Josef Nogaj vom Wirthshaus zum Kuckuck in Fellbach hatte bis Freitag geöffnet, von dieser Woche an gibt es bei ihm das Essen zum Abholen. Foto: Eva Herschmann

Viele der verpachteten Vereinslokale in Fellbach und Kernen haben bereits vor dem Erlass der Landesregierung zugemacht, andere bis zum Schluss ausgeharrt. Einige bieten nun Essen zum Abholen an – und die Vereine zeigen sich solidarisch.

Fellbach/Kernen - Die Nachricht, dass Gastronomiebetriebe von Samstag an geschlossen bleiben, hat Josef Nogaj nicht wirklich überrascht. Der Wirt des Wirthshaus zum Kuckuck auf dem Gelände der Gemeinschaft der Gartenfreunde Fellbach hat aber bis zum Schluss ausgeharrt und den Rahmen der erlaubten Öffnungszeiten bis 18 Uhr genutzt. Denn viele seiner älteren Stammgäste kommen regelmäßig zur Mittagszeit zum Essen zu ihm.

Die Hoffnung, mit einem Abholservice etwas Geld zu verdienen, hat Seat Lalic, der Pächter des Vereinsheims der Schützenkameradschaft Fellbach-Schmiden, aufgegeben

Die Corona-Krise hat auch die Gastronomie voll erfasst. Das trifft jeden Wirt hart, auch die Pächter der Vereinsheime. Josef Nogaj hatte zunächst noch gehofft, dass es genügt, die Tische in der Gaststube und im Garten weiter auseinander zu stellen und die verkürzten Öffnungszeiten einzuhalten. „Es war sogar jemand vom Kommunalen Ordnungsdienst der Stadt da und meinte, alles sei perfekt“, erzählt er. Doch nun ist die Schließung angeordnet. Da die Landesregierung weiterhin Lieferservice, To-Go- und Drive-In-Angebote erlaubt, wird Josef Nogaj von diesem Montag an aber zumindest für die Fellbacher kochen. Auf telefonische Bestellung und zum Abholen. „Wir wollen wenigstens versuchen, ein bisschen was zu retten.“

Die Hoffnung, mit einem Abholservice etwas Geld zu verdienen, hat Seat Lalic, der Pächter des Vereinsheims der Schützenkameradschaft Fellbach-Schmiden, aufgegeben. „Anfang der Woche gab es ein paar Bestellungen, am Freitag und am Samstag keine einzige. Ich werde den Betrieb jetzt bis auf weiteres schließen.“ Wie es finanziell weitergeht, weiß Lalic nicht. „Ich will in dieser Woche das Gespräch mit dem Verein suchen, aber vor allem ist wichtig, dass wir alle diszipliniert sind, dann geht es vorbei.“

Arcangelo Porro, der Wirt im Restaurant Stadio des TSV Schmiden, hat die Küche am Mittwoch geschlossen

Für Daniel Artaris, den Wirt im Clubhaus des TV Oeffingen, habe sich die Frage der Mittagsöffnung erst gar nicht gestellt, sagt Gabriel Bieg, der TVOe-Geschäftsführer. „Der Tennwengert liegt zu weit draußen, das hätte sich nicht gelohnt. Zumal er bisher keinen Mittagstisch angeboten hat. Also hat er bereits am Dienstag vergangener Woche zugemacht.“ Ausgemacht tragisch findet Bieg, dass ausgerechnet jetzt, da das Clubhaus „nach Anfangsschwierigkeiten sensationell lief und die Akzeptanz der Mitglieder riesig war“, diese Krise eintritt. „Aber wir möchten unseren Pächter halten“, erklärt Bieg.

Arcangelo Porro, der Wirt im Restaurant Stadio des TSV Schmiden, hat die Küche am Mittwoch geschlossen. Bereits in der Woche davor hätten viele ihre Reservierungen abgesagt, erzählt er. „Es gibt keine Taufen, keine Hochzeiten, deshalb hatten wir uns schon am vergangenen Montag entschieden, dass wir zumachen.“ Seine sechs Mitarbeiter hat Porro in Kurzarbeit geschickt, das Arbeitsamt habe schnell und unbürokratisch geholfen, sagt er. Auch das Schreiben ans Finanzamt hatte Porro mit seinem Steuerberater bereits vorbereitet. „Wir haben die Entwicklung in Italien mitbekommen und uns auf diese Situation vorbereitet.“ Ein Gespräch mit Rolf Budelmann, dem TSV-Geschäftsführer, hat ebenfalls schon stattgefunden. „Wir werden prüfen, welche Unterstützungsmöglichkeiten es gibt“, sagt Budelmann.

Bis zum Gebot der Schließung hatte Resa Sanati das Parkrestaurant des SV Fellbach offen gelassen

Auch Ralf Kobald, Wirt der Gaststätte Fairplay der Spvgg Rommelshausen, hat die Entwicklung aufmerksam beobachtet und am Montag vergangener Woche das Lokal zugemacht. Für seine festangestellten Mitarbeiter hat er am gleichen Tag Kurzarbeit angemeldet, die Aushilfskräfte sitzen auf Abruf daheim. „Verdienstausfälle haben wir jetzt alle“, sagt Kobald, der jetzt Essen zum Abholen anbietet. Der Verein will die Pächterfamilie unterstützen. „Sie machen alle einen tollen Job, wir werden einen Weg finden“, sagt René Marek, bei der Sportvereinigung verantwortlich für Öffentlichkeitsarbeit.

Bis zum Gebot der Schließung hatte Resa Sanati das Parkrestaurant des SV Fellbach offen gelassen. Obwohl am Ende kaum mehr die Unkosten herausgesprungen sind. „Es ging nicht ums Geldverdienen, sondern darum, für die Gäste da zu sein, so lange es ging.“

Jetzt geht es nicht mehr. Den Gästen fehlen die Restaurantbesuche, den Wirten die Einnahmen, um ihre Pacht an die Vereine zu bezahlen. „Wir haben am Samstag im Vorstand beschlossen, dass wir unseren Wirten Petra Waste und Steffen Deeg die Pacht im Monat März auf alle Fälle erlassen“, sagt Jürgen Gaiser, der Präsident des Reit- und Fahrvereins Fellbach.

Der Musikverein Rommelshausen will seinem Pächter Serdar Cekic ebenfalls entgegenkommen. „Zumindest eine gewisse Zeit können wir das. Aber wenn es länger dauert, haben wir ein richtiges Problem“, erklärt der Vorsitzende Josef Gschwandl. Der Wirt versuche es mit einem Abhol- und Lieferdienst. „Mal sehen, ob es läuft. Wir holen auf alle Fälle was zu essen bei ihm“, sagt Gschwandl.

Die Wirte sind aber auch erleichtert, dass eine klare Ansage gemacht wurde. „Fast stündlich kamen neue Anordnungen, man wusste gar nichts mehr“, sagt Resa Sanati. Ralf Kobald ist sogar froh, dass der totale Stillstand da ist. Und nicht nur er hofft, dass, wenn alle eine Zeit lang daheim bleiben, im Sommer die Gäste wieder gemütlich im Schatten der Bäume im Biergarten sitzen können.