Ob es die Stuttgarter Buchwochen im nächsten Jahr noch geben wird, ist fraglich. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Im Stuttgarter Literaturhaus setzt man auf das Digitale, doch für die Stuttgarter Buchwochen könnte das 70. Jahr ihres Bestehens zum Schicksalsjahr werden.

Stuttgart - Grundsätzlich kann die Leiterin des Stuttgarter Literaturhauses, Stefanie Stegmann, die Verschärfung der Corona-Maßnahmen verstehen. Aber jahrelange Vorbereitung steckt in der für den 7. November geplanten Hölderlinnacht, einer hochkarätig besetzte Gemeinschaftsproduktion mit dem Staatstheater und dem Deutschen Literaturarchiv. Gerade prüft sie zusammen mit den Partnern, ob sich diese Riesennummer vielleicht doch noch auf digitalem Weg retten lässt. Und in den Sternen steht auch die „Kometenparade“ – der Jahrmarkt der unabhängigen Verlage Anfang Dezember. Doch ansonsten will sie sich nicht unterkriegen lassen. Während des ersten Lockdowns hat das Literaturhaus risikofreudig viel Geld in Video-Technik investiert. Das zahlt sich nun aus. „Mittlerweile haben wir eine große Zahl von Livestream-Ticketkäufer pro Veranstaltung, die von zu Hause aus - auch über Stuttgart hinaus - an den Bildschirmen sitzen und uns häufig am Tag darauf sogar nette und dankbare E-Mails schreiben.“ So wird am 6. November auch der Stuttgarter Autor Wolfgang Schorlau bei der Premiere seines neuen Dengler-Romans sein Publikum finden – auch wenn er dabei auf leere Stühle blickt.

In der Existenz gefährdet

Die 70. Stuttgarter Buchwochen vom 12. bis 29. November werden voraussichtlich nicht stattfinden. Um eine endgültige Entscheidung treffen zu können, müsse jedoch noch die Corona-Verordnung des Landes abgewartet werden, sagte die Geschäftsführerin des Börsenvereins Baden-Württemberg, Reinhilde Rösch. Sie gehe aber davon aus, dass es in diesem Jahr keine Buchwochen gibt. Die zeitgleich stattfindende „Karlsruher Bücherschau“ wurde bereits abgesagt. Ein Teil des Veranstaltungsprogramms werde möglicherweise in den virtuellen Raum auf die Plattform Buchwochen.de ausgelagert. In welcher Form genau, sei aber noch offen.

Die Stuttgarter Buchwochen gehören zu den größten regionalen Buchausstellungen Deutschlands. Sie bieten gerade kleinen und unabhängigen Buchhandlungen und Verlagen aus Baden-Württemberg ein Forum. Reinhilde Rösch sieht die Zukunft der Traditionsveranstaltung gefährdet. „Wir finanzieren uns im Wesentlichen aus den Einnahmen, die wir aus den Buchwochen erzielen. Die sind in diesem Jahr gleich null – wenn wir keine Hilfen bekommen, ist es fraglich, ob wir im nächsten Jahr weitermachen können.“