Richard Sigel sieht den Kreis für eine vierte Welle gut aufgestellt, beim Impfen gibt es jedoch Nachholbedarf. Foto: Gottfried Stoppel

Die Zahl der Coronainfektionen ist im Rems-Murr-Kreis wieder angestiegen. Wie sich die Lage weiterentwickelt, kann auch der Landrat Richard Sigel nicht belastbar vorhersagen. Er hat aber eine Einschätzung.

Waiblingen - Weil sich die Corona-Inzidenz wieder im zweistelligen Bereich bewegt, gelten im Rems-Murr-Kreis seit Montag Regelungen der Stufe zwei. Die Verschärfungen, die diese mit sich bringt, sind noch überschaubar. Doch die bange Frage, die alle gerade zum Start der Schulferien umtreibt: Wie geht die Entwicklung weiter?

Am Donnerstag liegt die Inzidenz bei 14

Wirklich beantworten kann sie auch der Landrat nicht. Doch Richard Sigel, der in ständigem Kontakt mit Experten aus Klinik und Gesundheitsamt steht, glaubt, dass sich die Zahlen in etwa auf dem aktuellen Niveau einpendeln werden. Am Donnerstag wurde die Kennziffer der auf 100 000 Einwohner heruntergerechneten Neuinfektionen für den Kreis mit 14 angegeben, am Vortag hatte sie bei 16 gelegen. Vielleicht werde der Wert in diesem Sommer noch bis 30 oder 35 anwachsen, aber mit einem dramatischen Anstieg rechnet Richard Sigel vorerst nicht.

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Das freilich werde auch mit darauf zurückzuführen sein, dass durch die Schulferien automatisch deutlich weniger Tests gemacht würden, räumt Sigel ein. Allerdings sieht er den Kreis gut aufgestellt für eine vierte Welle, die im Herbst sicherlich aufschlagen werde. Mit der Buchungsplattform Cosan und der Smartphone-App RMK-Cosima verfüge man weiterhin über eine breite Teststruktur, und das PCR-Testzentrum in Winnenden könne seine Öffnungszeiten jederzeit ausweiten, um Reihentestungen durchzuführen, sagt Sigel. Auch das Winnender Krankenhaus sei mit seiner dort eigens eingerichteten Infektionsstation gut vorbereitet. Laut Auskunft der Rems-Murr-Kliniken werden zurzeit drei Covid-19-Patienten versorgt.

Schlüssel für den Herbst ist Impfquote

Der „Schlüssel für den Herbst“ sei sicherlich, wie viele Menschen bis dahin über einen ausreichenden Impfschutz verfügten, sagt Sigel. Die Quote für den Rems-Murr-Kreis sei da nach wie vor schlecht, räumt er ein. „Wir sind noch nicht da, wo wir sein wollten.“ Man habe den Rückstand, der durch unzureichende Impfmengen entstanden war, zwar etwas aufgeholt, doch bei Weitem noch nicht ausreichend. Sowohl bei der Erst- (54 Prozent) als auch bei der Zweitimpfung (46 Prozent) lag man im Ranking mit den anderen 44 Stadt- und Landkreisen im Land an Rems- und Murr lediglich auf Platz 34.

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Ansonsten rät der Landrat nicht nur seinen etwa im Gesundheitsamt durch Corona hochgradig in Mitleidenschaft gezogenen Mitarbeitern, die Sommermonate zum „sortieren und durchschnaufen“ zu nutzen. Fast jeder habe das nach nahezu anderthalb Jahren Pandemie jetzt nötig. Der Blick ist dennoch schon nach vorn gerichtet: Die Vorbereitungen für den Start nach den Ferien seien im Gange. In den Schulen und Kitas müsse es in sechs Wochen reibungslos und normal weitergehen können, sagt Sigel.