New York gleicht seit Wochen einer Gespensterstadt. Foto: AP/Ted Shaffrey

Wo breitet sich das Coronavirus gerade am rasantesten aus? Wo sind die Gegenmaßnahmen am härtesten und die Folgen am dramatischsten? Aber auch: Wo gibt es Hoffnung? Ein Blick von New York bis Sydney.

Sydney - Dass zu starke Lockerungen von Anti-Corona-Maßnahmen zu abnehmender Disziplin führen können, ist nicht nur in Deutschland ein Thema. Ein Beispiel aus Australien zeigt, dass das Rad auch wieder zurückgedreht werden kann. Auf eine besondere Probe wird in den nächsten Wochen die arabische Welt gestellt und in der Schweiz macht die Not erfinderisch. Ein Blick um die Welt in Zeiten von Corona.

AUSTRALIEN - Strandverbot reaktiviert

Es war einen Versuch wert: In Randwick, einem Vorort der australischen Küstenmetropole Sydney, wurden erst am Montag drei Strände wieder geöffnet. Wenige Tage später sind sie wegen fehlender Disziplin der Besucher wieder dicht. Die Stadtverwaltung hatte nur Sport am Strand erlaubt und verboten, dass sich mehr als zwei Menschen versammeln. Aber das klappte nicht. „Wir wollen sie für Sport offenhalten, aber das geht nicht, wenn die Leute herkommen, um einen spaßigen Tag zu haben“, sagte ein Sprecher der Stadt der australischen Nachrichtenagentur AAP.

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Rettungsschwimmer und Ranger waren demnach am Wasser unterwegs, um die Leute zu vertreiben. Am Wochenende sollen die Strände wieder öffnen, aber genau beobachtet werden. Der Bürgermeister von Randwick, Danny Said, warnte, die Strände würden wieder geschlossen, falls die Abstandsregeln nicht eingehalten würden. Den Besuchern ist nur kurzes Schwimmen, Surfen oder Laufen gestattet, dann sollen sie wieder nach Hause.

Für die Überlegungen, den Strandurlaub in Europa im Sommer wieder zu erlauben, bedeutet das Beispiel nichts Gutes.

USA - Erste positive Zeichen aus New York

Der US-Bundesstaat New York ist besonders heftig von der Corona-Pandemie betroffen - aber jetzt mehren sich erste vorsichtig positive Zeichen. Die Zahl der Todesopfer nach einer Infektion mit dem Virus sinkt, ebenso wie die Zahl der neu ins Krankenhaus eingelieferten Patienten.

Zudem zeigen erste Daten, dass möglicherweise weitaus mehr Menschen in dem Bundesstaat an der US-Ostküste mit rund 19 Millionen Einwohnern eine Infektion mit dem Virus bereits überstanden haben: Den Ergebnissen einer ersten Antikörper-Studie zufolge infizierten sich bislang rund 14 Prozent der Menschen mit dem neuartigen Virus - in der Millionenmetropole New York waren es sogar rund 20 Prozent. Für die Studie seien rund 3000 Menschen, die in 40 Supermärkten in 19 Landkreisen einkauften, zufällig ausgewählt und auf Antikörper getestet worden, sagte Gouverneur Andrew Cuomo.

Wer positiv auf Antikörper getestet wird, ist mit dem Virus in Berührung gekommen, selbst wenn er nie Krankheitssymptome hatte. Cuomo betonte jedoch auch: Die Zahlen sind vorläufig und beruhen nur auf der relativ kleinen Testgruppe von 3000 Menschen, die zudem nicht diejenigen beinhaltet, die derzeit das Haus nicht verlassen.

FRANKREICH - „Crash-Test“ für deutsch-französische Freundschaft

Die weitgehend geschlossene Grenze zwischen Deutschland und Frankreich belastet nach Ansicht von Regionalpolitikern nicht nur die Region, sondern auch die deutsch-französischen Beziehungen insgesamt. „Die Coronavirus-Krise ist ein Crash-Test für die deutsch-französische Freundschaft“, sagte Christophe Arend, Pariser Abgeordneter aus Forbach an der Grenze zum Saarland, der Deutschen Presse-Agentur. Die Krise habe „uns eine echte Lektion in deutsch-französischer, aber auch europäischer Solidarität erteilt“. Arend stehe in täglichem Kontakt mit Grenzpendlern. Diese beklagten etwa extrem lange Umwege zum Arbeitsplatz, aber auch Anfeindungen.

