Auch wenn die letzte Infektion erst einige Wochen zurückliegt: mit Symptomen muss man daheim bleiben. Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Gefühlt stecken sich in der Corona-Sommerwelle zahlreiche Menschen zum zweiten oder dritten Mal an. Ein Blick in die aktuellen Daten liefert genaue Erkenntnisse.

Der Anteil von Corona-Reinfektionen in Baden-Württemberg ist deutlich angestiegen. Im Juli hat sich einer von 14 nachweislich Infizierten mindestens zum zweiten Mal mit dem Virus angesteckt. Das ergeben vorläufige Zahlen des Landesgesundheitsamts.

Der Anteil solcher Zweit-, Dritt- oder sogar Viertinfektionen ist seit Jahresbeginn deutlich gestiegen. Im Dezember 2021 – damals war noch die Deltavariante vorherrschend – hatte er unter 1 Prozent betragen. Mit Aufkommen der Omikron-Subvarianten BA.1 und BA.2 stieg er im Januar auf 2,5 Prozent, aktuell beträgt er 6,8 Prozent.

Verantwortlich ist die sogenannte Immunflucht der aktuell dominierenden Omikron-Subvariante BA.5. Sie umgeht den vom Körper aufgebauten Immunschutz, selbst wenn die Infektion (etwa mit BA.1 oder BA.2) erst wenige Wochen zurückliegt. Das hat auch mit dem oftmals eher milden Verlauf vieler Erkrankungen in der Frühjahrswelle zu tun – das Immunsystem reagiert darauf dann nicht so stark.

Auch länger zurückliegende Impfungen oder Erkrankungen infolge der Infektion mit einer früheren Coronavariante (etwa der Wildtyp oder Alpha) schützen im Zeitverlauf offenbar ebenfalls weniger vor einer neuerlichen Ansteckung mit den aktuell dominierenden Omikron-Subvarianten.

Was man tun kann

Es lässt sich nicht ermitteln, ob der Anteil der Reinfektionen tatsächlich wie in Baden-Württemberg um die 7 Prozent liegt – oder ob er nicht höher liegt. Für diese Vermutung würde die möglicherweise geringe Neigung Genesener sprechen, sich im Falle von Symptomen testen zu lassen. Insgesamt liegt die Zahl der PCR-Tests, ohne die eine Infektion nicht in die Statistik eingeht, deutlich unter den Werten aus den Winter- und Frühjahrswellen. Das lässt eine hohe Dunkelziffer vermuten, die bei Reinfektionen möglicherweise nochmals erhöht ist.

Menschen, die bereits eine Infektion durchgemacht haben und diese Erfahrung nicht allzu schnell wiederholen möchten, sollten die derzeit möglichen und allgemein empfohlenen Vorsichtsmaßnahmen berücksichtigen – also insbesondere Abstand halten und Masken in Innenräumen verwenden. Zudem sollten sie bei coronatypischen Symptomen nicht darauf vertrauen, dass es sich gar nicht um eine neuerliche Infektion handeln könne – sondern sich testen lassen und nicht unter Menschen gehen.