasse hat oberste Priorität

Schäfer ist Entwicklungschef von Mercedes-Benz und leitet zugleich die Konzernforschung von Daimler. „Die Mitarbeiter sind sehr motiviert. Sie brennen darauf, die neuen Autos an den Start zu bringen“, sagte Schäfer. Oberste Priorität habe für ihn die neue Generation der S-Klasse. „Der Zeitplan dafür steht. Deshalb arbeiten wir hart daran, die neue S-Klasse im dritten Quartal dieses Jahres termingerecht zu präsentieren“, sagte Schäfer.

Zuvor werde der Stuttgarter Autobauer laut Schäfer wie geplant zur Jahresmitte die aufgefrischte E-Klasse auf den Markt bringen. „Wir arbeiten in unseren Werken mit Hochdruck daran, die Produktion vorzubereiten“, sagte der Entwicklungschef, der seit Anfang April als Chief Operating Manager (COO) von Mercedes-Benz auch die gesamte technische Wertschöpfungskette von der Entwicklung über den Materialeinkauf bis zur Produktion der Premiummarke überwacht. Damit gilt er hinter Daimler-Chef Ola Källenius als zweitmächtigster Manager des Konzerns.

Corona hinterlässt Spuren in den Jahreszahlen

Die beiden neuen Modelle spielen dieses Jahr eine Schlüsselrolle für den Konzern, dessen Gewinn im vergangenen Jahr eingebrochen ist. Nächsten Mittwoch legt der Konzern die Geschäftszahlen für das erste Quartal vor, in denen Corona Spuren hinterlassen haben dürfte. Die E-Klasse gilt traditionell als Herz der Modellpalette, die S-Klasse ist das luxuriöse Flaggschiff der Marke. Daimler benötigt die Gewinne aus dem Verkauf dieser renditestarken Baureihen, um den forcierten Ausbau der Elektromobilität finanzieren zu können, die hohe Investitionen erfordert.

Nach mehrwöchigem Stillstand wird seit Montag die Produktion in den deutschen Werken wieder Schritt für Schritt hochgefahren. Daimler-Gesamtbetriebsratschef Michael Brecht zeigte sich am Dienstag erleichtert über das Ende der Zwangspause. „Es ist schön zu sehen, dass wieder etwas Leben in die Werke einkehrt – auch wenn wir noch weit von der Normalität entfernt sind“, schrieb Brecht auf dem Kurznachrichtendienst Twitter. Die Einhaltung der Sicherheits- und Hygieneregeln sei derzeit das Wichtigste.

Die größten Herausforderungen für eine Rückkehr zur Normalität sind die fehlende Nachfrage und fragile Lieferketten. „Bei den Zulieferern hat es bisher keine Probleme gegeben, allerdings laufen wir gerade erst an“, sagte Frank Deiß, Werkleiter in Untertürkheim, unserer Zeitung. Man könne die Produktion rasch ausweiten, doch momentan lasse sich der Bedarf noch schwer abschätzen.