Ähnlich äußert sich die Präsidentin des Rates des elsässischen Départements Haut-Rhin, das an Baden-Württemberg grenzt. Französische Berufspendler dürften in Deutschland nicht einkaufen oder anhalten, um zu tanken, sagte Brigitte Klinkert der dpa. Das wirke sich negativ auf die Stimmung aus und sei ein schlechtes Signal. Französische Politiker aus der Grenzregion hatten zuletzt immer wieder eine schnelle Wiedereröffnung der geschlossenen Übergänge gefordert. Seit Mitte März sind zahlreiche kleinere Grenzübergänge zwischen Deutschland und Frankreich gesperrt, an den wenigen offenen Übergängen wird der Einreiseverkehr kontrolliert.

Klinkert spricht sich für Tandems aus deutschen und französischen Polizisten für die Kontrollen des Grenzverkehrs aus. „Das wäre symbolisch besser“, sagte sie. Der Abgeordnete Arend geht davon aus, dass die Covid-19-Pandemie auf beiden Seiten der Grenze ihre Spuren hinterlassen wird. Aber sie sei auch eine Gelegenheit, die deutsch-französische Zusammenarbeit zu stärken. Er begrüßte, dass Deutschland grenzüberschreitende Begegnungen von Familien nun uneingeschränkt erlaubt, und forderte dies auch von französischer Seite. In Frankreich sind Familienbesuche generell nur in Ausnahmefällen gestattet.

ÄGYPTEN - Ein Fastenmonat wie niemals zuvor

In Ägypten hat wie in vielen anderen arabischen Ländern der Fastenmonat Ramadan begonnen. Eigentlich eine Zeit, in der sich Familien abends zum feierlichen Fastenbrechen treffen, die Restaurants bis weit in die Nacht geöffnet sind und viele gläubige Muslime die Zeit beim gemeinsamen Gebet in der Moschee verbringen. In diesem Jahr ist alles anders: Moscheen bleiben in Ägypten, wie auch in den meisten anderen Ländern, geschlossen. Wo sonst in den vollen Straßen der Hauptstadt Kairo an langen Tischen Bedürftige zum Essen eingeladen werden, sind die Armenspeisungen verboten.

Im bevölkerungsreichsten Land der arabischen Welt herrschen zudem Ausgangsbeschränkungen. Zum täglichen Fasten zwischen Sonnenauf- und -untergang kommen als zusätzliche Belastung die gesellschaftlichen Einschränkungen. Für Kontroversen sorgten zudem Aufrufe, auf das Fasten in diesem Jahr zu verzichten, um den Körper nicht zu schwächen. Dem erteilte der Großimam der einflussreichen Al-Azhar-Moschee allerdings eine Absage.

ITALIEN - Kauf von Fahrrädern und Tretrollern soll gefördert werden

Überfüllte öffentliche Verkehrsmittel in Corona-Zeiten? Zu große Ansteckungsgefahr. Italien will den Kauf von Fahrrädern und Tretrollern fördern, um volle U-Bahnen und Busse zu verhindern. In der anstehenden Verordnung werde es entsprechende Anreize geben, sagte Verkehrsministerin Paola De Micheli der Zeitung „Corriere della Sera“ (Freitag). Wie hoch die Förderung sein wird, war unklar.

Italien will vom 4. Mai an die strengen Ausgangsbeschränkungen ein wenig lockern. Erwartet wird, dass einige Fabriken und Firmen die Arbeit wieder aufnehmen dürfen. Seit etwa sieben Wochen dürfen die Menschen nicht einmal für einen Spaziergang nach draußen.

Stoßzeiten müssten unbedingt verhindert werden, es gebe dazu aber nicht genug Busse und Bahnen, sagte De Micheli. Öffentliche Verkehrsmittel dürften nur zur Hälfte besetzt sein, um soziale Distanz zu wahren. Wenn alle auf Autos umstiegen, würden die Städte verstopft. Daher sollten auch die Straßenverkehrsordnungen geändert werden, um mehr Fahrradwege zu öffnen.

SCHWEIZ - Eine Maske, die Viren tötet

Eine Gesichtsmaske, die sich bei Kontakt mit bestimmten Viren verfärbt, oder eine, die Viren nicht nur abhält, sondern abtötet - daran arbeiten Forscher in Zürich. Sie erwarten, dass Gesichtsschutz auch über die aktuelle Coronavirus-Krise hinaus ein Thema bleiben wird. „Die Krise ist ein Innovationsmotor“, sagt René Rossi, Leiter des Labors zur Entwicklung intelligenter Textilien bei der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa), der Zeitung „Blick“. Ein weiteres Forschungsprojekt befasst sich mit der Entwicklung transparenter Masken.

Das Institut hat bereits einen Sensor entwickelt, der Coronaviren in der Luft nachweisen kann. Er basiert auf winzigen Strukturen aus Gold, sogenannten Gold-Nanoinseln. Dass es funktioniert, hätten die Forscher schon nachgewiesen, jetzt müsse noch ein einsatzfähiges Gerät entwickelt werden, sagen die Forscher.